Weniger Fleisch für Bonner Kita-Kinder Wie Caterer für Bonner Kitas kochen

Bonn · Caterer, die Bonner Kindergärten beliefern, müssen mit einem geringen Budget auskommen. Eltern und Kinder haben durchaus andere Vorstellungen davon, wie ein Gericht aussehen sollte.

 Ein Spagat: Die Wünsche von Eltern und Kindern beim Essen gehen manchmal auseinander.

Ein Spagat: Die Wünsche von Eltern und Kindern beim Essen gehen manchmal auseinander.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Wie gut die Speisen in Bonner Kindergärten ankommen, ist nicht immer vorhersehbar: „Manchmal erleben wir auch Überraschungen, und dann ist auf einmal ein Eintopf mit weißen Bohnen der Renner bei den Kindern“, so Oliver Heim, Geschäftsführer von „Rent a cook“. Mit seinem Catering-Service beliefert er 32 Bonner Kindertagesstätten mit Essen, das entweder warm geliefert wird oder aber vor Ort noch einmal erwärmt wird.

Die Herausforderungen, denen sein Team und er sich jeden Tag stellen müssen, sind nur zum Teil für Außenstehende offensichtlich: „Wir müssen unsere Essen so planen, dass es auch logistisch praktikabel ist. Die meisten Kindergärten bekommen ihr Essen just in time und warm von uns geliefert – da gibt es auch schnell mal Beschwerden, wenn das Essen auch nur ein Grad kälter ist als gewünscht.“

Steigende Lebensmittelpreise erschweren Kalkulation

Ansonsten stehen auch die Caterer der Bonner Kitas vor den Herausforderungen, denen sich Eltern stellen müssen, so der Frage, wie man kleinen Kindern gesundes Essen schmackhaft machen kann. „Das gesündeste Essen bringt nichts, wenn man es nicht in die Kinder hineinbekommt“, so auch Silke Schnapp, Geschäftsführerin von „Aubergine & Zucchini“. „Man hat manchmal den Eindruck, dass es einen natürlichen Widerspruch gibt zwischen dem, was Kinder und Eltern wollen“, sagt sie lachend.

Gerade bei der Verpflegung für Kitas und Schulen ist es ein Spagat zwischen den Erwartungen vor allem der Eltern und dem, was realistisch ist. Auch den Caterern machen die steigenden Lebensmittelpreise und Lieferschwierigkeiten zu schaffen, denn das Budget, mit dem sie arbeiten müssen, liegt bei gerade mal 2,50 Euro bis 3,50 Euro pro Gericht. „Wir sind DNG- und Bio-zertifiziert und bekommen unser Fleisch von einem Metzger aus Hückeswagen und Obst und Gemüse von der Firma Jäger in Engelskirchen. Wir versuchen mit diesem Budget, das Beste für die Kinder rauszuholen“, so Heim. Schnapp berichtet von Lieferschwierigkeiten beispielsweise bei Fischstäbchen: „Der Alaska-Seelachs für diese kommt nämlich in der Regel nicht aus Alaska, sondern aus russischen Gewässern. Dass es dort Einschränkungen gibt, liegt auf der Hand.“

Weniger Fleisch landet auf den Tellern

Die Finanzierung des Kita-Essens läuft komplett über die monatlichen Essenspauschalen, die die Eltern an die Kindergärten zahlen. Stadt und Kirche springen nur im Notfall finanziell ein. „Durch die bestehenden Verträge haben wir natürlich auch keine Möglichkeit, die Kosten an die aktuelle Situation anzupassen“, so Schnapp.

Caterer wie Rent a cook oder auch Aubergine & Zucchini bieten den Kindergärten täglich drei bis fünf Gerichte zur Auswahl an. Salat und Gemüse, auch Rohkost, sind dabei stark vertreten, Fleisch ist dagegen rückläufig. Während die Träger, also Stadt oder Kirche zuständig sind für die Auswahl des Caterers, liegt der Speiseplan ganz in den Händen der Kindergärten.

Im Kindergarten von St. Evergislus in Plittersdorf stehen jede Woche Fleisch, viel Gemüse, aber auch Fisch auf dem Speiseplan. „Wir müssen aufgrund des finanziellen Volumens die Kita-Verpflegung für die 68 städtischen Kindergärten europaweit ausschreiben“, so Sabine Meyer vom Amt für Kinder, Jugend und Familie. Wirkt das auf den ersten Blick vielleicht bizarr, so spielt das für die Kindergärten, die ausschließlich TK-Ware erhalten, keine Rolle.

Mit Feedback seitens der Elternschaft hat sie weniger zu tun, denn Beschwerden gehen eher bei den Einrichtungen direkt ein. Die wichtige Aufgabe der Stadt liegt vielmehr vorher bei der Entscheidung für einen Caterer: „Unsere Priorität liegt dabei zu 50 Prozent bei der Qualität, zu 30 Prozent beim Service, den der Caterer bieten kann und nur zu 20 Prozent beim Preis“, so Meyer. „Außerdem haben wir bei den knapp 70 Kindergärten, für die wir zuständig sind, die Bio-Quote auf 30 Prozent erhöht. So sind die Kindergärten, die Milch anbieten, beispielsweise angehalten, Biomilch zu kaufen.“

Eine weitere Vorgabe seitens der Stadt sieht inzwischen auch vor, dass in der Regel kein Schweinefleisch mehr angeboten werden soll – dies ist bei zahlreichen muslimischen Familien, die versorgt werden müssen, keine Option. Eine Umstellung auf eine rein vegetarische Ernährung, wie sie neuerdings in manchen Städten praktiziert wird, steht aktuell in Bonn nicht an.

„Die Kindergärten haben immer die Wahl und können dabei auch entscheiden, wieviel Fleisch sie anbieten wollen“, so Heim von Rent a cook. Eine streng vegetarische Ernährung für Kinder in diesem jungen Alter finden weder Heim noch Schnapp sinnvoll. Beide bieten gerne auch mal etwas Ungewöhnliches an, was auf den ersten Blick vielleicht kein Kinder-Leibgericht erscheint: Seien es nun die Piroggen oder aber ein Sauerkraut-Auflauf mit Grünkernkruste: „Manchmal kann man den Kindern geschmacklich mehr zumuten, als die Erwachsenen annehmen“, so Schnapp.

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