Super Bowl Ein Drama Marke Hollywood

Los Angeles · Der Super Bowl LVI gerät zum Nervenkrimi und einer Story wie aus Hollywood. Die Los Angeles Rams schaffen kurz vor Schluss den entscheidenden Touchdown gegen die Cincinnati Bengals und sind neuer Champion.

Super Bowl LVI | 2022: Bilder aus dem Sofi Stadium in Los Angeles
62 Bilder

Impressionen vom Super Bowl in Los Angeles

62 Bilder
Foto: Marcel Wolber

30 Autominuten nördlich von Beverly Hills und Hollywood liegt Burbank. Am dortigen lokalen Flughafen kennt man sich mit Berühmtheiten bestens aus. Nicht nur, weil dort täglich Hubschrauberrundflüge starten, die den Touristen die riesigen Anwesen von Prominenten wie Amazon-Gründer Jeff Bezos, Sänger Justin Bieber oder den Schauspielern Tom Cruise und Johnny Depp aus der Vogelperspektive zeigen. Sondern auch, weil auf dem Airport jede Menge Privatjets der Reichen und Schönen von Los Angeles ankommen, damit diese dann möglichst schnell zu ihren Häusern gelangen.

Doch am Sonntag durfte es alles noch ein bisschen mehr sein. Denn zum achten Mal gastierte der Super Bowl, das Finale der National Football League, in der kalifornischen Metropole. Und das spürte man auch in Burbank. Nicht nur, dass die Hubschrauber wegen eines aus Sicherheitsgründen verhängten Flugverbots während des Spiels nicht starten durften. Das Vorfeld des Airports war auch komplett mit Luxus-Jets zugeparkt. Die Promi-Dichte in der Stadt nahm ein ungeahntes Maß an.

Und so wurden beispielsweise Glamour-Paar Jennifer Lopez und Ben Affleck, die Schauspieler Matt Damon, Sean Penn und Charlize Theron, die Musiker The Weeknd und Cardi B, die Sportler LeBron James und Magic Johnon sowie Prinz Harry Zeuge eines dramatischen Endspiels, das durchaus als Drehbuch für einen Hollywood-Streifen herhalten könnte. Erst in den finalen Minuten der Partie sicherten sich die heimischen Los Angeles Rams beim 23:20 über die Cincinnati Bengals die Meisterschaft. In einer Partie, die jede Menge Drama und einige Wendungen zu bieten hatte. Am Ende aber sicherten die Stars der Rams ihrem Team den Sieg und durften die Vince Lombardi Trophäe in die Höhe stemmen.

Zuvor hatten die blau-gelb gekleideten Fans unter den 70 048 Zuschauern im Sofi Stadium – wegen des nahe gelegenen Haupt-Flughafens von LA liegen sechs der acht Stockwerke unterhalb der Erdoberfläche – aber eine Achterbahn der Gefühle zu durchlaufen. Dabei hatte es für ihr Team eigentlich so positiv begonnen. Der vor der Saison aus Detroit nach LA gewechselte Quarterback Matthew Stafford fand den während der Spielzeit aus Cleveland verpflichteten Wide Receiver Odell Beckham mit einem Pass in der Endzone, und das Team von Trainer Sean McVay führte 7:0. Den zwischenzeitlichen 7:3-Anschluss durch ein Field Goal von Bengals-Kicker Evan McPherson beantworteten die Südkalifornier mit einem weiteren Touchdown-Pass von Stafford auf seine Lieblingsanspielstation: Cooper Kupp. Da der folgende Kick misslang, blieb es beim 13:7.

Bengals drehen das Spiel

Danach übernahmen jedoch die ganz in Schwarz und Orange gekleideten Bengals das Ruder. Noch vor der Pause schaffte das Team aus Ohio zunächst per Touchdown den 13:10-Anschluss. Nach der Halbzeit inklusive berauschender Rap-Party (siehe Kasten) brauchte Quarterback Joe Burrow nur ganze zwölf Sekunden für einen Touchdown-Pass auf Tee Higgins, um sein Team mit 17:13 in Führung zu bringen. Und als die Cincinnati-Verteidigung dann auch noch einen Stafford-Pass abfing und Kicker McPherson den Vorsprung auf 20:13 ausbaute, wähnten sich die zahlreich und lautstark auf der Tribüne vertretenen Bengals-Fans auf dem Weg zum ersten Super-Bowl-Titel der Vereins-Geschichte. Daran änderte auch das Field Goal von Rams-Kicker Matt Gay zum 16:20 nichts. Nachdem Cincinnati vor zwei Jahren noch der schlechteste Club der NFL war, schien alles bereit für eine Cinderella-Story.

Doch Los Angeles hat nicht umsonst in dieser Saison alles auf eine Karte gesetzt und seinen Kader mit etlichen Stars gespickt. Fünf Minuten vor Ende der Partie übernahmen zunächst Stafford und der überragende Kupp die Partie. Fast im Alleingang und nach Belieben bewegte das Duo den Ball über das Feld. Und es ließ sich auch nicht davon beeindrucken, dass ihnen 1:38 Minuten vor Spielende ein Touchdown wegen eines Foulspiels aberkannt wurde. Ganze 13 Sekunden später war es soweit. Stafford fand Kupp erneut mit einem Pass in der Endzone. Diesmal zählte der Spielzug: 23:20. Mit seinem zweiten Touchdown sicherte sich Kupp auch folgerichtig die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler (MVP) des Super Bowls.

Burrow macht die letzte Chance zunichte

Der Sieg dagegen stand noch nicht fest. Für die Bengals war immer noch genug Zeit auf der Spieluhr, um wie in den Playoff-Runden zuvor noch einen späten Siegtreffer zu landen. Doch da hatte Aaron Donald etwas dagegen. Der beste Verteidiger der Liga wollte seinen unzähligen Auszeichnungen unbedingt auch noch seinen ersten Meistertitel hinzufügen. Mit unbändigem Willen brachte er Burrow im letzten Spielzug zu Boden, bevor der Spielmacher noch einen Pass an den Mann bringen konnte.

Kein Wunder, dass sich Donald sich im Konfettiregen nach dem Spiel emotional zeigte: „Ich wollte das so sehr, ich habe davon geträumt“, schwärmte der Rams-Verteidiger. „Das habe ich meiner Tochter versprochen, als sie traurig war: Dass sie im Konfetti spielen darf.“ Und Receiver Odell Beckham Jr. liefen die Tränen in Strömen über das Gesicht.

Der jüngste Trainer der NFL-Geschichte mit einem Super-Bowl-Sieg

„Ich bin so stolz auf dieses Team. Es sind so viele großartige Spieler in dieser Mannschaft“, sagte Stafford nach der Partie. „Das ist ein Sieg der Mannschaft. Die Abwehr hat großartig gespielt.“ Für den Quarterback war es der erste Triumph im Super Bowl in seinen 13 Jahren in der NFL, für die Rams der zweite. Beim ersten Erfolg vor 22 Jahren war die Mannschaft allerdings noch in St. Louis zu Hause. Nach der Rückkehr nach Los Angeles gab es vor drei Jahren eine bittere 3:13-Niederlage gegen die New England Patriots – nun sind die Rams wieder die beste Football-Mannschaft der Welt. Der 36 Jahre alte Sean McVay ist zudem der jüngste Trainer der NFL-Geschichte mit einem Super-Bowl-Sieg. „Ich bin im Moment so glücklich für dieses Team. Ich bin so glücklich, dass ich dazugehören darf. Wir werden den heutigen Abend genießen.“

Und genauso wie Fans und Stars vermutlich eine lange Nacht in der Glamour-Metropole LA verbracht haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort