35 statt 45 Wochenstunden Stadt Bonn kürzt die Betreuungszeiten in einem Teil der Kitas

Bonn · Die Stadt Bonn will in 25 ihrer 68 Kitas ab dem kommenden Kitajahr 45-Stunden-Plätze in 35-Stunden-Plätze umwandeln. Damit schafft sie mehr als 70 neue Kitaplätze.

 Nur noch 35 anstatt 45 Stunden sollen in einigen städtischen Kitas Kinder betreuut werden. Auf diese Weise schafft das Bonner Jugendamt mehr als 70 Plätze zusätzlich.

Nur noch 35 anstatt 45 Stunden sollen in einigen städtischen Kitas Kinder betreuut werden. Auf diese Weise schafft das Bonner Jugendamt mehr als 70 Plätze zusätzlich.

Foto: Benjamin Westhoff

Die geplante Reduzierung der Betreuungszeit in einigen städtischen Kitas von 45 auf 35 Stunden sehen die Bonner Kinder- und Jugendpolitiker eher skeptisch. Trotzdem gaben sie dem städtischen Jugendamt dafür nach längerer Debatte im Jugendhilfeausschuss am Mittwochabend mit Mehrheit grünes Licht. Lediglich FDP und Bürger Bund Bonn (BBB) stimmten dagegen.

Ziel ist es, mit der Stundenreduzierung mehr als 70 Plätze im kommenden Kita-Jahr zusätzlich zu schaffen sowie dem akuten Mangel an Fachkräften zu begegnen. Jugendamtsleiterin Gitta Sturm versicherte auf Nachfrage von Jugendamtselternbeirat Marcus Göricke, dass die Stadt versuche, ausschließlich bei Abschluss von Neuverträgen die Stundenreduzierung umzusetzen. Davon ausgenommen sein sollen unter anderem Geschwisterkinder, die neu in die Kita aufgenommen werden. Auch werde das Jugendamt bei der Platzvergabe auf die besonderen Bedürfnisse der Familien achten.

Bonn kürzte Betreuungszeiten in Kitas: Eltern in Sorge

Göricke berichtete, dass sich etwa 50 Eltern bereits an ihn gewandt hätten, in Sorge, es könnte ihre Verträge betreffen. „Wir lösen zwar mit dieser Stundenreduzierung ein Problem, schaffen dafür aber wieder ein Neues“, meinte der Elternvertreter mit Blick darauf, dass in vielen Familien beide Elternteile berufstätig seien und sich Job und Kinder mit stundenreduzierter Kitabetreuung nur schlecht vereinbaren ließen. „Das führt zu zusätzlicher Belastung von Familien und kann für uns nur ein Zwischenschritt sein.“

Für Dörthe Ewald (SPD) ist die Stundenreduzierung, die Sturm zufolge in 25 der 68 städtischen Kitas erfolgen soll, eine Maßnahme, „der wir nur schweren Herzens zustimmen können“. Doch es gehe inzwischen um die Frage, wie man überhaupt noch Betreuungsangebote in den Kitas sicherstellen könne, sagte sie.

FDP-Ratsherr Achim Schröder findet die Reduzierung dagegen „äußerst unglücklich“, da sie zu Lasten der Familien und dort vor allem der Frauen gehen würde. Angesichts der Notlage in beinahe allen Kitas landesweit wäre eine flexiblere Handhabung des Personalschlüssels in den Kitas wohl der bessere Weg, meinte er.

„Wir sind diesbezüglich regelmäßig mit dem Landesjugendamt im Gespräch“, versicherte Sturm, „um alle personellen Möglichkeiten auszuloten“. Allerdings stoße man dabei schnell an die Grenze der Personalverordnung.

Bonn kürzt Betreuungszeiten in Kitas: Was sind Folgen?

Anne Habermann ist Familienrichterin und beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss. Sie berichtete von großen finanziellen Nöten, in die Eltern nach Scheidungen oftmals gerieten. In der Regel müssten dann zwei Haushalte finanziert werden, doch gerade bei Familien, wo Vater und Mutter in nicht akademischen Berufen tätig seien, sei das Geld knapp, wenn nicht beide Vollzeit arbeiteten. Wenn die Betreuungszeit dafür in den Kitas aber nicht mehr ausreiche, „dann treibt es die Menschen in die Armut“, gab Habermann zu Bedenken.

David Lutz schlug für die CDU per Änderungsantrag vor, nur bei der Hälfte der vorgesehenen Plätze die Stundenzahl zu reduzieren. Der Antrag verfehlte mit sechs Stimmen aus CDU, FDP und Trägervertretern zu sieben Stimmen der übrigen Mitglieder knapp die Mehrheit.

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