Schlagabtauch in sozialen Medien Streit um Wildkräuter am Deich in Niederkassel

Niederkassel · Der SPD-Vorsitzende Matthias Großgarten lobte die Anlage von Wildblumen im Niederkasseler Ortszentrum, kritisierte jedoch den – wie er es nannte – „kompletten Kahlschlag am Deich“. Daran entzündete sich ein Streit zwischen der Verwaltung und der SPD-Spitze.

 In Rheidt gibt es sie noch, die Wildblumen entlang der Radwege auf dem Deich, die Lebensraum für Insekten bieten.

In Rheidt gibt es sie noch, die Wildblumen entlang der Radwege auf dem Deich, die Lebensraum für Insekten bieten.

Foto: Foto: Martina Welt

Wildblumen auf den Deichen und die Mäh-Gepflogenheiten der Stadt – zwei Themen, die sich inzwischen zu einem heftigen Wortgefecht zwischen der Niederkasseler SPD-Spitze und der Verwaltung in den sozialen Medien entwickelt haben.

Begonnen hatte es mit einer Pressemitteilung des SPD-Vorsitzenden Matthias Großgarten, der zwar die Anlage von Wildblumen im Niederkasseler Ortszentrum lobte, jedoch den – wie er es nannte – „kompletten Kahlschlag am Deich“ kritisierte. Zitiert wird in der Pressemeldung Großgartens Parteifreund und sachkundiger Bürger im Umweltausschuss, Rolf Meißner, der als Biologe bedauert, dass „mehrere 1000 Quadratmeter existierende Wildblumenwiesen am Deich alljährlich ohne Not vernichtet werden“.

Im Juni 2017 sei mit der Bezirksregierung Köln eine Regelung zur Deichpflege getroffen worden, sagt die SPD. Kernpunkte dieser Vereinbarung seien, dass der erste Schnitt früher im Jahr erfolgen solle und dass mindestens 15 Prozent der Fläche ungemäht blieben. In diesen verbleibenden Mahdinseln könnten dann Insekten nach wie vor Nahrung und Unterschlupf finden. „Auf Kölner Stadtgebiet wird es heute so gehandhabt“, führen die Sozialdemokraten aus. Das Foto, das die SPD dazustellt und den vermeintlichen Kahlschlag am Niederkasseler Deich zeigt, beweist indes, dass auch auf Kölner Gebiet keine Wildblumen mehr stehen: Irrtümlich wurde ein Deichabschnitt am Langeler Bogen fotografiert, der bereits in die Verantwortung der Stadt Köln fällt.

Die Verwaltung identifizierte jedoch nicht nur das falsche Foto, sondern verweist auch darauf, dass die Deiche in aller­erster Linie dem Schutz der Bürger vor Hochwasser dienen. Die Grasnarbe schütze das Bauwerk vor Erosionen und vor Ausspülungen, erläutert der Pressesprecher Markus Thüren auf GA-Anfrage. Um die Grasnarbe zu erhalten, müssten die Mäharbeiten regelmäßig durchgeführt werden. Gemäht wird im Juni und Oktober, je nach Witterung und Vegetation. Wenn möglich werde versucht, die Wildblumen an geeigneten Stellen stehenzulassen, so Thüren weiter.

Als Grundlage für die Pflege gilt nach Meinung der Verwaltung ein älterer Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Köln und nicht die von der SPD zitierte Vereinbarung von 2017. „Diese Vereinbarung ist der Stadt nicht bekannt und wurde nie akzeptiert oder unterzeichnet“, so Thüren.

Zusätzlich werde die Mahd auch mit dem Umweltamt der Stadt Niederkassel abgestimmt. Ohne regelmäßige Mahd würden Teile des Deiches so stark beschattet, dass sich kahle Stellen bilden, die wiederum bei Starkregen zu Schäden am Deich führen könnten. Und noch einen Grund für das regelmäßige Mähen nennt die Verwaltung: Es gibt Jakobs-Kreuzkraut auf den Deichen. Dieses soll daran gehindert werden, sich weiter auszubreiten.

Nebenschauplatz der Auseinandersetzung war indes auch die konfrontative Art, mit der die Verwaltung auf die SPD-Veröffentlichung reagierte. Sie unterstellte den Sozialdemokraten, mit falschen und unwahren Behauptungen an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. „Es ist schon sehr bezeichnend, dass es dem SPD-Vorsitzenden, Herrn Großgarten, sowie dem SPD-Fraktionsvorsitzenden, Herrn Reusch, trotz mehrmaliger intensiver Erörterung der Sach- und Rechtslage immer noch nicht gelingt, den Zusammenhang zwischen Bevölkerungsschutz, Deichschutz und Umweltschutz richtig einzuordnen“, heißt es in der der Antwort der Stadt.

Insbesondere bedenklich sei, dass der SPD-Fraktionsspitze scheinbar die Stadtgrenze nicht bekannt sei, formuliert die Verwaltung polemisch. Großgarten empfindet diese Art als „Unverschämtheit“ und stellt fest, dass es sich dabei um Wahlkampf aus dem Rathaus handele. SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch kündigt dazu Konsequenzen an. Die SPD bleibt unterdessen bei ihrer Position, dass der Erfolg der Deichpflege noch größer sein könnte, wenn die 2017 vereinbarten Pflegemaßnahmen durchgeführt würden.

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