Motiv und Ort sind sein Betriebsgeheimnis Ausstellung in Bad Honnef zeigt Arbeit von Fotograf Thomas Wunsch

Bad Honnef · Unter dem Titel „In Darkness let me Dwell“ zeigt der Kunstraum Bad Honnef beeindruckende Arbeiten des Wiesbadener Fotografen Thomas Wunsch.

 Titel oder Beschreibungen sucht der Besucher bei den Fotografien von Thomas Wunsch vergeblich. Sie sollen Raum lassen für eigene Bildgeschichten.

Titel oder Beschreibungen sucht der Besucher bei den Fotografien von Thomas Wunsch vergeblich. Sie sollen Raum lassen für eigene Bildgeschichten.

Foto: Frank Homann

Bei diesen Fotos springt sofort das Kopfkino an. Denn diese dunklen, abstrakten Werke, die wie hingehaucht wirken und an den weißen Wänden des Kunstraums kunstvoll-sparsam in Szene gesetzt wurden, lassen eine Menge Spielraum für Interpretationen.

„Der Betrachter wird selbst ein Teil des Kunstwerks, meine Bilder sind anstrengend, man muss sich ihnen arbeitend annähern", sagt Thomas Wunsch. Im Domizil des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef zeigt der Wiesbadener seine Ausstellung „In Darkness let me Dwell“.

Vom Dalai Lama bis Sting und Yoko Ono

Wunsch hatte mit 14 seine erste Kamera, schon bald kaufte er sich sämtliche Fotozeitschriften, studierte den technischen Teil intensiv, lernte beim Betrachten der Fotografien die Qualität solcher Arbeiten zu beurteilen. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte in Frankfurt und Hamburg verschrieb er sich der Modefotografie, war Fotograf bei Filmproduktionen in den USA.

Und er porträtierte berühmte Leute wie etwa den Dalai Lama, Frank Zappa, Sting, Yoko Ono oder Annie Leibovitz. Das Porträtieren ist heute nur noch Hobby, ohne Auftrag, Berühmtheiten lassen sich gerne von Thomas Wunsch mit der Kamera begleiten.

Die abstrakt-expressionistische Malerei imponierte dem Hessen, der auf dem ganzen Erdball zu Hause ist, während seines Studiums besonders. Seit dem Jahr 2000 widmet er sich in seinem Metier diesem Genre, hat mit diesen Fotoarbeiten bereits 170 Ausstellungen auf der ganzen Welt gestaltet – ob in Beijing, in Bremen oder nun in Bad Honnef.

Motivsuche in den Metropolen

Wer gemäß dem Honnefer Ausstellungsmotto in der Dunkelheit verweilt, tappt aber bei weitem nicht im Dunklen, sondern findet mit Fantasie seine eigene Bildgeschichte. Denn: Wunsch gibt seinen Fotos prinzipiell keine Titel als Anhaltspunkte für das Fotomotiv. „Motiv und Ort sind Betriebsgeheimnis“, erklärt der 64-Jährige.

Die Fotos können auf jedem Kontinent aufgenommen sein. Thomas Wunsch sucht seine Motive aber nur im urbanen Bereich, am liebsten in Millionen-Metropolen. In Bad Honnef hat er jedoch nun auch fotografiert. Vielleicht bringt es ein Motiv von hier doch zum Kunstwerk. Aber: Wunsch selektiert enorm. Er sammelt Tausende Aufnahmen, nur ganz wenige von ihnen werden Bilder, immer quadratisch im Format, oder landen als Motive auf den Covern des Münchner Plattenlabels ECM.

„Die Fotos werden von jedem anders interpretiert.“ Die Bilder wirken im Licht des Ausstellungsraums schwarz, sind aber meist blau oder grün. Mit einem „Dreiklang der Unzulänglichkeiten“ baut Wunsch sie am PC – sie sind unscharf, verwackelt, falsch belichtet.

Wer sich auf sie einlässt, gelangt in einen Bereich des Vagen, alles verschwimmt, verliert seine Identität. Wie bei Traumsequenzen bilden sich Silhouetten am gedachten Horizont, watteweiche Tiefen, in denen der Ausstellungsbesucher versinken und sich seinen eigenen Gedanken hingeben kann, vielleicht sogar seinen eigenen Wünschen und Hoffnungen.

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