Kommentar Fangprämien für Patienten - Fehlende Kontrolle

Einen besseren Zeitpunkt als den Auftakt des deutschen Ärztetages kann es für die Veröffentlichung der Fangprämien-Studie nicht geben.

Gleichwohl muss man vor Verallgemeinerungen warnen: Es ist eine Minderheit der Mediziner, die sich die Überweisung in ein bestimmtes Krankenhaus materiell versüßen lässt. Die meisten Ärzte - dies legt die Studie nahe - überweisen nach rein fachlichen Erwägungen - und ohne auf eine Belohnung zu warten, die den Verdacht der Korruption allerdings nahelegt.

Es ist bedrückend genug, dass sich viele Ärzte, aber auch Optiker, Orthopäden und Betreiber von Sanitätshäusern nicht des Unrechts bewusst sind. Allein das ist ein schweres Versäumnis der jeweiligen Berufsstände. Da helfen auch die Beschwichtigungsformeln des Ärztechefs nichts.

Denn die Gelder, die illegal fließen, gehören den Krankenkassen-Mitgliedern. Niemandem sonst. Es sind jene Patienten, die alle drei Monate zehn Euro Gebühr bezahlen, damit sie überhaupt behandelt werden. Es sind jene Mitglieder, die Meldungen über milliardenschwere Kassenüberschüsse nicht mehr hören mögen, weil sie im Gesundheitssystem eine tiefgreifende Ungerechtigkeit vermuten. Und dies sicher mit einigem Fug und Recht.

Das deutsche Gesundheitswesen hat genug Selbstreinigungspotenzial, um die Fangprämien nicht zu einem richtigen Skandal auswachsen zu lassen. Die Politik aber muss sich fragen lassen, ob die bisherigen Kontrollen ausreichen. Der gegenwärtige Zustand ist jedenfalls unbefriedigend.

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