Der Spielplan im Schauspiel Bonn in der kommenden Saison Ein Friday for Future im Schauspielhaus

Bonn · Die Saison 2022/23 in Bonner Schauspiel bietet nicht immer leichte Kost. Der Eröffnung mit „Medea 38 / Stimmen“ folgen dennoch spannende und aktuelle Inszenierungen. Und ein bisschen provokant darf es auch sein.

 Das Leitungsteam der Bonner Theaters: (von links) Carmen Wolfram (Chefdramaturgin), Bernhard Helmich (Generalintendant), Rose Bartmer (Direktorin für Vermittlung) und Jens Groß (Schauspieldirektor).

Das Leitungsteam der Bonner Theaters: (von links) Carmen Wolfram (Chefdramaturgin), Bernhard Helmich (Generalintendant), Rose Bartmer (Direktorin für Vermittlung) und Jens Groß (Schauspieldirektor).

Foto: Thilo Beu

Dies ist keine Zeit für leichte Unterhaltung: Krieg, Populismus, bedrohte Demokratien, drohende Klimakatastrophe. Darauf reagiert das Sprechtheater in Bonn: „Wir wollen politischer werden, natürlich nicht parteipolitischer, sondern politischer im Sinne der ursprünglichen Bedeutung des Wortes“, stellen Chefdramaturgin Carmen Wolfram und Schauspieldirektor Jens Groß, dessen Vertrag bis 2028 verlängert wurde, in ihrer „Begrüßung“ zum Spielplan 2022/23 fest.

Politisch komme von Polis: Stadtstaat. „In diesem Sinne heißt politisch: Verantwortung, die von den Bürgern selber übernommen wird.“ Das Theater will einen exklusiven öffentlichen Raum bieten, an dem gemeinsam über gegenwärtige Fragen und Probleme sowie die Zukunft diskutiert werden kann.

Am 9. September geht es los

„Medea 38 / Stimmen“, eine Uraufführung nach Christa Wolf, Euripides und Seneca, eröffnet am 9. September die Spielzeit; Regie führt Nuran David Calis. Dogan Akhanli, 1957 in der Türkei geboren, transportiert die Geschichte der Medea laut Schauspiel „in eine Art Transitraum, einen Erinnerungsort, der das Griechenland alter Zeiten mit den Geschehnissen vor, nach und während des Jahres 1938 in der türkischen Stadt Dersim verbindet“. Das Stück soll einen Brückenschlag über 2000 Jahre endloser Versuche der Idee von einem gerechten, gleichberechtigten, freien und demokratischen Europa unternehmen. Natürlich wird das auch eine Erzählung vom Scheitern.

Die Britin Sarah Kane (1971-1999) kommt am 27. Oktober mit „Zerbombt“ auf die Bühne, erfahrungsgemäß keine Produktion für schwache Nerven. Bertolt Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (ab Mai 2023) war der Versuch des Autors, den Aufstieg Hitlers in Form einer Parabel zu erklären. Mal sehen, ob Regisseurin Laura Linnenbaum in der Biografie und im bis dato unaufhaltsamen Aufstieg des Wladimir P. Inspiration für ihre Inszenierung findet. In „Recht auf Jugend“ von Arnolt Bronnen und Lothar Kittstein nehmen das Theater und Regisseur Volker Lösch den Klimawandel und den „Widerstand gegen die vorherrschenden Strukturen eines wachstumsgeprägten Turbokapitalismus“ in den Blick. Die Premiere am 28. Oktober fällt auf einen Freitag: einen Theater-Friday-for-Future.

Geschichten aus Bonn und Bad Godesberg

Geschichten aus Bonn und Bad Godesberg kommen in Projekten wie „Hotel Bad Godesberg“ von Rainald Grebe und „Labyrinth“ von Armin Petras alias Fritz Kater zur Aufführung. Und wo bleibt die Klassik? Die liefern Henrik Ibsen mit „Peer Gynt“ und William Shakespeare mit „Der Sturm“. Ein paar Lacher sind beim „Sturm“ nicht ausgeschlossen.

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