Fazit zum GA-Redaktionsmobil im Ahrtal Ein Jahr, 18 Stationen und immer ein offenes Ohr für Flutopfer

Ahrtal · Das von der Rheinischen Kraftwagengesellschaft zur Verfügung gestellte GA-Redaktionsmobil war ein Jahr lang im Flutgebiet im Einsatz. Bei den Sprechstunden mit den Betroffenen der Katastrophe hatten die Redakteure immer ein offenes Ohr – auch weit die Ahr hinauf.

 Das Team des General-Anzeigers bei der Übergabe des von der RKG zur Verfügung gestellten Redaktionsmobils am Ahrweiler Niedertor (von links): Sven Westbrock, Sylvia Binner, Raphaela Sabel, Jörg Manhold und Stephan Stegmann.

Das Team des General-Anzeigers bei der Übergabe des von der RKG zur Verfügung gestellten Redaktionsmobils am Ahrweiler Niedertor (von links): Sven Westbrock, Sylvia Binner, Raphaela Sabel, Jörg Manhold und Stephan Stegmann.

Foto: Martin Gausmann

Die Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 hat nicht nur 134 Menschen das Leben gekostet, sondern zudem mehr als 9000 Gebäude zerstört. Unter anderem betroffen: das Ladenlokal der Ahrtor-Apotheke in der Ahrweiler-Altstadt. Der General-Anzeiger, selbst von den Fluten verschont, stellte der Apotheke daraufhin seine Räume in der Bossardstraße zur Verfügung. Dass die Redaktion im Ahrtal dennoch weiter eine Heimat hatte, war der Rheinischen Kraftwagengesellschaft (RKG) zu verdanken. Und zwar war es nun eine mobile Heimat.

Die RKG stellte dem General-Anzeiger Anfang 2022 einen Kleinbus mit Elektro-Antrieb zur Verfügung, den Mercedes-Benz EQV. Zum kostenlosen Aufladen der Batterie des E-Autos stellte die Ahrtal-Residenz in Bad Neuenahr ihre Ladesäule zur Verfügung. Für den journalistischen Einsatz der V-Klasse wurde eine der beiden hinteren Sitzbänke entfernt, stattdessen ein Schreibtisch hineingestellt, sodass die Redakteure mit ihren Laptops direkt aus dem Wagen berichten konnten. „Auch viele Mitarbeiter der RKG und deren Familien waren von der Flut betroffen, sodass dieses Ereignis auch in unserem Arbeitsalltag allgegenwärtig war“, blickt Anton Merklinger von der RKG-Geschäftsleitung nach Ende des Projekts ein Jahr später zurück. Als der General-Anzeiger kurz nach der Flutkatastrophe auf die RKG zukam und erklärte, die Lokalredaktion in Ahrweiler einer Apotheke vor Ort zur Verfügung zu stellen, damit die Versorgung mit wichtigen Medikamenten weiterhin sichergestellt ist, sei schnell klar gewesen, dass man gerne mit einem mobilen Redaktionsbüro in Form der V-Klasse aushelfen wollte.

18 verschiedene Stationen im Kreis Ahrweiler (siehe Grafik) steuerte das Redaktionsmobil an. Einen großen Teil davon mehrfach. Bei der Lesersprechstunde, die an exponierten Orten wie Marktplätzen angeboten wurde, waren die Redakteure mit Stift, Papier, einer Kanne Kaffee und vor allem einem offen Ohr für die Probleme der Menschen im Flutgebiet anzutreffen. Zu den von der Katastrophe Betroffenen gesellten sich auf Einladung des General-Anzeigers immer wieder Kommunalpolitiker, die von den Auswirkungen der Flut und dem Stand des Wiederaufbaus in ihrem Zuständigkeitsbereich berichteten.

Den Anfang machte der Bachemer Ortsvorsteher Ulrich Stieber, der den General-Anzeiger das Redaktionsmobil sowohl beim ersten als auch beim zweiten Besuch direkt vor seiner Haustür parken ließ – und sogar selbst Kaffee kochte. „Die Berichterstattung im General-Anzeiger über die Situation nach der Flut hat merklich Augen und Ohren für die Dramatik und unterschiedlichen Betroffenheiten nach der Flut in Bachem geöffnet. Weg aus dem Dunstkreis von Vermutungen hin zur Tatsachenberichterstattung“, bilanziert er. Beispielhaft dargestellte Schicksale wie auch Hinweise zur enormen Hilfs- und Spendenbereitschaft hätten dazu beigetragen, das Bewusstsein für das katastrophale Ereignis ohne Sensationshascherei zu schärfen. Der spätere vergleichende Bericht habe sein Übriges dafür getan, Fortschritte im infrastrukturellen, aber auch emotionalen Wiederaufbau des Stadtteils und seiner Einwohner beim Namen zu nennen. Gleichwohl seien ohne Schönmalerei weiterhin bestehende Widrigkeiten, zum Beispiel ausgelöst durch fehlende Handwerker oder unsensibles Versicherungsgebaren, beim Namen genannt worden.

Weihnachtslicht mit an Bord

Dreimal war eine Vertreterin des Weihnachtslichts, der Spendenaktion des General-Anzeigers, mit an Bord: In Altenahr, Dernau und Bad Neuenahr war Vorstandsmitglied Angelika Engel ansprechbar für die von der Flut betroffenen Menschen, die finanzielle Unterstützung benötigten. „Zahlreiche Gespräche geführt und Anträge verteilt. Unbürokratische und schnelle Hilfe vom Weihnachtslicht“, lautet Engels Fazit. Ferner besuchte sie Institutionen, die vom Weihnachtslicht Geld erhalten haben, etwa Verpflegungszentren in Bad Neuenahr und Marienthal.

Für Redakteurin Raphaela Sabel war besonders gelungen, dass der General-Anzeiger in regelmäßigen Abständen in „wirklich alle“ Regionen im Flutgebiet gekommen ist. „So war ich beispielsweise mit dem GA-Mobil auch einmal vor Ort in Dümpelfeld, weit die Ahr herauf, das eigentlich nicht im direkten GA-Verbreitungsgebiet liegt. Aber die Anwohner haben sich sehr über den Besuch gefreut und die Möglichkeit zum Austausch rege genutzt“, sagt sie.

Jörg Manhold, Teamleiter Regional-Redaktionen, ergänzt: Als Regionalredaktion mit Berichtsschwerpunkt im Ahrtal sei der General-Anzeiger dankbar, dass man mit dem Redaktionsmobil in den betroffenen Flutgebieten unterwegs sein konnte. „So hatten wir die Nähe zu den Menschen, die mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind und konnten unseren Redaktionsstandort direkt vor Ort aufschlagen."

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