Karnivoren-Börse im Botanischen Garten Fleischfressende Pflanzen erfreuen Liebhaber und Zufallsbesucher

Bonn · Bei der Karnivoren-Börse im Botanischen Garten finden sich Besucher aus Bonn und ganz Deutschland ein. Experten und Liebhaber tauschen ihre Schätze bisweilen, Zufallsbesucher greifen beim Kauf zu.

 Karnivoren-Liebhaber aus Bonn und ganz Deutschland interessieren sich für das Angebot im Botanischen Garten.

Karnivoren-Liebhaber aus Bonn und ganz Deutschland interessieren sich für das Angebot im Botanischen Garten.

Foto: Sven Festag

An diesem Sonntag hat die Gesellschaft für fleischfressende Pflanzen (GFP) eine Karnivoren-Tauschbörse im Botanischen Garten der Universität Bonn veranstaltet. Freunde der „karnivoren Gewächse“ trafen sich zum Handel und gemeinsamen Austausch über ihr gemeinsame Leidenschaft. Entlang des Gewächshauses direkt gegenüber des Poppelsdorfer Schlosses waren die Stände der Verkäufer aufgereiht, die ihre Gewächse anboten.

Christian Dietz ist zweiter Vorsitzender der GFP und für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich. “Wir treffen uns seit 2007 regelmäßig hier in Bonn”, erklärt er. Zunächst war es nur ein Treffen für Vereinsmitglieder in Nordrhein-Westfalen. Anfangs habe es etwa 20 Teilnehmer gegeben. “Der Standort in Bonn ist für uns optimal, da es im Botanischen Garten eine große Sammlung fleischfressender Pflanzen gibt”, ergänzt Vereinskollege Alexander Fisch. Er organisierte die bisherigen Veranstaltungen.

Einige Händler sagen ab, Gäste kommen trotzdem

Inzwischen sind Treffen und Tauschbörse öffentlich. Zuletzt habe es 1200 Besucher gegeben. Wegen der unsicheren Corona-Lage rechnete er in diesem Jahr mit weniger Besuchern, da auch Händler aus den Niederlanden und Tschechien abgesagt hatten. Am sonnigen Sonntag fanden zahlreiche Gäste den Weg zum Botanischen Garten - darunter viele eher durch Zufall, wie sich auf Nachfrage herausstellte. Die Verantwortlichen machten unter den Besuchern auch etliche Mitglieder der GFP aus, die aus ganz Deutschland angereist waren. Eine Bonner Besucherin zeigte sich begeistert von der Vielfalt der „Fleischfresser“ und freute sich über einen gelungenen Nachmittag.

Seine Begeisterung für fleischfressende Pflanzen entdeckte Dietz bereits als Jugendlicher. “Als ich 14 Jahre alt war, schenkte mir meine Tante eine Venusfliegenfalle”, erinnert er sich. “Ich habe sie dann im Gewächshaus von meinem Opa aufgezogen”. Für ihn bestehe der Reiz der Karnivoren darin, zu sehen, dass etwas passiert. "Es ist spannend zu sehen, wenn etwas kleben bleibt oder die Venusfliegenfalle zuschnappt".

800 karnivore Pflanzenarten sind bekannt

Danach suchte er im Internet nach Gleichgesinnten und wurde 2001 Mitglied der GFP. Wie intensiv die Menschen dieses Hobby ausüben, hänge von Zeit und Geld ab. Viele Karnivorenbesitzer haben eine kleine Sammlung. “Ich habe aber auch Bekannte, die ein Gewächshaus-Zelt in der Küche stehen haben und das Gießwasser in einem separaten Kühlschrank lagern”, sagte Dietz.

Derzeit sind weltweit etwa 800 karnivore Pflanzenarten bekannt. Ihnen gemein ist, dass sie auf nährstoffarmen Böden wachsen können. Diesen Mangel gleichen sie durch lebendige Nahrung wieder aus. Überwiegend fressen Karnivoren Insekten wie Fliegen oder Ameisen. “Größere Arten können auch kleine Säugetiere, zum Beispiel Mäuse, fangen”, erklärte Fisch. “Das ist allerdings selten”.

Für den Anfang geht auch ein Exemplar aus dem Baumarkt

Neben einem nährstoffarmen, sauren Torfboden empfiehlt der zweite Vorsitzende einen hellen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit und das Gießen mit kalkarmem Wasser.“Ein Füttern der Pflanzen ist nicht nötig”, erklärte Fisch. Die heimischen Kulturböden verfügten über mehr Nährstoffe als die sandigen Böden in der freien Natur. “Allerdings werden sie größer und schöner, wenn man es tut”.

Interessierten Anfängern empfiehlt Dietz als erste Karnivore einen Sonnentau oder eine Schlauchpflanze. Diese könnten im Freien gepflanzt werden und sind teilweise auch winterhart. “Am besten ist es, fleischfressende Pflanzen bei einem speziellen Anbieter zu kaufen”, rät Fisch. Der zweite Vorsitzende entgegnet: “Zu Beginn ist auch eine aus dem Baumarkt in Ordnung”.

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