Krisenstab informiert Spezialkräfte an der Ahr nehmen Heizöl ins Visier

Kreis Ahrweiler · Ein großes Problem, das die Helfer an der Ahr nun angehen, ist die Verschmutzung durch Heizöl. Erkundungstrupps gehen von Haus zu Haus, um Tanks zu inspizieren.

 Anwohner und Helfer schippen Schlamm vor Häusern in Mayschoß: Öl, Schlamm und verseuchtes Wasser sollen Spezialkräfte von Feuerwehr und THW nun maschinell trennen und qualifiziert entsorgen.

Anwohner und Helfer schippen Schlamm vor Häusern in Mayschoß: Öl, Schlamm und verseuchtes Wasser sollen Spezialkräfte von Feuerwehr und THW nun maschinell trennen und qualifiziert entsorgen.

Foto: dpa/Thomas Frey

Die Lage in den Bereichen Sinzig und Adenau stabilisiert sich mehr und mehr. Hier könne der Grundschutz durch Feuerwehren und Polizei allmählich wieder auf Normalbetrieb gefahren werden. Das sagte Einsatzleiter Hans-Peter Plattner bei der täglichen Pressekonferenz am Donnerstag zur aktuellen Situation an der Ahr.

Weiterhin prekär ist die Situation nach Einschätzung des Lagezentrums in der Verbandsgemeinde Altenahr und in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Immerhin funktioniere die Trinkwasserversorgung in der Stadt zu 90 Prozent, so der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD), Thomas Linnertz. Aber das Wasser muss auch weiterhin abgekocht werden. Strom sei auch in großen Teilen der Kreisstadt wieder vorhanden, jedoch gebe es noch Probleme mit den Hausanschlüssen. Diese sind vielfach noch verunreinigt oder beschädigt.

Ein großes Problem, das die Helfer nun angehen, ist die Verschmutzung durch Heizöl. Tanks sind teilweise zerstört, teilweise aufgeschwemmt. Aber auch die Tanks, die heilgeblieben sind, müssen entleert werden. „Ein Liter Öl kann 100 000 Liter Trinkwasser verseuchen“ machte André Stark vom Technischen Hilfswerk (THW) klar.

Stephan Brust von der Feuerwehrschule Würzburg erläuterte die weiteren Schritte in der Ölschadensbekämpfung. Um die kümmert sich an der Ahr nun eine 150 Personen starke Gruppe. Dabei handelt es sich um hundert Feuerwehrleute aus Bayern und 50 Kräfte des THW. Die Spezialisten befinden sich auf der Anreise.

Bereits vor Ort sind erste Erkundungstrupps, die sich von Haus zu Haus in den überfluteten Bereichen bewegen. Hier gilt es festzustellen, ob Heizöl ausgelaufen ist, Tanks noch ganz oder beschädigt sind. In jedem Haus werden entsprechende Messungen vorgenommen. Dabei ist für die Erkunder höchste Vorsicht geboten, denn viele Häuser sind einsturzgefährdet.

Sind die Erkundungen abgeschlossen und das Abpumpen vorbereitet, werden Heizöl oder bei Ölschäden auch Wasser-, Öl- und Schlammgemisch von Saugwagen abgepumpt. Eine große Aufgabe, die nur von einer solchen Vielzahl von Helfern abzuwickeln ist. Man werde zeitgleich mit zehn Erkundungsteams die Häuser begehen, erläuterte Stephan Brust.

Mit den Saugwagen sei man anschließend in der Lage, stündlich bis zu 90 000 Liter Flüssigkeit abzusaugen, am Tag bis zu 960 000 Liter. Das, was die Wagen aus den Kellern saugen, werde an einen Separationsplatz gefahren“, so André Stark. Dort werden Öl, Schlamm und verseuchtes Wasser maschinell getrennt und danach einer qualifizierten Entsorgung zugeführt.

 Unterdessen machen vor allem die großen Zerstörungen von Privatbesitz und öffentlicher Infrastruktur im Bereich der Verbandsgemeinde Altenahr den Helfern weiter zu schaffen. Immer noch wird die Bevölkerung mit Wasser aus Tankwagen versorgt, das Leitungsnetz ist vielerorts demoliert. Es müssen weiterhin Lebensmittel verteilt und Stromaggregate eingesetzt werden. Parallel funktioniere die Abfuhr des Mülls jetzt sehr gut, berichtete Thomas Linnertz. Die Allgemeinverfügung zum Verbot des Individualverkehrs funktioniere.

Und auch der privat organisierte Shuttletransport der immer noch riesigen Zahl freiwilliger Helder, die jeden Morgen mit Schaufeln, Besen und Eimers anrücken, laufe so gut, dass man die Organisation hinter den Shuttles nun offiziell mit dem Transport der Helfer beauftragt habe, so Linnerz.

 Aktuell seien 80 der 134 Todesopfer identifiziert, so Polizeisprecher Florian Stadtfeld. Die Zahl der vermissten Personen ist binnen 24 Stunden um weitere vier auf nunmehr 69 Menschen gesunken. Stadtfeld sprach zudem noch eine Warnung an die Bevölkerung aus, denn die Flut habe auch hier und dort Munition aus dem Zweiten Weltkrieg zutage gespült: „Wer so etwas findet, wird um äußerste Vorsicht gebeten und sollte sofort die Polizei alarmieren.“

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