Hans-Peter Pracht Autor aus der Grafschaft schreibt Buch über Mordfälle in der Eifel

Grafschaft · Hans-Peter Pracht hat ein Buch über Mordfälle in der Eifel geschrieben. In „Blutige Eifel“ schildert der Autor aus der Grafschaft 15 historische Kriminalfälle zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert.

 „Blutige Eifel“ heißt das neue Buch von Hans-Peter Pracht.

„Blutige Eifel“ heißt das neue Buch von Hans-Peter Pracht.

Foto: Martin Gausmann

Die Eifel, heute beliebt bei Wanderern, Radtouristen und Ausflüglern, war einst eine arme Region, ein typisches Mittelgebirge, abgeschnitten von den großen Verkehrsadern, das in vielem der Entwicklung in den Zentren hinterherhinkte. Doch wie überall, wo Menschen leben, kam es auch dort zu Gewaltverbrechen. Autor Hans-Peter Pracht aus der Gemeinde Grafschaft schildert im neuen Buch „Blutige Eifel“ 15 historische Kriminalfälle vom 18. bis 20. Jahrhundert.

Oft zogen einsame Höfe Räuber an, so das Wirtshaus im Heimbacher Stadtteil Düttling, wo Kriminelle 1800 den Wirt, einen Sohn, einen Notar und noch einen Hausgast brutal misshandelten – aus Rache den Notar, die anderen, um an Geld und Wertsachen zu gelangen. Aus Unachtsamkeit brannten sie das Haus ab. Die Wirtsleute verloren dazu einen Sohn und einen Enkel, die in den Flammen umkamen. 1796 erzürnte Johannes Krones, Müller der Sprinkermühle bei Daun, den „Tuchhannes“, Anführer der Moselbande, als er ihn an Geldschulden erinnerte. Anderntags fand man Eltern, Tochter und Sohn der Mühlenfamilie tot und verstümmelt. 16 Bandenmitglieder wurden angeklagt, sechs zum Tode und sechs zu Galeerenstrafe verurteilt.

Morde im Wald

Auch im Wald drohte Gefahr. 1902 wurde etwa im Drimborner Wald in Aachen die 34-jährige Weberin Maria Klinkenberg aus Raeren ermordet, die erkennbar verzweifelte Gegenwehr übte, und 1908 im Wald neben der Aachen-Monschauer Straße die 16-jährige Laura Klinkenberg. Es wurde intensiv ermittelt. Doch nur in Lauras Fall gab es einen Erfolg, da acht Monate und 342 Ermittlungsakten später August Charié, Gefangener in Haarlem (Niederlande), den Mord ohne Anlass gestand.

Die Taten schockieren, selbst wenn einer wie Johann Mayer einen üblen Start hatte. Er wurde 1886 in Uersfeld, Vulkaneifel, von seiner bettelnden Mutter in einer Scheune geboren. Vormund und Lehrherren vernachlässigten ihn. Die Arbeitsstellen, darunter eine Fabrik in Sinzig, wechselten oft. Mayer verlor bei Sprengungen einen Unterarm. Danach wilderte, raubte und mordete „Stumpfarm“ in den Eifel-Wäldern. Wegen Totschlag und vierfachem Mord kam er 1923 im Kölner Klingelpütz unters Fallbeil.

Soldatenwitwe erhängt ihre Kinder

Den Tod fanden auch Beteiligte für den Lynchmord vom 15. August 1944 in Preist, Kreis Bitburg-Prüm. Der Deutsche Peter Back schoss auf einen abgestürzten amerikanischen Flieger. Peter Kohn schlug ihn, Matthias Gierens hieb ihm einen Steinhammer ins Gesicht, Matthias Krein bewachte ihn. Der erste Kriegsverbrecherprozess in Deutschland gegen Kohn, Krein und Gierens begann am 1. Juni 1945 in Ahrweiler. Back fing man am 6. Juni. Alle wurden zum Tode verurteilt, nur Kreins zu lebenslanger Haft.

Als in Bad Neuenahr eine Soldatenwitwe im November 1945 ihre zwei kleinen Kinder erhängte, hieß das Urteil vom Juli 1947 Enthauptung per Fallbeil. Knapp zwei Jahre später war dies technisch möglich. Doch das inzwischen in Kraft gesetzte Grundgesetz der BRD hatte das Urteil überholt. Die Todesstrafe gab es nicht mehr, so wanderte die Kindsmörderin ins Zuchthaus.

Das im Eifeler Literaturverlag erschienene Buch, ISBN 978-3-96123-042-6, hat 240 Seiten und kostet 15 Euro.

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