Kerosinsee in Wesseling Shell will Rohrleitungen neu verlegen

WESSELING · Die Nordtrasse, an der sich 2012 das folgenschwere Kerosinleck bei der der Shell Rheinland Raffinerie bildete, soll künftig zwecks besserer Kontrolle überirdisch verlaufen.

Gerade mal ein knappes Drittel des unterirdischen Kerosinsees, der sich vor vier Jahren durch ein Leck in einer Rohrleitung der Shell Rheinland Raffinerie gebildet hat, ist bisher abgepumpt.

Aus einem circa fünf Millimeter großen Leck in einer unter der Erde verlaufenden Kerosinleitung waren eine Million Liter des Treibstoffs in den Boden gelaufen. Nun plant das Unternehmen, die betroffene Trasse für zehn Millionen Euro neu zu bauen und über statt unter der Erde zu verlegen.

Eine „sichere und bessere Überprüfung der Rohrleitungen“ sei das Ziel, sagte Hans-Gerd Grummel von Shell am Mittwochabend im Umweltausschuss der Stadt Wesseling. Der Leiter des sogenannten Rohrleitungsprogramms gab den Ausschussmitgliedern einen kurzen Überblick über den geplanten Neubau der Nordtrasse bis 2018. Dabei handelt es sich um einen Leitungsstrang, der aus neun Rohrleitungen besteht und die Anlagen des Wesselinger Werks mit einem Tankfeld verbindet.

Über eine Distanz von etwa 800 Metern transportieren die Leitungen Heizöl, Diesel und Rohöl. Der große Vorteil der oberirdischen Verlegung: „Eine Leckage wird sofort entdeckt“, betonte Grummel. Zusätzlich zu einer elektronischen Überwachung von Druck, Temperatur und Durchflussmengen solle es eine tägliche Begehung geben sowie eine jährliche Dichtheitsprüfung und alle fünf Jahre eine Druckprüfung.

Alte Rohre bleiben im Boden

Im Wesentlichen verlaufe die neue Trasse auf Liegenschaften der Shell, teils aber auch über öffentliche Flächen. An der L 300 könne ein bestehender Schacht genutzt werden. An der Ahrstraße könnten die Rohre unter einer bestehenden Brücke hergeführt werden, an der Waldstraße solle eventuell eine „kleine Brücke“ gebaut werden. Auch Sichtschutz sei geplant.

Wie Grummel ausführte, sollen auch die Funktionen der Südtrasse auf die neu gebaute Nordtrasse verlegt werden, sodass deren unterirdische Rohre nicht mehr benötigt würden. Auf Nachfrage erklärte der Shell-Vertreter, dass die alten Rohre beider Trassen im Boden verbleiben sollen, da sonst die Gefahr bestehe, dass das Erdreich zusammenstürze. Um das zu verhindern, würden sie vorschriftsgemäß gereinigt und verfüllt.

Die Ausschussvertreter zeigten sich erfreut, „dass es also doch geht“, dass Shell die Stadt informiere, wie es Helmut Latak vom Sozialen Bündnis Wesseling spitz ausdrückte. Einzelne Ausschussmitglieder kritisierten aber, dass sie gerne mehr Details über den Verlauf der neuen oberirdischen Trasse und die Eingriffe ins Landschaftsbild erfahren würden.

Die Verwaltung verwies allerdings darauf, dass die Planungen noch ganz am Anfang stünden und man froh über die frühzeitige Information sei. Im September wolle Shell die Genehmigung für den Bau beantragen, sagte Grummel.

Unterdessen scheint die Sanierung des Kerosinsees nicht mehr wesentlich voranzukommen. Pumpten vier Brunnen teils bis zu 10.000 Liter Kerosin in der Woche nach oben, waren es zuletzt nur noch 700 Liter, sagte Shell-Sprecher Jan Zeese dem GA.

Abbau des Kerosins soll durch Bakterien gefördert werden

Insgesamt wurden bisher 313.000 Liter abgepumpt. Offenbar ist der Großteil des verbliebenen Kerosins in der Erde gebunden. Um es weiter abzubauen, setzt Shell seit zwei Jahren auf ein biologisches Verfahren: Durch das Zuführen von Sauerstoff soll der Abbau des Kerosins durch Bakterien gefördert werden.

In welchen Mengen das passiere, sei aber nicht zu sagen, zumal sich alles in sieben Metern Tiefe abspiele, so Zeese. Was Shell mittels 40 Messstellen aber feststellen kann: Dass sich der Kerosinsee, der eine Fläche von 42.000 Quadratmetern einnimmt, nicht ausgebreitet habe. Und das sei als Erfolg zu werten, sagt der Sprecher.

Kleiner geworden ist die Fläche aber folglich nicht. Das biologische Verfahren erfordere Geduld, so Zeese. Wie lange es dauern werde, bis das Kerosin abgebaut sei, könne Shell derzeit nicht einschätzen.

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