Mietminderung von bis zu 100 Prozent möglich Oberkasseler Mieter sitzen eine Woche in der Kälte

Oberkassel · Nach einem technischen Defekt mussten die Bewohner des Gebäudekomplexes Theresienau 15 über eine Woche warten, bis sie wieder heizen können. Der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr erklärt, was den Mietern zusteht.

 Seit vergangenem Dienstag funktionierte die Heizung in der Theresienau 15 nicht mehr.

Seit vergangenem Dienstag funktionierte die Heizung in der Theresienau 15 nicht mehr.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Brigitte Hauser (Name von der Redaktion geändert) am vergangenen Dienstagmorgen in ihrer Wohnung in der Theresienau 15 aufwachte, war es bitterkalt. Während draußen noch der letzte Schnee auf den Dächern lag und das Thermometer unter null Grad stand, war über Nacht im gesamten Gebäudekomplex die Heizung ausgefallen.

Noch am selben Tag meldeten mehrere Mieter des Hauses den Ausfall der Heizung der GWG Rhein-Sieg-Kreis, die das Gebäude betreibt. „Es passierte nichts“, sagt die Mieterin verärgert. Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen und will auch sonst anonym bleiben. Stattdessen sei die Temperatur in Hausers Wohnung immer weiter abgefallen. Nach einigen Tagen habe sie von anderen Mietern gehört, dass die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft eine Installationsfirma beauftragt hatte. Dieser hätten jedoch die Ersatzteile zur Reparatur der Heizung gefehlt. Die GWG habe sie bis heute nicht erreicht.

„Was sind das für Zustände? Nur, weil wir in einem Sozialwohnungsbau leben, sind wir noch nicht Menschen zweiter Klasse“, kritisiert sie. Die vergangene Woche sei kaum auszuhalten gewesen. Sie selbst beziehe aufgrund einer Krebserkrankung eine Erwerbsminderungsrente und sei viel zu Hause. „Das ist unzumutbar“, so die verzweifelte Mieterin. Sie berichtet, dass die anderen Bewohner des Hauses teilweise bei Verwandten und Freunden untergekommen waren. Für sie ist das jedoch keine Option. „Ich habe die ganze Woche gekämpft, aber jetzt bin ich am Ende. Es gibt niemanden, wo ich hin kann.“ Tagsüber sei sie mehrfach in Cafés gegangen, um sich aufzuwärmen, abends und nachts gehe das jedoch nicht.

Die GWG Rhein-Sieg-Kreis bestätigte dem GA am Dienstagmittag, dass sich die Ersatzteilbeschaffung für die Anlage als „extrem schwierig“ erwiesen hätte. „Derzeit laufen die Reparaturarbeiten und wir gehen davon aus, dass die Anlage heute wieder einsatzfähig ist“, so eine Sprecherin. Den Mietern seien Heizlüfter zur Überbrückung angeboten worden. Hauser weiß davon nichts. Sie versuchte derweilen ihr Glück beim Deutschen Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, habe jedoch keine Informationen erhalten. „Aufgrund des derzeitig sehr großen Arbeitsaufkommens kann die Bearbeitungszeit bis zu fünf Werktage betragen“, hieß es in einer Mail des Vereins.

Mietminderung bis 100 Prozent

Auf Anfrage des GA erklärte dessen Geschäftsführer, Peter Kox: „Wenn die Heizung in der Heizperiode ausfällt, ist das immer eine Zumutung, die der Vermieter schnellstmöglich abzustellen hat.“ Die Mieter seien dabei aufgefordert, den Mangel unverzüglich zu melden und den Vermieter zur Behebung aufzufordern. „Wenn dieser fast eine Woche nicht reagiert, ist die Einschränkung erheblich – die 15 Grad in der Wohnung sind weit von den 20 Grad entfernt, die der Vermieter bereitstellen muss.“ Der Mieter sollte eine Mietminderung ankündigen, die zwischen zehn und 100 Prozent betragen kann. Weiter empfiehlt er eine rechtliche Beratung. Kox: „Das Problem ausfallender Heizungen begegnet uns häufiger – und leider auch Fälle nicht reagierender Vermieter. Mietern bleibt dabei allzu häufig nichts anderes übrig, als sich mit der Geltendmachung ihrer Rechte zu behelfen.“

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