Altes Rathaus: "Wenn nichts passiert, kracht uns das Haus zusammen"

Sanierung kostet 4,5 Millionen Euro - Stadtverwaltung legt Konzept vor

Altes Rathaus: "Wenn nichts passiert, kracht uns das Haus zusammen"
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Da pflichteten alle Mitglieder des Unterausschusses Denkmalschutz Joachim Decker bei. "Das Rathaus ist nicht nur in einem schlechtem, sondern in einem jämmerlichen Zustand", sagte der Vertreter des Bürger Bundes während der Sitzung dieses Gremiums.

Seiner Aussage, in den vergangenen zehn Jahren sei "an Dach und Fach nichts gemacht worden", indes widersprach Thomas Frenzel vom städtischen Gebäudemanagement (SGB): "Bei spontan auftretenden Schäden reagieren wir."

Frenzel konnte einem fast leid tun. Denn dass eine "Generalsanierung" des Rathauses dringend notwendig ist, bestätigte am Montag SGB-Chef Friedhelm Naujoks. "Der Zustand ist hochnotpeinlich. Wenn nicht bald etwas passiert, kracht uns das Haus eines Tages zusammen," sagte er dem GA.

Das "bald" konkretisierte Naujoks nicht. Zwar seien die Gelder in der mittelfristigen Finanzplanung für 2010/11 enthalten, doch ob in diesen beiden Jahren tatsächlich die Handwerker anrücken, mochte er ob der desolaten Haushaltslage nicht versprechen.

Er wies im Übrigen darauf hin, dass die Stadt im Durchschnitt der vergangenen Jahre rund 40 bis 50 Millionen Euro pro Jahr in den Hochbau investiert habe, sowohl für Neubauten als auch für Bauunterhaltung: "Das ist mehr als die meisten Städte mit vergleichbarer Einwohnerzahl."

Im Stadthaus heißt es, eine Grundsanierung würde etwa 4,5 Millionen Euro kosten. Ob dieser Betrag allerdings ausreicht, um die von Frenzel genannten Arbeiten durchzuführen zu können, wird von Fachleuten bezweifelt. Das Sanierungskonzept sieht vornehmlich diese Maßnahmen vor:

  • Der Brandschutz ist unzureichend und muss auf den neuesten Stand gebracht werden.
  • Der Eingangsbereich und die Repräsentationsräume müssen barrierefrei und "ihrer repräsentativen Aufgabe gerecht" gestaltet werden.
  • Die Sanitäranlage entsprechen nicht der "Bedeutung des Hauses" und müssen saniert werden.
  • Der Innenhof ist neu zu gestalten, da er mehr für Veranstaltungen genutzt werden soll.
  • Der gesamte Dachaufbau ist marode und muss erneuert werden.
  • Die aus den fünfziger Jahren stammenden Fenster sind einfach verglast und undicht.
  • Die gesamte Fassade muss überarbeitet werden.
  • Problematisch ist auch die Technik des Hauses, vor allem in der Belle Etage. Dazu heißt es in dem Konzept: "Die Räume werden häufig für Veranstaltungen genutzt, an denen bis zu 350 Personen teilnehmen. Eine ausreichende Klimatisierung der Räume ist daher unerlässlich." Erneuert werden müssten zudem die Heizungsanlage und die Elektroleitungen.

In Absprache mit den Denkmalschützern ist laut Naujoks zudem zu klären, "ob die bestehenden Fenster aufgearbeitet und mit Isolierverglasung aufgerüstet oder Fenster nach dem Vorbild der bestehenden unter Einhaltung der Vorschriften zum Wärmeschutz neu gebaut werden".

Mit dem Hinweis, die Sanierung von Schulen sei wichtiger als die Rathaus-Sanierung, hatte Obergürgermeisterin Bärbel Dieckmann bisher kein Geld dafür in den Haushalt eingestellt. Und auf Ablehnung war bei ihr jüngst auch das Angebot des Bonner Kaufmanns Marc Asbeck gestoßen, der das Rathaus kaufen, sanieren und an die Stadt vermieten wollte.

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