Fritz und Hermann packen aus
BONN · Ach ja … Weihnachten könnte so schön sein, läge es nicht mitten in der Session.
Kaum, dass sich der Rheinländer auf Betriebstemperatur geschunkelt hat, gilt es auch schon wieder Geschenke zu besorgen, die Tannennadeln auf Hochglanz zu polieren und die Stimme zu ölen, um all die besinnlichen Lieder voller Inbrunst mitsingen zu können. Was das angeht, braucht sich Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) mit seinem sonoren Organ nun wirklich keine Sorgen zu machen, während Vereinskamerad Fritz Litzmann (Rainer Pause) vom FKK Rhenania das Päckchen an und für sich voller Skepsis betrachtet. Auf Bombenstimmung unterm Baum kann er jedenfalls getrost verzichten.
Aber bestimmt nicht auf den guten alten Brauch des Weihnachtsspecials im Pantheon. Dass es zahlreichen ihrer Fans aus Bonn und der Region mittlerweile ebenso geht, beweist die Tatsache, dass alle Abende bereits restlos ausverkauft sind.
Wer die streitbaren Lokalmatadoren also kennt und eine der begehrten Karten besitzt, kann gewiss sein, dass sie ihn auch diesmal nicht enttäuschen. Und dass Frieden und Harmonie zuweilen doch überschätzt werden. Mögen Fritz und Hermann auch eingangs mit ihrem lateinischen Intro beeindrucken, dauert es keine drei Minuten, bis sie sich ihrer absoluten Lieblingsbeschäftigung widmen und nach Herzenslust zanken. Mit Gusto und Verve, denn das sind sie ihrem Publikum schließlich schuldig.
Kurzum: Wenn Fritz und Hermann auspacken, kommt wirklich alles auf den Tisch. Inklusive einiger Kostproben aus dem aktuellen Programm „Oberwasser“, das beißende Satire mit gepflegtem Nonsens verbindet: „Wir würden den Griechen ja gerne den Gefallen tun, sie zu überfallen, um da wieder alles in Ordnung zu bringen. Aber mit welchen Soldaten denn noch?“ Besteht also am Ende der wahre Beitrag der Deutschen zum Pazifismus in der Welt darin, alle Waffen ins Ausland zu verkaufen, damit zu Hause keine mehr übrig sind?
Kommt die Bedrohung nicht längst aus einer anderen Richtung, womit in diesem Fall noch nicht einmal die V-Leute vom Verfassungsschutz oder die Taliban gemeint sind? Denn wie viel Schaden lässt sich heutzutage allein mit einer simplen Überweisung anrichten? An dieser Stelle nur ein gutgemeinter Rat der beiden Kellerkinder, ebenso boshaft wie nonchalant: „Bankraub lohnt sich nicht. Um nur ein Managergehalt zusammenzubekommen, bräuchte es inzwischen schon ein paar hundert Jahre.“ Wohingegen ein schmissiges Medley mit Begleitung des kongenialen Pianisten Stephan Ohm die dringend nötige Solidarität mit allen Euro-Krisenstaaten demonstriert. Am Ende aber hat alles seine Grenzen, und die Akropolis passt hierzulande nun wirklich in kein Museum mehr.
Sei‘s drum: Zur Weihnachtszeit ist der Rheinländer gern, als was er auch das ganze Jahr über angesehen werden möchte: weltoffen und tolerant. Und er genießt die wohl verdiente Muße, sich einmal über die wesentlichen Dinge des Lebens Gedanken zu machen. Zum Beispiel, wie das Deo ins Weihnachtslied gekommen ist. Das wundert Fritz nicht wirklich, rochen doch Ochs und Esel im Stall gelinde gesagt „ein wenig streng“.
Wer bei Litzmann und Schwaderlappen ein- und ausgeht, wird an diesem Abend wahrscheinlich so manches wiedererkennen. Das mag den einen vielleicht stören. Der andere denkt sich, die Mischung macht‘s und würde insgeheim viel lieber mit diesen beiden Heiligabend verbringen als mit so manchen Verwandten.
Vom 28. Dezember 2011 bis 21. Februar 2012 sind Fritz und Hermann bei Pink Punk Pantheon zu sehen. Karten gibt es bei den Geschäftsstellen des General-Anzeigers, unter „http://www.bonnticket.de/“www.bonnticket.de und beim Pantheon unter (0228) 21 25 21.
