Tipps für den Straßenkarneval Jetzt kommt die Stunde der Kamelle-Büggel und Kölschglashalter

BONN · Am Freitagabend hat in Bonn der Straßenkarneval begonnen. Der Geisterzug schlängelte sich durch Graurheindorf. Das Halloweenkostüm kann man natürlich auch zu den anderen Veedelszöch anziehen, auch wenn hier eher bunte Clowns die Oberhand haben. Doch es stellt sich nicht nur die Kostümfrage. Was muss man alles dabei haben, damit man gut über die Runden und nicht unter die Räder komme? Wir hätten da ein paar Tipps zu den Gepflogenheiten im bönnschen Fastelovend.

 Gespenster im Regen: Der Geisterzug zog am Freitagabend durch Graurheindorf. Er bildet den Auftakt zum Straßenkarneval.

Gespenster im Regen: Der Geisterzug zog am Freitagabend durch Graurheindorf. Er bildet den Auftakt zum Straßenkarneval.

Foto: Ingo Firley
  • Verkleidung: Jetzt ist die große Stunde der Plüschkostüme gekommen. Was in Hallen und Sälen wenig ratsam ist und zu Hitzewellen führt, kann man draußen ruhig tragen. Auswahl gibt es reichlich: Während die Herren gerne auf Eisbären, Drachen, Schweine oder sogar Kühe zurückgreifen, sind die Damen lieber Bienchen oder Marienkäfer. Auch Kinder sind in Plüsch gut verpackt: Das klassische Häschen trifft man ebenso wie den Sonnenblumen-Schlafsack mit Blütenhaube für die ganz Kleinen. Generell gilt: lieber eine Nummer größer kaufen, damit man genug drunterziehen kann. Bei Regen hilft ein transparenter Umhang, den es ebenfalls im Karnevalssortiment gibt.
  • Käsewürfel, Frikadelle und Co: Wenn es die ganze Zeit Süßigkeiten regnet, muss man irgendwann herzhaft gegensteuern. Erfahrene Straßenkarnevalisten machen vorher aus, wer Frikadellen macht und wer die Käsewürfel mitbringt, traditionell angerichtet mit Zwiebelringen, Paprikapulver und Salzbrezeln. Auch Senfgurken oder Mettbrötchen sind beliebt. Manche bauen am Zugrand ein regelrechtes Picknick auf. [kein Linktext vorhanden]
  • Pappnas: Im Straßenkarneval von Verkleidungszwang zu sprechen, ist wohl ein bisschen übertrieben. Aber als graue Maus geht man einfach nicht zum Zug. Das dauert oft keine paar Minuten, und ein Narr kommt mit Farbe und Lippenstift vorbei, um einen anzumalen. Also bitte: Wer nicht zu Hause bleibt, trägt mindestens eine Pappnase oder ein buntes Hütchen. Der schwarze Mantel drunter ist dann zwar auch noch kein Feuerwerk der Farben. Da helfen aber ein paar Luftschlangen.
  • Kamelle-Büggel: Die Jackentaschen sind schnell gefüllt. Damit es bei den Kindern keine Tränen gibt, sollte man immer genug Stoffbeutel oder Plastiktüten dabei haben. Die Zugteilnehmer bezahlen ihr Wurfmaterial übrigens komplett selbst. "Kniesbüggel" (rheinisch für Geizhals) zu rufen, ist unfair.
  • Knopfloch: Wozu braucht man das denn bloß, fragen Sie sich vielleicht. Na klar, für Blömcher. Die herrlichen Plastikblumen sind in den vergangenen Jahren zwar immer seltener geworden, von manchen Gruppen werden sie aber noch geschmissen oder unterwegs im Zug mit einem Bützchen (Küsschen) verteilt. Die Blömcher steckt man sich dann ins Knopfloch. Das wäre dann auch ein weiterer Tipp für Kostümmuffel (siehe Pappnas). Die Priemelchen, die auch gelegentlich verteilt werden, sind eher was für die Fensterbank.
  • Bollerwagen: Zugegeben, das Ding ist schon praktisch. Die Kühltasche passt dort ebenso rein wie ein paar warme Sachen zum Drüberziehen. Auf dem Heimweg dann auch noch die vollen Kamelle-Büggel (siehe oben) und müden Kinder. Leider nehmen die Wagen am Straßenrand viel Platz ein und werden zur Stolperfalle.
  • Schlachtruf: In Bonn ruft man Alaaf. Es kann aber nicht schaden, sich am Rande des Veedelszuges nach regionalen Besonderheiten zu erkundigen. In Schweinheim heißt es zum Beispiel "Wutz, Wutz".
  • Kölschglashalter: Wer den Zug guckt, sollte zusehen, die Hände frei zu haben. Etwa zum Kamellesammeln, Alaaf-Rufen und Klatschen. Ein Kölschglas in der Hand ist dann nicht so praktisch. Dafür gibt es entsprechende Halter - kleine Taschen oder Säckchen, die mit einem Band um den Hals gehängt werden. Das Glas passt da genau rein. Doch Vorsicht vor freudigen Luftsprüngen: Da kann alles überschwappen.
  • Visitenkarte: Was in der Arbeitswelt unverzichtbar ist, leistet auch im Straßenkarneval unter Umständen wertvolle Dienste. Wer am Ende nicht mehr so genau weiß, wo er wohnt, muss nur noch sein Kärtchen zücken. Oder der Narr trifft die Liebe seines Lebens: So ist die Telefonnummer schnell ausgetauscht.
  • Zum Schluss: Jeder Zugleiter macht drei Kreuze, wenn alles ohne Unfälle über die Bühne gegangen ist. Am Zugrand gilt: Jeder passt auch auf die Kinder der Nachbarn auf. Es gehen zwar "Wagenengel" neben den Rädern von Traktoren und Anhängern her. Trotzdem sollte man den Pänz vorher einschärfen, auf keinen Fall auf die Straße zu laufen, um das letzte Bonbon einzusammeln. Nächste Woche geht der Straßenkarneval weiter und es gibt genug Gelegenheiten, die Kamelle-Büggel voll zu machen.
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