Telekom Baskets Baskets-Fans feiern ihre Legenden
BONN · Es war wie eine Reise zurück in der Zeit: Hurl Beechum nimmt Maß und versenkt einen Dreier nach dem anderen im Korb. Der "Gunman aus Iowa" war am Sonntag nicht die einzige Attraktion beim Tag der Legenden, die die Telekom Baskets Bonn zu bieten hatten.
Mit Beechum waren viele ehemalige Spieler aus 20 Jahren Vereinsgeschichte dem Ruf des Clubs gefolgt, im Telekom Dome die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen und dem Publikum beim Match der Legenden eine große Show zu bieten.
5000 Zuschauer wollten sich das nicht entgehen lassen und sorgten für Gänsehaut-Atmosphäre. Die bis auf die aktuellen Spieler der Bundesligamannschaft nicht mehr ganz taufrischen Ex-Profis wiesen zwar mitunter deutliche körperliche Defizite auf, aber dass sie nach wie vor mit dem Ball umgehen können, bewiesen sie während 40 unterhaltsamer Minuten zur Genüge.
Dabei hielt die Choreographie die ein oder andere Überraschung bereit. So entledigte sich bei der Vorstellung der Teams, die von den Ex-Baskets-Trainern Predrag Krunic und Karsten Schul gecoacht wurden, Center-Legende Arvid Kramer seines Trikots und seiner Hose. Darunter trug er das Original-Dress aus der Saison 1996/1997, als die Bonner nach dem Aufstieg sensationell Vizemeister wurden. Zuvor war der 58-Jährige mit seinem Sohn Dennis eingelaufen, der auf dem Feld für Verstärkung sorgte, nachdem einige Legenden abgesagt hatten.
Die verhinderten John Bowler, Kyle Weems und Rimantas Kaukenas wendeten sich aber während des Spiels mit Videobotschaften an die Fans. Ex-Kapitän Branko Klepac lief zwar mit ein, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen nicht mitwirken. Dafür sprang Dominik Bahiense de Mello ein, der derzeit für Göttingen spielt, aber aus der Baskets-Jugend hervorgegangen ist.
Wem die Herzen der Fans besonders gehörten, machte die Lautstärke ihres Jubels deutlich. So durfte Eric Taylor einen wahren Begeisterungssturm genießen, der über ihn hinwegfegte. "Das war ein überwältigendes Gefühl. Ich habe dieses Spiel von der ersten bis zur letzten Minute genossen", erklärte der inzwischen 45-jährige Guard sichtlich bewegt.
Ähnlich erging es Beechum, der tags zuvor 42 Jahre alt geworden war. "Es gab keinen besseren Ort und keine bessere Gelegenheit, meinen Geburtstag zu feiern", sagte der "Gunman", der immer noch den Dreierrekord in der Bundesliga hält (zwölf in einem Spiel, 161 in einer Saison). Standesgemäß eröffnete er das Legenden-Spiel mit drei Distanztreffern in Folge. Die Halle stand Kopf.
Ein gemeinsames Training hatte es vorher nicht gegeben. "Wir waren zusammen spazieren", ließ Krunic grinsend wissen. Also war Improvisation gefragt. Mit herrlichen Slapstick-Einlagen brachte 2,21-Meter-Center Gunther Behnke die Zuschauer zum Lachen. Einmal mimte er den Spielmacher, sagte mit erhobener Faust den Spielzug an, den natürlich keiner kannte, und dribbelte mit seinen langen Beinen im Slalom durch die Abwehr. "20 Jahre Telekom Baskets, da muss man für trainieren und fit sein", scherzte Behnke später.
Die meisten Legenden hatten ihrem Schaulaufen mit gebremstem Elan entgegengesehen. "Ich spiele höchstens fünf Minuten und setze mich dann auf die Bank", sagte etwa Sinisa Kelecevic. Doch am Ende mischten alle munter mit. Eric Taylor wollte unbedingt zeigen, dass er noch werfen kann, verzweifelte zunächst bei seinen Fehlversuchen, um dann doch einige Dreier zu versenken.
Eine tolle Idee war, die Topscorer des vorangegangenen U 12-Allstarspiels mitwirken zu lassen. Von den Legenden tatkräftig unterstützt, zogen Florian Meilands (Telekom Baskets) und Darius Pervan (Rhöndorfer TV) eine kleine Zweimann-Show ab und trugen sich mit in die Punkteliste ein. Dass Beechum zum Topscorer wurde (18 Punkte/6 Dreier), wunderte nicht. Aber das und der 79:76-Sieg des Teams von Karsten Schul waren nebensächlich. "Es war ein Riesenspaß. Sollte es beim 25-jährigen Geburtstag wieder so etwas geben, bin ich wieder dabei", erklärte Derrick Phelps.