Lufthansa Obermann auf der Liste - Chefsuche bei der Fluggesellschaft zieht sich

FRANKFURT · Die Chefsuche bei der Lufthansa zieht sich ungewöhnlich lange hin. Nachdem der derzeitige Vorstandsvorsitzende Christoph Franz im September vergangenen Jahres erklärt hatte, dass er als Verwaltungsratsvorsitzender zum Schweizer Pharmakonzern Roche wechselt, reißen die Spekulationen über den möglichen Nachfolger nicht ab.

Auf der einen Seite gibt es eine Reihe von internen Kandidaten, die seitdem immer wieder genannt werden. Die größten Chancen werden dabei dem heutigen Passagevorstand Carsten Spohr eingeräumt, der die Lufthansa seit über 20 Jahren kennt und das Vertrauen des Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber genießt.

Mayrhuber aber will verhindern, dass ihm vorgeworfen wird, die Nachfolgesuche nicht professionell genug durchgeführt zu haben. Daher lässt er auch nach externen Kandidaten suchen. Auch hier wurden bereits mehrere Namen genannt, unter anderem der ehemalige Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow, der heute das Duisburger Familienunternehmen Haniel leitet. Aber auch mit Ex-Siemens-Chef Peter Löscher sollen erste Gespräche geführt worden sein.

Seit gestern steht der ehemalige Telekom-Chef René Obermann auf der Liste. Die Lufthansa kommentiert die Spekulation wie gewohnt nicht. Obermann war erst zu Jahresbeginn zu dem niederländischen Kabelkonzern Ziggo gewechselt, muss sich aber nach der Übernahme von Ziggo durch die amerikanische Liberty Global schon wieder einen neuen Job suchen.

Er werde aber erst gehen können, wenn die Übernahme vollständig abgeschlossen ist, erklärte Ziggo gestern. Und das kann einige Monate dauern. Franz jedoch scheidet spätestens Ende Mai aus und viele Branchenexperten drängen daher darauf, dass die Nachfolgeentscheidung spätestens auf der Aufsichtsratssitzung der Lufthansa Anfang März fallen soll.

Die lange Chefsuche behindere den Umbau des Konzerns, heißt es in Unternehmenskreisen. Durch das 2012 eingeleitete Restrukturierungsprogamm Score soll das Ergebnis bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro verbessert werden. Vor allem das Passagegeschäft soll dazu einen großen Beitrag leisten.

Sollte die Warteschleife noch länger anhalten, müsse man befürchten, dass der ehrgeizige Airbus-Pilot Spohr an Elan verliere, heißt es bei Analysten. Ursprünglich war eine Vielzahl interner Kandidaten diskutiert worden, aus denen der umgängliche Spohr als eindeutiger Favorit herausragte. Seine Konkurrenten waren der Chef der erfolgreichen Tochter Swiss, Harry Hohmeister, Cargo-Chef Karl Ulrich Garnadt und Catering-Manager Walter Gehl.

Aus Sicht des Analysten Jürgen Pieper von der Privatbank Metzler ist Spohr der "perfekte Kandidat". Der Wirtschaftsingenieur habe beim Kranich schnell gute Ergebnisse gebracht und könne die Belegschaft nach den harten, von Franz verordneten Sparschnitten auf dem weiteren Weg mitnehmen.

Das ist wichtig: Wie kein anderes Unternehmen muss sich Lufthansa permanent mit mehreren untereinander konkurrierenden Gewerkschaften für verschiedene Beschäftigtengruppen auseinandersetzen. Unter Franzens harter Hand streikten das Bodenpersonal wie auch die bis dahin als brav geltenden Kabinen-Crews. Aktuell denken die 5000 Piloten von Lufthansa und Germanwings über einen Arbeitskampf nach. Sie streiten sich seit zwei Jahren mit dem Unternehmen um einen neuen Gehaltstarif.

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