Erinnerung an eine besondere Frau Eine Tafel erinnert an Frieda Nadig

Bad Neuenahr-Ahrweiler · An Frieda Nadig, die ehemalige Gesundheitsfürsorgerin des Ahrweiler Gesundheitsamtes, erinnert jetzt eine Tafel am Dienstgebäude der Behörde. Die Vollblut-Politikerin war 1949 eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat und wirkte bis 1961 im Deutschen Bundestag.

 An der Erinnerungstafel: (von links) Jürgen Pföhler, Siglinde Hornbach-Beckers, Stefan Voss und Peter Diewald.

An der Erinnerungstafel: (von links) Jürgen Pföhler, Siglinde Hornbach-Beckers, Stefan Voss und Peter Diewald.

Foto: Martin Gausmann

Eine späte Würdigung hat am Dienstag eine ehemalige Mitarbeiterin des Kreisgesundheitsamtes Ahrweiler erfahren. Am Dienstgebäude an der Ahrweiler Wilhelmstraße wurde auf Initiative der Kreisstadt eine Erinnerungstafel für Frieda Nadig angebracht. Dieses symbolisch von Landrat Jürgen Pföhler, Kreisstadt-Vize Peter Diewald, Siglinde Hornbach-Beckers als Fachbereichsleiterin des Kreishauses und von Stefan Voss als Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Seit 1916 war Frieda Nadig Mitglied der SPD

Wer aber war Frieda Nadig? Geboren wurde Friederike (Frieda) Charlotte Louise Nadig am 11. Dezember 1897 in Herford. Sie wuchs in einer sozialdemokratisch geprägten Familie auf, engagierte sich bereits 1913 in der sozialistischen Arbeiterjugend und war seit 1916 Mitglied der SPD. 1922 legte sie ihr Staatsexamen als Wohlfahrtspflegerin ab.

Durch die Nationalsozialisten 1933 fristlos entlassen

In Bielefeld fand sie eine Anstellung als Jugendfürsorgerin. Von 1930 bis 1933 war sie SPD-Abgeordnete im Preußischen Provinziallandtag Westfalen.

Aufgrund ihrer politischen Aktivitäten wurde sie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 fristlos entlassen. 1936 fand sie eine Anstellung beim Staatlichen Gesundheitsamt in Ahrweiler, wo sie als Gesundheitsfürsorgerin unter anderem TBC-Kranke betreute. Sie nutzte aber auch ihre berufliche Tätigkeit, um politisch Verfolgten zu helfen.

Sie hatte stets Angst vor einer Verhaftung

Von der politischen Tätigkeit Nadigs vor 1933 und ihrer Einstellung gegen den Nationalsozialismus wussten ihre Kolleginnen im Ahrweiler Gesundheitsamt nichts. Lediglich der Leiter des Amtes, Wilhelm Nocker, soll darüber informiert gewesen sein. Nach 1945 bestätigte Nocker, dass Nadig wohl immer Angst vor einer Verhaftung hatte. Insgesamt verhielt sie sich deshalb unauffällig, war reserviert und pflegte auch nur wenige persönliche Kontakte.

Im Melderegister von Ahrweiler ist Frieda Nadig vom 2. Januar 1936 bis zum 24. Juni 1946 eingetragen. Danach hat Nadig in Herford ihre politische Tätigkeit wieder aufgenommen.

Sie wurde Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen und war 1949 eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat. Dort hatte sie maßgeblichen Anteil an der Durchsetzung des Grundgesetzartikels 3, Absatz 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“

Als Abgeordnete wirkte die Vollblut-Politikerin anschließend im Deutschen Bundestag von 1949 bis 1961. Zudem war sie noch bis 1966 Geschäftsführerin des Bezirksverbandes Östliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt. Die neue Tafel in Ahrweiler soll an ihren Einsatz für demokratische Grundwerte und Menschlichkeit erinnern.

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