Corona-Forschung in Bonn und Berlin „Rheinland Studie“ testet Blut von 5000 Teilnehmern auf Antikörper

Bonn · Die „Rheinland Studie“ des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen startet einen groß angelegten Bluttest. Die Proben von rund 5000 Teilnehmern sollen auf Antikörper gegen das Coronavirus getestet werden – und zwar im Labor von Professor Christian Drosten.

 Für eine Studie über das Coronavirus bittet das DZNE rund 5000 Teilnehmer der Bonner „Rheinland Studie“ um einen Bluttest.

Für eine Studie über das Coronavirus bittet das DZNE rund 5000 Teilnehmer der Bonner „Rheinland Studie“ um einen Bluttest.

Foto: DZNE

Seit 2017 ist Deutschlands bekanntester Virologe, Professor Christian Drosten, nicht mehr in Bonn tätig, sondern in Berlin. Jedoch bleibt er seinen Kollegen auf dem hiesigen Venusberg im Zuge der weiteren Erforschung des neuartigen Coronavirus verbunden: Für eine Studie über SARS-CoV-2 bittet das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) mit Sitz in Bonn rund 5000 Teilnehmer der „Rheinland Studie“ um einen Bluttest.

Die Reihenuntersuchung soll zeigen, wie viele Menschen bereits mit dem Coronavirus infiziert waren, und bei der Beantwortung der Frage helfen, was darüber bestimmt hat, ob sie gar keine, leichte oder schwere Symptome entwickelten. Das DZNE kooperiert dabei eng mit Drostens Team, das an der Charité das Coronavirus erforscht.

Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über den Erreger

Das Blut der Studienteilnehmer soll auf Antikörper gegen das Virus getestet werden. Diese Untersuchung geschieht in Drostens Labor. Durch den Abgleich dieser Befunde mit Daten über Gesundheit, Lebensstil und Immunstatus, die im Zuge der „Rheinland Studie“ größtenteils bereits erhoben wurden, erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über den Erreger und darüber, wie diverse Gesundheitsfaktoren sich auf eine Coronavirus-Infektion auswirken.

„Dies kann dazu beitragen, Maßnahmen der Prävention und Therapien zu entwickeln“, sagt Professorin Monique Breteler, Leiterin der Rheinland Studie. Die DZNE-Forscherin hatte auch die Idee dazu, die bisher gesammelten Daten im Kampf gegen das Coronavirus einzusetzen. „Diese Ressourcen zu nutzen, ist naheliegend”, ist sie überzeugt.

 Professorin Monique Breteler (DZNE), Forscherin und Leiterin der „Rheinland Studie“.

Professorin Monique Breteler (DZNE), Forscherin und Leiterin der „Rheinland Studie“.

Foto: DZNE

Manche Menschen sind widerstandsfähiger als andere

Das Coronavirus kann gravierende medizinische Probleme auslösen. Andererseits gibt es Betroffene, die offenbar gar nicht merken, dass sie infiziert sind. „Warum manche Personen gegenüber diesem Virus widerstandsfähig sind und andere nicht, ist eine offene Frage. Vorerkrankungen spielen möglicherweise eine Rolle. Im Detail ist das aber weitgehend unklar“, so Breteler. „Wir gehen davon aus, dass es unter unseren Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern sowohl genesene Coronaviruspatienten gibt, bei denen die Erkrankung seinerzeit erkannt wurde, als auch eine gewisse Dunkelziffer, die keine Symptome entwickelt hat. Über das Blut können wir herausfinden, ob Antikörper gebildet wurden und eine Infektion vorlag.“

„Rheinland Studie“ braucht massive Beteiligung

Der Bluttest ist kostenlos und der Befund wird allen Studienteilnehmern mitgeteilt. „Die Rheinland Studie ist ein wahrer Schatz für ein solches Forschungsvorhaben. Nun hoffe ich, dass unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer uns auch in diesem Vorhaben unterstützen. Sie werden zu den ersten in Deutschland gehören, die erfahren, ob sie bereits Antikörper haben, die spezifisch gegen das SARS-CoV-2-Virus gebildet wurden und sie nun davon ausgehen können, dass sie immun sind”, sagt Breteler. „Wir brauchen eine massive Beteiligung. Wir sind darauf eingerichtet, sämtliche Blutentnahmen in den nächsten zwei bis drei Wochen durchzuführen. In einem halben Jahr planen wir eine Folgeuntersuchung, um herauszufinden, wie sich die Zahl der Personen mit Antikörpern bis dahin weiter entwickelt hat.“

Das ganze Projekt profitiert davon, dass alle Teilnehmer der „Rheinland Studie“ umfangreich untersucht werden. Die Bevölkerungsstudie des DZNE erforscht seit 2016 Faktoren für ein gesundes Leben von Erwachsenen bis ins hohe Alter. Rund 5000 Erwachsene aus Bonn sind inzwischen daran beteiligt. Sie erhalten in den kommenden Tagen eine persönliche Einladung zum Bluttest per Post oder E-Mail. Von jedem Einzelnen liegen detaillierte Informationen über dessen Gesundheit vor, etwa über Grunderkrankungen, Lebensstil, Ernährung, körperliche Fitness und das Immunsystem.

Alle Teilnehmer der Studie sind zum Bluttest eingeladen

„Zu den Bluttests sind alle bisherigen Teilnehmer der Rheinland Studie eingeladen. Voraussetzung ist, dass sie am Tag der Blutentnahme keine Erkältungssymptome aufweisen. Wer den Verdacht hat, akut an Covid-19 erkrankt zu sein, sollte sich nicht an uns wenden, sondern unbedingt einen Arzt konsultieren“, so Breteler.

Mit der Reihenuntersuchung „wollen unsere Wissenschaftler zur Bewältigung dieser weltweiten Krise beitragen“, sagt Professor Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE. „Wenn wir die Räumlichkeiten der Rheinland Studie für diese Untersuchungen öffnen, werden wir sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Studienteilnehmer nach höchsten Standards schützen. Hierbei berät und unterstützt uns das Universitätsklinikum Bonn.“

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