Nach chaotischen Zuständen Ordnungsamt schützt Gedenkstätte in Mehlem vor Sperrmüll

Mehlem · Vor dem Mauerbereich gegenüber dem Mehlemer Feuerwehrhaus herrscht oft Chaos. Unbekannte stellen ihren Sperrmüll dort ab. Nach einem sensiblen Vorfall reißt vielen Anwohnern nun der Geduldsfaden.

 Jan Claudius Lechner (2.v.l.) erläuterte die Historie der Örtlichkeiten mit der alten Mehlemer Schule und der Gedenkmauer für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Jan Claudius Lechner (2.v.l.) erläuterte die Historie der Örtlichkeiten mit der alten Mehlemer Schule und der Gedenkmauer für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Die Probleme mit dem Müll im Bad Godesberger Süden sind recht vielschichtig. Immer, wenn wie am Montag, die Sperrmüllabfuhr ansteht, verteilen Unbekannte vor der Synagogen-Gedenktafel an der Meckenheimer Straße ihre ungeliebten Sachen. Oft gab es zum chaotisch abgestellten Sperrmüll im Mauerbereich gegenüber dem Mehlemer Feuerwehrhaus dann die passenden Beschwerden. Im vergangenen Jahr eskalierte die Sache. Als beim letzten Sperrmülltermin einfach alles auf den Blumenschmuck vor der Mauer, der für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft abgelegt worden war, gekippt wurde, riss für viele Mehlemer der Geduldsfaden. Der andere wunde Punkt sind die Grünmüllcontainer am Friedhof. Sie ziehen nicht nur Bürger aus Bonn, sondern auch dem benachbarten Wachtberg an. Und sind dementsprechend ständig überfüllt. Jetzt gibt es positive Nachrichten zu den Abfallproblemen.

 Schreckensbild aus dem Naturschutzgebiet am Mehlemer Rude Krützchesweg am Sonntagnachmittag - dort gibt es keinen direkten Anwohner, aber scheinbar massive Gesetzesverstöße hinsichtlich Müllentsorgung.

Schreckensbild aus dem Naturschutzgebiet am Mehlemer Rude Krützchesweg am Sonntagnachmittag - dort gibt es keinen direkten Anwohner, aber scheinbar massive Gesetzesverstöße hinsichtlich Müllentsorgung.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Am frühen Sonntagabend trafen sich vor Ort Vertreter von Bonnorange, vom Bonner Ordnungsamt, vom Mehlemer Ortsausschuss, von der Facebookgruppe „Mehlem – Du ming Dorf am Rhing“ und Anwohner samt Politikern. Organisiert hatte das Zusammenkommen der Stadtverordnete Jan Claudius Lechner (CDU), der die Historie des Ortes zunächst vorstellte.

 Richard Münz (li.) erläuterte die Möglichkeiten zur Sperrmüllabfuhr und begeisterte die Anwesenden mit der Nachricht einer in Mehlem entstehenden qualifizierten Abfallsammelstelle.

Richard Münz (li.) erläuterte die Möglichkeiten zur Sperrmüllabfuhr und begeisterte die Anwesenden mit der Nachricht einer in Mehlem entstehenden qualifizierten Abfallsammelstelle.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Müllfahrzeug kann nicht zu den Mehrparteienhäusern fahren

Richard Münz, Geschäftsbereichsleiter Stadtreinigung und Abfallwirtschaft bei Bonnorange, hatte bereits am vergangenen Freitag auf Wunsch von Anwohnern den Mauerbereich am Gedenktafelbereich gegenüber dem Mehlemer Feuerwehrhaus absperren lassen. Am Samstagmorgen sah man dann den Effekt dieser Schutzmaßnahme. Unbekannte hatten sich da schon von ihrem Sperrmüll, ausgedientem Baumaterialien, getrennt und diese neben die Absperrbarken gekippt.

 Schutz boten zur gestrigen Sperrmüllabfuhr die eigens von Bonnorange aufgestellten Bauzaunteile.

Schutz boten zur gestrigen Sperrmüllabfuhr die eigens von Bonnorange aufgestellten Bauzaunteile.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Am Sonntag kam dann reichlich Sperrmüll wohl aus der Nähe dazu. Problem ist dort, dass das Müllfahrzeug nicht zu den Mehrparteienhäusern hinter dem Feuerwehrhaus fahren kann. Der Sperrmüll muss somit an die öffentliche Straße gebracht werden. Aufforderungen an den Eigentümer der Gebäude, seine Mieter über das Abstellen des Sperrmülls nahe der besagten Gedenktafel zu informieren, blieben bislang ohne spürbare Reaktion, so Lechner. Das Ordnungsamt wiederum versucht, Bürger, die für Chaos auf öffentlichen Flächen sorgen, mit Anzeigen und Geldbußen zu erziehen. Die am Sonntag vor Ort anwesenden Mitarbeiter bestätigten, dass es für Abfallsünder teuer werde, wenn sie erwischt würden. „Und wir halten die Augen offen, fahren oft Streife und bekommen den ein oder anderen Fall dann auch live mit“, hieß es in den Schilderungen.

In Mehlem sollen Unterflurcontainer entstehen

Schnell war geklärt, wie die Sperrmüllthematik an der Meckenheimer Straße für die Zukunft entschärft werden könnte. „Wir stellen zeitnah vor jedem Sperrmülltermin für den Schutz der Mauer an der Meckenheimer Straße Absperrmaterial zur Verfügung“, versprach Münz. Alexander Schulz, der sich bei der Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr und im Ortsausschuss Mehlem engagiert, war sofort bereit, sich mit Kameraden um das Aufstellen der Absperrmaterialien zu kümmern. Ortsausschuss-Chef Walter Omsels äußerte gegenüber Bonnorange den Wunsch, dass das Unternehmen hinsichtlich Müllvermeidung und der -Entsorgung in Kitas und Schulen verstärkt Informationsarbeit leisten solle. Dies nahm Abfallberater Andreas Osinski als Anregung mit.

Die Containerprobleme am Mehlemer Friedhof könnten bis Jahresende 2021 auch der Vergangenheit angehören, sagte Münz. Hier drehen sich die Probleme um Altpapier- und Glascontainer sowie Altkleiderbehälter und eben Grünmüll. Münz kündigte für diese Woche Gespräche mit einem Architekten an, der auf der Fläche der ehemals geplanten Friedhofserweiterung eine „qualifizierte Sammelstelle“ planen soll. „So eine Sammelstelle betreuen wir derzeit schon mit Erfolg in Bonn-Ückesdorf.“ Auch in Mehlem sollen Unterflurcontainer für Papier, Glas und Grünmasse zukünftig zur Verfügung stehen. Personell wird dann an den Werktagen von Bonnorange die Aufsicht an der Sammelstelle sichergestellt, hieß es zusätzlich. Diese Nachricht begeisterte alle, die am Sonntag nur wegen der Sperrmüllproblematik gekommen waren. Auch das Problem, dass manche Gewerbetreibende bislang rechtswidrig große Mengen Grünzeug abladen oder gar Bauschutt beziehungsweise andere gefährliche und asbesthaltige Abfälle illegal entsorgt hatten, könnte mit dem neuen Konzept vermieden werden.

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