Hilfe für überforderte Eltern

Caritas und Familienkreis bieten ein Betreuungsnetz für Familien an

Bonn. Am Anfang stand für Jean-Pierre Schneider vor allem eine Frage, auf die es zunächst keine Antwort gab: "Was läuft schief, dass es so viele Beispiele verwahrloster Kinder gibt?"

Der Direktor der Bonner Caritas spielte damit auf das Bekanntwerden jener Fälle an, bei denen Kinder von ihren überforderten Eltern vernachlässigt wurden und starben. Weil ein Träger sozialer Angebote dem alleine nicht effektiv entgegenwirken kann, präsentierte die Caritas mit dem Bonner Familienkreis im Beueler Rathaus eine gemeinsame Antwort auf diese Frage: Die Gründung der Koordinierungsstelle "Frühe Hilfen Bonn - das Netzwerk für Vater, Mutter, Kind".

Das Netzwerk bündelt die Arbeit von mehr als 40 Organisationen und hat ein ehrgeiziges Ziel: Keine Bonner Familie soll mehr durchs Betreuungsnetz fallen. Jugendamtsleiter Udo Stein erfüllt die neue Kooperation mit Stolz. "Das Netzwerk ist eine großartige Chance, um das mit Leben auszufüllen, was die Familien unserer Stadt brauchen", lobte er den Zusammenschluss, dessen Herzstück die gemeinsame Koordinierungsstelle ist.

"Ziel ist es, Eltern schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, idealerweise in der Schwangerschaft, zu erreichen und über niederschwellige und präventive Hilfe zu informieren", erklärte Anja Henkel vom Familienkreis, die die Anlaufstelle gemeinsam mit Susanne Absalon von der Caritas leitet. Mehr als 120 Anfragen hat es seit Anfang des Jahres bereits von Paaren oder Alleinerziehenden gegeben.

Zum Beispiel von Katharina B. (Name geändert), die sich nach der Entbindung ihrer Zwillinge im Krankenhaus überfordert fühlte. Denn die alleinerziehende Mutter hat bereits ein dreijähriges Kind. Nach einem Hausbesuch konnte Absalon jedoch Abhilfe schaffen. Sie vermittelte ihr eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, die Katharina B. täglich besuchte und bei der Bewältigung des Alltages half.

Anders gelagert war der Fall bei der türkischen Familie K., die erst seit kurzem in Bonn lebt und kaum soziale Kontakte hat. Nach der Geburt des dritten Kindes erkrankte die Mutter schwer und fiel tageweise aus. Eine Haushaltshilfe wurde nötig, doch der Vater war mit der Betreuung der Kinder und der Bewältigung der bürokratischen Hürden überfordert.

Die Ärztin der Mutter stellte jedoch den Kontakt zu den "Frühen Hilfen Bonn" her, die schnell eine Familienpflegerin organisieren konnten. Neben der Bereitstellung niederschwelliger Unterstützungsangebote von ehrenamtlichen Mitarbeitern und Fachkräften bietet das Netzwerk auf seiner neuen Internetseite auch eine Schlagwortsuche an, anhand derer Familien in kurzer Zeit passgenaue Angebote finden können - von Krabbelgruppen über Stillcafés bis hin zu Familienhilfen.

Kontakt zu den Mitarbeiterinnen von "Frühe Hilfen Bonn" unter der Rufnummer (02 28) 22 41 55; Infos im Netz unter www.fruehehilfen-bonn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort