Flutgeschädigte Grundschule Dernau Kinder lernen in Containern am Kloster Marienthal

Marienthal · Die von der Flut zerstörte Dernauer Grundschule hat eine neue, vorübergehende Heimat. Oberhalb des Klosters Marienthal dienen Container nun als Unterrichtsgebäude.

Schüler, Eltern und Lehrer versammeln sich zur Eröffnung der Container-Schule in Marienthal auf dem Schulhof.

Schüler, Eltern und Lehrer versammeln sich zur Eröffnung der Container-Schule in Marienthal auf dem Schulhof.

Foto: ahr-foto

Nach den Sommerferien ist für die Kinder der Dernauer Grundschule St. Martin eine ein Jahr andauernde Trennung zu Ende gegangen. In dieser Zeit war die Schulgemeinschaft auf drei Grundschulen in den Grafschafter Orten Gelsdorf, Leimersdorf und Ringen aufgeteilt. Das eigene Schulgebäude war bei der Flutkatastrophe vom 14. und 15 Juli 2021 weitestgehend zerstört worden.

Nun sind die Kinder der Grundschule wieder vereint. Und zwar in einem aus 60 Containern gebauten provisorischen Schulstandort oberhalb des Klosters Marienthal, der erst vor wenigen Wochen seiner Bestimmung übergeben worden war (der GA berichtete). Man hat sich eingelebt und die Schüler, Eltern, aber vor allen Dingen auch die, die Schule und Schülerschaft nach der Flut so großartig unterstützten, zu einem Einweihungsfest in die neue Anlage eingeladen. Dass die Resonanz dabei riesig war, zeigt für Schulleiter Ralph Stollorz, dass man die Schule nach den vielen Hilfsaktionen nicht vergessen hat. Schulen aus Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern hatten die Dernauer Grundschule nach der Flut unterstützt, oftmals mit Geldern, die aus Aktionen wie Spendenläufen oder anderen Sammlungen zusammenkamen. Großen Anteil an der Hilfe hatten die Johanniter, die sich seit der Flutnacht um Dernau und seine betroffenen Menschen kümmern. Sie hatten unter anderem für Betreuungsangebote in den Nachmittagsstunden im Dernauer Zirkuszelt, dem neuen Treffpunkt im Ort, gesorgt. Viele der Unterstützer waren beim Einweihungsfest dabei, sogar ein Helfer aus Hamburg hatte sich morgens um vier Uhr ins Auto gesetzt und war nach Marienthal gefahren, um zu sehen, was dort entstanden ist.

Was er vorfand, war eine Containerschule in idyllischer Lage. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein weiteres Container-Provisorium, in dem die Kinder der ebenfalls zerstörten Dernauer Kita untergebracht sind. Gleich ans Schulgelände grenzen Weinberge auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Haupteingang in den ehemaligen Regierungsbunker, aber auch die Erinnerungsstätte an das einstige Lager „Rebstock“, dass das Gedenken an die Opfer der NS-Diktatur wachhalten und der Mahnung dienen soll. Entgegen ursprünglicher Ideen wurde die Gedenkstätte nicht eingezäunt. Zumindest die Dritt- und Viertklässler lernen hier schon einiges über die dunkle Vergangenheit Deutschlands. Aber auch für die vielen Wanderer soll der Ort zugänglich bleiben.

Sportveranstaltung abgesagt

Das Schulfest sollte eigentlich mit einer Sportveranstaltung kombiniert werden. Die aber verhinderte eine Sturmwarnung, da viele der Sportelemente aufblasbar waren – und somit nicht sturmsicher. Der angekündigte Wind blieb aus, man entschied sich dennoch für „Plan B.“ Dabei eröffneten die Kinder als großer Schulchor den Tag, sangen in ihrem Schulsong vom Schiff, das oftmals in schwerer See unterwegs ist, aber nicht kentert. Es wurden Fackeln fürs Martinsfest gebastelt, es gab Pommes und gespendetes Eis aus der Pfalz. Das Spielzimmer war immer Anlaufpunkt, auch die Johanniter boten viele Spiele an. Die Ballspielmöglichkeiten am Schulhof waren ebenfalls stark frequentiert. Derweil konnten sich die Eltern ein Glas Wein gönnen und sich am Elternbuffet stärken, bei Kaffee und Kuchen gab es vieles zu besprechen.

Dass die 86 Kinder und die ganze Schulgemeinschaft froh sind, endlich wieder zusammen zu sein, war ihnen anzusehen. Überall blickte man in fröhliche Gesichter, die in sieben Klassen aufgeteilte Schar fühlt sich wohl in Marienthal. „Hier ist es wunderbar. Dass wir wieder vereint sind und Kinder und Lehrkräfte wieder beisammen sind, macht vieles einfacher. Dinge sind nun viel leichter möglich, so hoffen wir bei der anstehenden Corona-Welle auf weniger Schulausfall, weil Vertretungen einfacher sind, als an getrennten Standorten, wo die gesamte Lehrerschaft nur alle zwei Wochen zusammenkam“, so Schullteiter Stollorz. Das Schulgebäude sehe nur äußerlich wie ein Containerbau aus, drinnen aber sei es wunderbar, man komme mit dem Raumangebot bestens zurecht und fühle sich sehr wohl, so der Schulleiter weiter.

Vor dem Abschluss stehen die letzten Infrastrukturmaßnahmen. Der Weg hoch zur Schule ist bereits beleuchtet, noch aber müssen die Busse eine Umleitung über die Grafschaft und die sogenannte Bunkerstraße fahren, da der direkte Weg noch verstärkt wird. Der Schulleiter rechnet mit mindestens vier bis fünf Jahren, die man in dem Provisorium verbringen werde. Er ist sicher: „Die Kinder, die aktuell hier sind, werden keinen anderen Grundschulstandort kennenlernen.“

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