Funde in Bonn und in Unkel Wieso wachsen mitten im Rheinbett Tomaten?

Bonn · Im ausgetrockneten Rheinbett bei Bonn oder Unkel wachsen neuerdings Tomaten. Das erinnert an 2018, als an der Mondorfer Siegmündung sogar Wassermelonen wuchsen.

Tomaten im Rhein bei Bonn.

Tomaten im Rhein bei Bonn.

Foto: Thomas Kliemann

Tomatenstauden im trockenen Rheinbett, wie kann das sein? Ersten Alarm schlugen Leser nach einem GA-Artikel, der eine wunderschöne Sonnenblume vorstellte, die im dürren Rheinbett bei Bad Honnef mit der Sonne um die Wette strahlte. Auf Instagram meldeten sich Leser, berichteten von Tomaten in Bad Hönningen, besonders süße Exemplare (ohne Ortsangabe), weitere Tomatenfunde in Unkel und auf Höhe der Rheinaue. Dort ist der trockene Streifen, auf dem sonst der Rhein fließt, 50 bis 100 Meter breit und bereits von kleinen Pflänzchen bewachsen. Hier und da ein Strauch, eine Sonnenblume, die schon bessere Tage erlebt hat, und – Tomaten! Viele grüne, einige rote, kleine Früchte an ziemlich trockenen Pflanzen.

Tomaten direkt am Rhein? Ein Phänomen, das 2018 bereits zu beobachten war. Da wurden von vielen Stellen im verwaisten Rheinbett Tomaten gemeldet, sogar 20 Wassermelonen  wuchsen auf den trockenen Kies- und Sandbänken an der Siegmündung unweit von Mondorf.

Tomatensamen ist sehr widerstandsfähig

Wie die Samen dorthin oder Rheinaufwärts gelangen konnten, dafür gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.  Markus Radscheit von den Botanischen Gärten der Uni Bonn hatte damals,  was die Tomaten betrifft, zumindest eine Vermutung: „Tomatensamen sind sehr anpassungs- und widerstandsfähig.“ Mühelos würden sie die Reinigungsstufen der Kläranlage überleben und dann vor dem Abfluss, der in den Rhein führt, gedeihen.

Das würde erklären, warum etwa auf Höhe der Kläranlage in der Rheinaue aktuell etliche Tomatenpflänzchen zu finden sind, die im fruchtbaren Uferschlick Wurzeln geschlagen haben.  Denkbar ist natürlich auch, dass die Samen zusammen mit Abfall der Schiffe in den Rhein und somit ans Ufer gelangten.

Bitte nicht naschen!

Bleiben wir bei der Klärwerk-Hypothese: „Die Tomate ist ein Verdauungsverbreiter. Sie wird von uns Menschen gegessen, wir scheiden ihre Samen wieder aus, und so geschieht es, dass Tomatenpflanzen oft an Kläranlagen wachsen“, weiß der Gießener Diplom-Biologe Martin de Jong. Er hat schon Führungen zum Thema „Wie reisen Pflanzen?“ geleitet und dabei berichtet, dass einige Gewächse – darunter die Tomate – Münder und Mägen nutzen, um neue Standorte zu erschließen. Warum nicht den Rhein? Er rät übrigens: „Bitte nicht naschen!“

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