Prozess am Amtsgericht Siegburg Mehrfach-Einbrecher hatte enorme Spielschulden

Siegburg · Ein 43-Jähriger muss wegen gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahls für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Für seine Schulden bei Kredithaien hatte er zuvor schon mit seinen Zähnen bezahlen müssen.

 Der Verurteilte war in zahlreiche Lagerhallen eingebrochen.

Der Verurteilte war in zahlreiche Lagerhallen eingebrochen.

Foto: dpa/Silas Stein

Eigentlich hätten die Diebstähle gegen seinen eigenen Ehrenkodex verstoßen, hatte der geständige Angeklagte im Verlauf des Verfahrens gesagt. Nun haben die Richter der 3. Großen Strafkammer den 43-jährigen Mann aus dem Bergischen Bergneustadt zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Außerdem muss er rund 48.000 Euro an die Opfer seiner nächtlichen Diebestouren zurückzahlen.

Der Grund, aus dem der Angeklagte seinem moralischen Kompass nicht mehr folgte, war seine Spielsucht. Der Mann, der über Jahre hinweg ein kleines Trockenbauunternehmen als Eigentümer erfolgreich gemanagt hatte, rutschte immer weiter ab und kümmerte sich nicht mehr um seine Firma. Bei Fußball- und anderen Sportwetten verlor er gemeinsam mit einem früheren Angestellten immer wieder große Beträge. Über finanzielle Reserven verfügte er nicht und so ging es schnell ans Eingemachte: Größere Betriebsmittel hatte aber auch die Firma nicht zu bieten. Als die letzten Geräte verkauft waren, wurde es eng für den Bergneustädter.

Verurteilter lieh Geld bei Kredithaien

Besonders auch deshalb, weil das Spielerduo mittlerweile auch das Pokerspiel für sich entdeckt hatte. Um die daraus resultierenden Schulden zu zahlen, lieh sich der nun Verurteilte bei Kredithaien 25.000 Euro, für die er nach drei Monaten stolze 35.000 Euro hätte zurückzahlen sollen. „Sie wollten Geld auftreiben und das misslang“, sagte die Vorsitzende Richterin Claudia Gelber bei der Urteilsverkündung an den soeben Verurteilten gewandt.

Da er natürlich weder die Kreditsumme noch die horrenden Zinsen zurückzahlen konnte, bekam er kurz vor Weihnachten „Besuch“ von seinen Gläubigern. Das Zusammentreffen endete für ihn mit dem Verlust der Schneidezähne. Dem Tipp seiner Geldgeber, er solle Tankstellen überfallen, folgte der 43-Jährige dennoch nicht. Stattdessen entschloss er sich, Lagerhallen im gesamten Raum zwischen dem Niederrhein, dem Bergischem Land, dem Westerwald und Nordhessen auszuräumen. Tatorte im Rhein-Sieg-Kreis waren Troisdorf und Much.

Der Erlös eines ersten Einbruchs reichte den Kredithaien nämlich nicht. Um die geforderten „Verzugszinsen“ begleichen zu können, stieg der 43-Jährige noch in elf weitere Hallen ein. Auf die Spur des Täters waren die Ermittler gekommen, weil ein von ihm in Troisdorf-Spich gestohlener Sprinter per Satellit getrackt wurde.

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