Musik in der Innenstadt Klaus Thull läuft mit Beethoven-Anhänger durch Bonn

Bonn · Der Bonner Klaus Thull wirbt mit einem Fahrradanhänger samt Leuchtreklame für die Musik Ludwig van Beethovens. Er möchte die Musik des Komponisten in der Innenstadt hörbar machen.

 Musik auf Rädern: Klaus Thull an seinem Beethoven-Anhänger, mit dem er regelmäßig durch die Bonner Innenstadt zieht.

Musik auf Rädern: Klaus Thull an seinem Beethoven-Anhänger, mit dem er regelmäßig durch die Bonner Innenstadt zieht.

Foto: Stefan Hermes

„Beethoven war Komponist und kein Maler oder Bildhauer“, ereifert sich Klaus Thull (70) darüber, dass der berühmte Sohn Bonns auch in seinem 250. Geburtsjahr in Bonn nicht zu hören ist: „Jedenfalls nicht punktuell und niederschwellig“, ergänzt er. Für die sogenannte Hochkultur gebe es zwar genügend Konzerte, aber der „einfache Mann auf der Straße“ habe kaum die Chance, in den kostenfreien Genuss der Beethovenschen Klänge zu kommen.

Ganz anders dagegen am vergangenen Samstagmittag, wo sich auf dem Münsterplatz bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ein Beethoven-Gesangs-Flashmob traf (im Beethovenjahr 2020 an jedem letzten Samstag des Monats um 12 Uhr auf dem Münsterplatz). Initiiert von der Kreuzkirchen-Kantorin Karin Freis-Wissing trafen sich dort rund 90 Sängerinnen und Sänger ihrer Kantorei sowie weitere 30 Chormitglieder der „Bonn English Singers“ unter der Leitung von Stephen Harrap.

Rund hundert Passanten gesellten sich spontan zu den Chören und sangen zum Schluss gemeinsam die „Ode an die Freude“ in drei Sprachen.

Mittendrin stand Thull mit seinem Fahrradanhänger, auf dem eine einige Meter große Beethoven-Leuchtreklame montiert war. Die Sammelleidenschaft des Antiquars, Künstlers und Handwerkers brachte ihn dazu, aus seinem reichen Fundus obsolet gewordener Leuchtreklamen den Schriftzug „Beethoven“, der vor zehn Jahren noch das gleichnamige Hotel in der Rheingasse zierte, auf einen Fahrradanhänger zu befestigen und die Musik des Geburtstagskindes an öffentlichen Orten der Stadt hörbar werden zu lassen. Im Dezember vergangenen Jahres konnte er dank der Unterstützung eines großzügigen Sponsors und den mit ihm und seiner Frau Beate befreundeten Nachbar-Ehepaaren Schmitt und Martinius-Leggewie mit dem Beethoven-Fahrradanhänger auf Jungfernfahrt gehen. Während auf der einen Seite die großen Leuchtbuchstaben unübersehbar auf Beethoven verweisen und auf der anderen Seite ein Monitor mit einem Animationsfilm zu Beethovens Fünfter sowie einige Infotafeln die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ertönt aus einem Lautsprecher die Schicksalssinfonie. Gerade so laut, dass man darauf aufmerksam wird, ohne sich im weiteren Umfeld gestört zu fühlen.

So blieben nach dem Chorkonzert die Menschen auf dem Münsterplatz stehen und suchten die Quelle der Musik und fanden sie auf dem Anhänger. „Das ist einfach wunderbar“, freute sich Ana Cziskovic (52) aus der Altstadt, die sichtlich verzaubert der Musik lauschte und dabei Thulls Erklärtext zur Aktion „Beethoven zieht durch Bonn“ las. „Ich war noch nie in einem Beethovenkonzert“, sagte sie. Aber seine Musik kenne man ja.

Noch mehr Ideen auf Lager

Thulls Vorschlag, den er auch der Beethoven Jubiläumsgesellschaft vorgetragen hatte, dass man überall an den Stelen des Beethoven-Rundgangs auch seine Musik hören können sollte, finde sie „klasse“. Thull und seine Mitstreiter, die sich zusammen „Gruppe Tatatata“ nennen, haben noch mehr Ideen auf Lager. „Warum steht nicht vor dem Beethoven-Shop gegenüber seinem Geburtshaus eine Art Kleiderstange, an der Kopfhörer baumeln“, fragt sich Thull. Mit ein paar Stühlen drumherum sei das doch ein guter Ort, ein wenig mehr von Beethoven zu hören.

Zudem habe er die Erfahrung gemacht, dass viele Bonn-Besucher den Weg zum Beethovenhaus nicht finden. „Von allen Stelen aus könnten Notenschlüssel in die Bonngasse leiten“, schlägt er vor. Einzelne Balken der Zebrastreifen könnten mit einem Porträt Beethovens verziert werden, so, wie es auch seine Idee war, den Bonner Ampellichtern ein Porträt des Bonner Genies zu verpassen.

„Vor zwanzig Jahren waren wir in Cannes zu den Filmfestspielen, wo sie den Tiger als Emblem hatten: Da seien nicht nur die Straßen und Häuser, sondern auch die Taxis „getigert“ gewesen. „Doch in Bonn ist gar nichts“, so Thull. Da höre man keinen Ton. Nicht einmal ein großes Transparent über der Bonngasse würde auf das Beethovenhaus aufmerksam machen. „Doch die platzen ja schon aus allen Nähten und wollen wahrscheinlich gar nicht mehr Besucher“, beruhigt sich Thull selber.

Auf seine Vorschläge angesprochen, hätten ihn die „Großkopferten“ nur belächelt. Manch einer hat ihn schon als „Anarchisten“ bezeichnet. „Doch das gefällt mir“, lacht Thull.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort