Investor Kim: Die Stadt wollte einen Luxusschuppen

Tag 3 im Prozess um den Bauskandal des World Conference Center Bonn (WCCB): Der Ermittler der Operation "Gold" schildert, wie er tagelang Man-Ki Kim vernahm.

 Vor dem Gerichtssaal: Oberstaatsanwalt Fred Apostel (links) scherzt mit Kim-Anwalt Walther Graf. Fotos: Lisa Inhoffen/dpa

Vor dem Gerichtssaal: Oberstaatsanwalt Fred Apostel (links) scherzt mit Kim-Anwalt Walther Graf. Fotos: Lisa Inhoffen/dpa

Bonn. Tag 3 im Prozess um den Bauskandal des World Conference Center Bonn (WCCB). Die Bonner Wirtschaftsstrafkammer hat den ersten Zeugen geladen, der ihr helfen soll bei der Wahrheitssuche und der Entwirrung eines Geflechts von Betrug, Untreue und Korruption, wenn man der Staatsanwaltschaft folgt.

Hauptdarsteller in diesem Stück soll der Südkoreaner Man-Ki Kim sein, einst als Investor gefeiert, nun Hauptangeklagter vor Gericht.

Neben ihm auf der Anklagebank: der frühere angeblich unabhängige Berater Michael Thielbeer, der der Stadt Kim als einzig wahren Inverstor empfahl, und der koreanische Rechtsanwalt Ha-S. C., der akzentfrei Deutsch spricht, eine Kanzlei im Taunus hat, Kim damals beriet und mit der Stadt Bonn verhandelte. Auch die beiden sollen verstrickt sein in das Geflecht aus Lug und Trug zum Nachteil der Stadt Bonn. Und obwohl Kim auch an diesem Prozesstag nicht selbst spricht, kommt er doch ausgiebig zu Wort.

Dafür sorgt der Mann im Zeugenstand. Der 54-jährige Kriminalbeamte aus Duisburg war seinerzeit als einer der Ermittler der Operation "Gold" Kim und Co. auf den Fersen. Und nachdem Kim im Januar aus den USA nach Deutschland überstellt worden war und in U-Haft kam, war der Polizist einer von denen, die den Südkoreaner verhörten. Viele Tage lang, denn Kim war überaus auskunftsbereit. Was er damals in vielen Stunden Vernehmung zu Protokoll gab, schildert der Beamte nun dem Gericht.

Und das hat wenig mit dem zu tun, was die Staatsanwaltschaft Kim vorwirft. Laut Anklage wird Kim nicht nur schwerer Betrug vorgeworfen, sondern auch Bestechung und Bestechung im geschäftlichen Verkehr in besonders schwerem Fall.

Demnach sollen die damaligen städtischen Projektbeauftragten Arno Hübner und Evi Zwiebler von Kims SMI Hyundai die Bezahlung der Rechnung des Beraters Thielbeer ( siehe Millionenfalle 61) gefordert haben. Kim zahlte die 32 115 Euro. Folgt man den Ermittlern, wollte Kim das WCCB-Projekt unbedingt, obwohl er es sich nicht leisten konnte, um mit den von Bund und Land zugesagten Fördermillionen Projekte im Ausland zu finanzieren.

Das aber, so schildert der Ermittler nun als Zeuge, habe Kim in seiner Vernehmung völlig anders dargestellt. So will Kim an einem Bauprojekt in Bonn zunächst nicht im Mindesten interessiert gewesen sein, seine im November 2004 gegründete Firma Hyundai Corporation habe vielmehr für die Amerikaner Projekte im Irak und im Nahen Osten realisieren wollen.

Durch seine alten Kontakte als Verbindungsoffizier Südkoreas zur US-Armee habe ihn ein US-Offizier, der mittlerweile für ihn arbeitete, mit dem Mann zusammengebracht, der von der Stadt Bonn einen Vorvertrag für das WCCB-Projekt bekommen hatte: IKBB-Chef Heinz-Dieter Kals aus Alsdorf bei Aachen. Auf dessen Wunsch sei Kim schließlich bei der IKBB mit 300 000 Euro eingestiegen.

Doch Kals, so Kim in seiner Vernehmung, sei plötzlich von der Stadt nicht mehr als seriös eingestuft worden: Hübner habe erfahren, dass Kals angeblich vorbestraft sei in Zusammenhang mit einer Firmenpleite. Für die Stadt sei nun er, Kim, der Wunschkandidat gewesen, wie ihm sein Berater C. mitgeteilt habe.

Überhaupt, so der Ermittler als Zeuge, habe Kim immer wieder versichert: Anwalt C. habe seine Kompetenzen weit überschritten und sich mehr wie ein Geschäftsmann aufgeführt: "Er hat das Projekt regelrecht gepuscht aus Eigennutz." Und allein 900 000 Euro Anwaltshonorar abgerechnet.

Vor allem eines ist Kim und seinem Anwalt Walther Graf an diesem Prozesstag ein besonderes Anliegen: klarzustellen, dass Kim nicht der Null-Euro-Mann war, den die Staatsanwaltschaft in ihm sieht: Es habe sehr wohl Verbindung zum bekannten Hyundai-Konzern gegeben.

Kim gibt sich ganz als seriöser Geschäftsmann, der mit der Stadt abrechnet: "Die hatte mehr Interesse an einer hübschen Verpackung Sie wollte einen Luxusschuppen, aber nur für ein Drei-Sterne-Hotel bezahlen."

Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt. Mit dem Kriminalbeamten, der noch viel zu berichten hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort