Appell der NRW-Kunstmuseen Skulpturenmuseum Marl vor dem Aus

NRW-Museumsdirektoren schlagen Alarm: Skulpturenmuseum in Marl ist in Gefahr. Stadtrat will Baukostensteigerung für neuen Standort nicht tragen.

Bonner Kunstmuseums-Chef Stephan Berg ist Sprecher der Initiative Kunstmuseen NRW.

Bonner Kunstmuseums-Chef Stephan Berg ist Sprecher der Initiative Kunstmuseen NRW.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit einem offenen Brief fordert der Verband der Kunstmuseen NRW unter der Leitung von Stephan Berg, Intendant des Kunstmuseums Bonn, den Erhalt des 1982 gegründeten Skulpturenmuseums Marl. Dessen Existenz stehe auf dem Spiel. Ende 2022 hatte der Rat der Stadt Mehrkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro für den Umbau der ehemaligen Hauptschule an der Kampstraße zu einem kulturellen Begegnungs- und Erlebniszentrum „Marschall 66“ nicht genehmigt. Dort hätte unter anderem auch das Skulpturenmuseum einziehen sollen. Nach seinem Auszug aus dem Rathaus Anfang 2022 befindet sich das Museum nun übergangsweise in fünf Klassenräumen der Martin-Luther-King-Schule in Marl-Hüls.

Bürgermeister Werner Arndt habe die haushaltstragenden Fraktionen im Stadtrat erneut zu Gesprächen über die Zukunft des geplanten Zentrums eingeladen, sagte ein Stadtsprecher dem Evangelischen Pressedienst. Der Rat der Stadt hat in seinen Sitzungen vom 15. und 22. Dezember gegen die ausdrückliche Empfehlung seines Bürgermeisters Werner Arndt einer Baukostenerhöhung – bedingt durch die Inflation und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges – nicht zugestimmt.

34 Museumsleiter schlagen Alarm

„Damit steht de facto die Existenz des Skulpturenmuseums Marl auf dem Spiel“, schreiben die Museumsdirektoren. Der Brief wurde von 34 Museumsleitern unterschrieben. Aus der Region zählen neben Berg Eva Kraus, Intendantin der Bundeskunsthalle, der Direktor des LVR-Landesmuseums, Thorsten Valk,  und seine Kollegin Madeleine Frey von Brühler Max Ernst Museum zu den Unterzeichnern. Im Brief heißt es weiter: „Wir verkennen keineswegs die Schwierigkeiten, vor denen Kommunen heute angesichts außerordentlich knapper Haushalte und der auf breiter Front spürbaren Preiserhöhungen stehen. Auch die besonders schwierige Situation im Baugewerbe in Kombination mit den kommunalen Ausschreibungsrichtlinien ist uns mehr als bewusst. Dies kann und darf aber nicht dazu führen, die Zukunft des Skulpturenmuseums Marl an dieser Kostenfrage scheitern zu lassen.“

Die Museumsdirektoren weisen darauf hin, dass in dem Fall „die ungewöhnlich hohe Bundes- und Landesförderung“ verloren gehen würde. „Vielmehr lassen sich die Bestände des Museums ohne seinen Umzug und die Ertüchtigung des neuen Standortes nicht sichern, womit das Museum selbst vor dem Aus steht.“ Das wäre, so die Unterzeichner, in der Geschichte der Bundesrepublik ein bislang einmaliger Vorgang, den es zu verhindern gelte. „Marls kultureller Ruf verdankt sich ganz wesentlich seinem Museum, das nicht nur mit seiner international wahrgenommenen Sammlung, sondern auch durch seine exzellente Vermittlungsarbeit ein hohes Ansehen und breite Wertschätzung genießt“, heißt es in dem Brief.

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