NRW-Rettungsmedaille Bonner rettete einen Lebensmüden aus dem Rhein

BONN · Wasser ist eigentlich überhaupt nicht sein Metier. Da liegen Alexander Dingwerth, Polizeiobermeister bei der Bundespolizei in Sankt Augustin, andere Sportarten viel mehr. Doch an diesem Juniabend im vergangenen Jahr blieb keine Zeit für langes Überlegen: Nur durch seinen beherzten Einsatz rettete der 29-jährige Bonner damals einem Lebensmüden das Leben

 Alexander Dingwerth bekommt die Medaille von Vize-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann.

Alexander Dingwerth bekommt die Medaille von Vize-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann.

Foto: LAND NRW/R.PFEIL

"Das ging alles so schnell. Ich wusste nur, dass ich sofort handeln muss", erzählt Alexander Dingwerth. "Dabei ist das Schwimmen nun wirklich keine Leidenschaft von mir." Für diese Aktion wurde der junge Polizist jetzt mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Auszeichnung und Urkunde überreichte ihm die stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann in Düsseldorf.

Nach einer langen Arbeitswoche wollte Alexander Dingwerth damals das Wochenende mit einer Radtour entlang des Rheins beginnen. Von der Nordbrücke sollte es an diesem Freitag bis zur Kennedybrücke gehen. Doch so weit kam der Polizist gar nicht. In Höhe des Lokals "Bahnhöfchen" in Beuel wurde er von einer wild gestikulierenden Passantin angehalten. "Die erzählte mir völlig aufgelöst, dass soeben jemand von der Kennedybrücke gesprungen sei", so der Polizeiobermeister. Tatsächlich entdeckte auch Alexander Dingwerth etwas im Wasser. "Erst bei näherem Hinsehen sah ich, dass es sich wirklich um einen Menschen handelt, der offenbar durch seine nasse, schwere Kleidung immer wieder nach unten gezogen wurde."

Zimperlich durfte er jetzt nicht sein. "Ich habe der Frau nur gesagt, dass sie auf mein Fahrrad aufpassen soll und habe mich dann auf dem Weg zum Ufer ausgezogen", erinnert er sich an den 20. Juni 2014. Nur in Boxershorts sei er schließlich in das eiskalte Wasser gestiegen und habe den Mann greifen und ans Ufer ziehen können. Keine zwei Minuten später hatten beide wieder festen Boden unter den Füßen.

Mittlerweile waren auch Wasserschutzpolizei, Feuerwehr und ein Rettungswagen vor Ort. Gemeinsam zogen sie den alkoholisierten Mann an Land. Den Hilfskräften erzählte der Gerettete dann, dass er sich das Leben nehmen wollte und deshalb gesprungen sei. Gleichzeitig entschuldigte er sich bei Alexander Dingwerth dafür, dass er ihn in Lebensgefahr gebracht hatte. "Der Rhein ist wirklich sehr gefährlich. Die Strömungen sind unberechenbar. Deshalb ist solch ein Manöver auch für einen geübten Schwimmer sehr riskant", warnt er ausdrücklich. Aber aufgrund seiner Ausbildung und der regelmäßigen Sportprüfungen wusste er, dass er für solch eine Aktion optimal vorbereitet war.

Als sich die Helfer schließlich um den Geretteten kümmerten und sich auch bei Alexander Dingwerth die Anspannung langsam löste, realisierte der 29-Jährige, was geschehen war. "Erst dann habe ich bemerkt, wie kalt das Wasser überhaupt war. Eiskalt!" Nach einer warmen Dusche bei der Wasserschutzpolizei zog er sich wieder an - schließlich waren seine Kleider am Ufer ja trocken geblieben. "Anschließend habe ich mir erst einmal ein Bier gegönnt. Das hatte ich wirklich nötig", lacht der Polizeiobermeister.

Ebenfalls mit der NRW-Rettungsmedaille ausgezeichnet wurde Thorsten Völz aus Linz, der jetzt bei der Bonner Polizei tätig ist. Gemeinsam mit Kollegen hatte er bei einem Feuer in einem Kölner Supermarkt dafür gesorgt, dass das Gebäude evakuiert wurde. Das war schwierig, weil sich in kürzester Zeit dichter Rauch in dem Laden ausgebreitet hatte, der eine Orientierung fast unmöglich machte.

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