Aufruf zur Gedenkminute in Bonn Gewerkschaft erinnert an verunglückte Arbeiter

Bonn · Die Gewerkschaft IG Bau ruft auch in Bonn zu einer Gedenkminute für verunglückte Beschäftigte auf. Bauarbeiter, Forstleute, Gebäude- und Fensterreiniger, aber auch Beschäftigte in der Landwirtschaft arbeiten in der Region oft besonders gefährlich.

Eine weiße rose und Kerzen auf einer Trauerfeier (Symbolfoto).

Eine weiße rose und Kerzen auf einer Trauerfeier (Symbolfoto).

Foto: dpa

Vom Baum am Kopf getroffen, vom Traktor eingeklemmt, mit einem Radlader abgestürzt oder auf einer Industrieanlage in die Tiefe gestürzt. Tödliche Arbeitsunfälle wie diese gibt es immer wieder auch in der Region. Am Donnerstag erinnert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) an alle verunglückten Arbeiter.

Sie ruft Beschäftigte in Bonn zu einer Schweigeminute auf. Um 12 Uhr soll dabei an die Menschen gedacht werden, die bei der Arbeit ums Leben gekommen oder schwer erkrankt sind.

Bauarbeiter, Forstleute, Gebäude- und Fensterreiniger, aber auch Beschäftigte in der Landwirtschaft arbeiteten in der Region oft besonders gefährlich. „Zu den Gesundheitsrisiken für sie zählen nicht nur Stürze vom Gerüst oder Unfälle mit Maschinen, sondern auch Stress und eine hohe Arbeitsbelastung“, so Mehmet Perisan, Bezirksvorsitzender der IG Bau Köln-Bonn.

Unfallopfer auf der Arbeit sind fast immer Männer

Auch, wenn die meisten Unfallopfer mit dem Leben davon kommen, führen Unfälle im Beruf nicht selten zu lebenslangen Behinderungen. In Nordrhein-Westfalen hatten 14.814 Personen 2019 eine körperliche Behinderung mit einem Schweregrad von mehr als 50 Prozent, die durch einen Arbeitsunfall entstanden ist, so das statistische Landesamt. Damit sind Arbeitsunfälle etwa doppelt so häufig die Ursache für eine Behinderung wie Verkehrsunfälle.

Zu schweren Arbeitsunfällen kommt es laut dem statistischen Bundesamt aber immer seltener. 2018 starb einer von 100.000 Erwerbstätigen. Dieser Wert hatte zwanzig Jahre vorher noch mehr als doppelt so hoch gelegen. Bei einem Trend bleibt es: der ungleichen Gefahrenverteilung unter den Geschlechtern. 95,7 Prozent der Opfer von Arbeitsunfällen sind Männer, zeigt die bundesweite Statistik.

Schwere Arbeitsunfälle in der Region

Auch in der Region ist es in den vergangenen Jahren zu tödlichen Arbeitsunfällen gekommen. 2020 ist bei Baumfällarbeiten in Siegburg-Wolsdorf ein 65-jähriger Arbeiter von einem Baum am Kopf getroffen und tödlich verletzt worden. Im gleichen Jahr ist ein 70-Jähriger in Much bei Feldarbeiten von einer Arbeitsmaschine eingeklemmt worden, die an einen Traktor angehängt war. Unfälle in der Landwirtschaft sind nicht selten. Die Branche steht - gemessen an der Zahl der Arbeiter - bundesweit an dritter Stelle der Unfallhäufigkeit. Das zeigt die Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Am häufigsten sind Unfälle auf Baustellen. Das bestätigt auch die Statistik der IG Bau.

Viele Arbeitsunfälle gehen glimpflich aus, so auch in der Region. Erst in der vergangenen Woche kam es zu einer Verpuffung in Menden, bei der zwei Arbeiter schwer verletzt worden sind. Im November wurde eine Arbeiterin in Königswinter von einer Presse eingeklemmt. Schwer verletzt brachte ein Rettungshubschrauber sie ins Krankenhaus. Insgesamt sind im Regierungsbezirk Köln im vergangenen Jahr 10 Menschen bei Arbeitsunfällen tödlich verletzt worden, 116 wurden teils schwer verletzt.

Berufskrankheit durch Corona-Infektion im Job

Ein Arbeitsunfall muss nicht immer mit Maschinen, großer Höhe oder Hitze zu tun haben. Auch eine Corona-Infektion im Job kann ein Arbeitsunfall sein. In mehr als 100.000 Fällen sind die Folgen bereits als Berufskrankheit anerkannt, teilt die Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin mit. Damit kämen neue Herausforderungen auf die Unfallversicherungsträger zu.

Die Gewerkschaft IG Bau erinnert im Zuge der Pandemie auch an die psychischen Belastungen für Arbeitnehmer. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie fühlten sich viele erschöpft und ausgelaugt, so die Gewerkschaft.

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