Interview mit Stephanie Meindl Bonner Studentin arbeitet im deutschen Expo-Pavillon in Yeosu

BONN · Für Stephanie Meindl ist Südkorea für vier Monate zur beruflichen Heimat geworden. Als eine von 50 Hostessen und Hosts betreut die Studentin aus Bonn seit Mitte Mai die Besucher im Deutschen Pavillon "Seavolution" auf der Expo in Yeosu.

 Zurzeit in Südkorea: Stephanie Meindl, die in Bonn Asienwissenschaften studiert, arbeitet im deutschen Expo-Pavillon.

Zurzeit in Südkorea: Stephanie Meindl, die in Bonn Asienwissenschaften studiert, arbeitet im deutschen Expo-Pavillon.

Foto: Jens Neumann

Vier Monate beruflich in Yeosu - das muss doch ein Traum sein?
Stephanie Meindl: Auf jeden Fall. Es ist zwar teilweise ziemlich anstrengend, aber wieder in Korea sein zu dürfen und das Land aus einer anderen Perspektive als aus der einer Austauschstudentin kennenzulernen ist sehr spannend. Ich habe mich unfassbar über die Expo-Zusage gefreut und konnte es kaum abwarten, wieder hierher zu kommen.

Warum haben Sie sich für die Expo beworben?
Meindl: Ein Bekannter hat auf der Expo 2010 in Shanghai gearbeitet. Als ich mit meinem Freund von einem Jahr auf einer Rundreise durch Korea nach Yeosu kam, dachte ich, das wäre auch etwas für mich. Ich war zu dem Zeitpunkt noch vollkommen überwältigt von den Eindrücken, die ich in Korea gesammelt hatte. Deshalb wollte ich die Chance unbedingt nutzen.

Deutschland präsentiert sich weltoffen, innovativ und zukunftsorientiert: Wie reagieren die Besucher darauf?
Meindl: Im Pavillon bekommt man fast ausschließlich positive Resonanz. Ein Besucher meinte, er hätte das Gefühl, Deutschland wäre eine Insel, weil es trotz der verhältnismäßig kleinen Küsten großes Interesse am Meer hat und so viel Meeresforschung betreibt.

Die Balance zwischen Innovation, Technik und Erleben stimmt also?
Meindl: Ja. Deutschland zeigt sich wirklich hier auf der Expo von seiner besten Seite.

Wie gefällt Ihnen der Pavillon "Seavolution"?
Meindl: Das Gebäude und der Inhalt zum Thema "Der lebendige Ozean und die Küste" gefallen mir ausgesprochen gut. Ich bin stolz, in einem so interessanten und schön gestalteten Pavillon zu arbeiten. Einige Exponate wie das "Tsunami Frühwarnsystem" sind wirklich spannend, sodass es Spaß macht, sie den Besuchern näher zu erklären und zu versuchen, diese mit der eigenen Begeisterung anzustecken.

Bleibt neben dem Schichtdienst Zeit, Stadt und Land zu erkunden?
Meindl: Leider bin ich in meiner "freien Zeit" derzeit oft mit der Fertigstellung meiner Bachelor-Arbeit beschäftigt. Zu Beginn der Expo habe ich mehr Ausflüge gemacht. Mit einer Freundin von der Austausch-Uni war ich beispielsweise in den Grünteeplantagen in Boseong. Ein tolles Erlebnis. Ansonsten versuche ich, hin und wieder meine Arbeitszeiten zu tauschen, sodass ich wenigstens einmal im Monat nach Seoul fahren kann. Dort treffe ich dann Freunde und genieße das Großstadt-Flair.

Und wie sieht es mit Expo-Pavillons anderer Nationen aus?
Meindl: Alle habe ich noch nicht gesehen, aber einen großen Teil. Das gehört einfach dazu. Viele Besucher fragen, wo sie denn als nächstes hingehen sollten oder brauchen Wegbeschreibungen. Den meisten empfehle ich dann Singapur, weil der Pavillon sehr schön gestaltet ist und der Besucher eine kleine Reise auf dem Rad durch Singapur machen kann. Als zweites Kasachstan. In der etwa 15-minütigen Darbietung bekommt man viel von der kasachischen Kultur gezeigt. Die USA und Russland sind ebenfalls beliebt. Diese Pavillons habe ich aber noch nicht gesehen. Das werde ich sobald wie möglich nachholen - an einem Tag, an dem nicht so viele Besucher da sind und ich lange Wartezeiten vermeiden kann.

Welche Begebenheit möchten Sie nicht missen?
Meindl: Es sind weniger die großen als vielmehr die kleinen Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. Zum Beispiel, wenn man sich mit Besuchern in einem sehr lustigen Sprachen-Mix aus Deutsch, Koreanisch und Japanisch verständigt.

Werden Sie nach der Expo nach Deutschland zurückkehren?
Meindl: In Seoul habe ich noch vier Tage Zeit, um Freunde zu treffen und zu entspannen. Danach geht es zurück. Schließlich muss ich pünktlich zum Geburtstag meiner kleinen Schwestern wieder in Deutschland sein.

Und worauf freuen Sie sich am meisten?
Meindl: Da gibt es einiges, obwohl ich die Zeit in Korea sehr genieße. An erster Stelle stehen Familie, Freunde und mein Freund. Manchmal fehlt mir einfach auch nur eine gute Party. Eine mit guter Rockmusik, denn in Korea hört man fast nur einheimischen Pop. Und zu guter Letzt natürlich das Essen: Ich liebe zwar koreanische Speisen, aber jetzt im Sommer möchte ich gerne wieder draußen im Garten sitzen und grillen - mit ordentlichen Würstchen, Mamas Kartoffelsalat und bis in die späten Abendstunden draußen entspannen. Am nächsten Tag muss es dann Brötchen mit Mango-Marmelade geben. Und natürlich Schwarzbrot.

Zur Person

Nach dem Abitur am Fachgymnasium Wirtschaft in Syke bei Bremen begann Stephanie Meindl, 25, ein Studium für Asienwissenschaften an der Uni in Bonn - und kam so vor einem Jahr als Austauschstudentin erstmals nach Seoul.

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