Stadt will extensive Pflege Die Apfelallee wird in Teilen zur Wildwiese

VENUSBERG · Generationen von Kindern haben auf diesen Wiesen getobt, gespielt und gebolzt: Doch die Apfelallee, die sich als 350 Meter langer Park zwischen Sertürnerstraße und Kiefernweg erstreckt, ist der Stadt inzwischen zu aufwendig in der Pflege. Um Geld zu sparen werden deshalb 1350 der insgesamt 15 500 Quadratmeter umgestaltet.

 Umgestaltet wird die Rasenfläche auf dem Teil der Apfelallee, der an den Kiefernweg grenzt, unmittelbar neben dem Zugang der Grünanlage in Höhe der Heilig Geist Kirche.

Umgestaltet wird die Rasenfläche auf dem Teil der Apfelallee, der an den Kiefernweg grenzt, unmittelbar neben dem Zugang der Grünanlage in Höhe der Heilig Geist Kirche.

Foto: Roland Kohls

Für die Anwohner stellt sich das so dar, dass im Frühjahr ein Teilstück der Wiese tagelang mit Baggern und großen Maschinen bearbeitet worden ist, wobei auch der Boden abgetragen und neue Erde und Kies aufgeschüttet wurden. Auch im Sommer setzten sich die Arbeiten fort, ausgerechnet auf dem Stück, das der Nachwuchs gerne zum Fußballspielen nutzte.

Die Umgestaltung hin zu "extensiven Flächen" ist Teil eines stadtweiten Programms, um den Pflegeaufwand des öffentlichen Grüns zu verringern. Dafür hat die Politik für den Doppelhaushalt 2012/13 insgesamt 250.000 Euro bereitgestellt. Der Plan ist es, pro Jahr 2,5 Hektar Wiese so umzugestalten, dass diese nicht mehr 20 Mal pro Jahr gemäht werden müssen, sondern nur noch ein bis zwei Mal.

Damit sei auch eine ökologische Aufwertung verbunden, meinte eine Sprecherin des Presseamtes. Eine ähnliche Extensivierung sei zum Beispiel auf dem Heiderhof, in der Welschnonnenstraße, am Konrad-Adenauer-Damm und in Bad Godesberg umgesetzt worden.

Die Arbeiten sorgen aber regelmäßig für Irritationen bei Bürgern. Wie zum Beispiel im Frühjahr auf dem Brüser Damm. Dort waren die Büsche auf dem Mittelstreifen gerodet und das Gras durch Kies ersetzt worden. Und man fragte sich, was ökologisch dabei sein soll, vorhandenes Grün zu entfernen.

Nach Angaben der Stadt Bonn sollen auf solchen Flächen einheimische Kräuter langfristig etabliert werden. Weil sie kalkhaltige Standorte benötigen, müsse das vorhandene "fette" Oberbodengemisch abgemagert werden. Dies bedeute, dass nach der Rodung des vorhandenen Bewuchses die obere, stark humushaltige Schicht in einer Stärke von rund 25 Zentimeter, einschließlich des Wurzelwerkes, abgetragen werde. Aufgebracht werde dann eine 20 Zentimeter dicke Füllkieslage und ein fünf Zentimeter starkes Gemisch aus Kalkschotter und sterilem Grünkompost.

Auf den so zur Ansaat vorbereiteten Flächen werde dann eine Mischung aus 100 Prozent heimischen Kräutern (ohne Gräser) aufgebracht. Die Flächen würden nach dem Abblühen und Aussamen im September nur noch einmal jährlich gemäht. Durch die auf diese Weise etablierte Artenvielfalt werde die Blütezeit auf mehr als sechs Monate im Jahr erstreckt, nennt der Servicebetrieb Stadtgrün die Vorteile. Außerdem werde Bienen und anderen Insekten, aber auch gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, eine nachhaltige Rückzugsmöglichkeit und Nahrungsquelle geboten.

Die auf diese Art extensivierten neuen Flächen, sowie ältere, bereits vor einigen Jahren umgewandelte Extensivflächen werden in den nächsten Jahren auch von der Universität Bonn wissenschaftlich begleitet, um Aussagen über die Ökobilanz und den ökologischen Nutzen für Fauna und Flora zu erhalten. Wie die Stadt mitteilte, sind bereits entsprechende Diplomarbeiten über dieses Thema in Vorbereitung.

Die Politik hat bereits im Juni 2011 dem Konzept mit großer Mehrheit zugestimmt, bei Enthaltung des Bürger Bunds. Mit dem Konzept will die Stadt im nächsten Jahr 26.000 Euro an Pflegekosten einsparen, ab 2015 sogar 52.000 Euro jährlich.

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