Gespräch am Wochenende Hanspeter Kurzhals leitet seit 32 Jahren die Circusschule Corelli

BEUEL · Ein kleiner Schaukasten weist den Weg, denn das Haus Nr. 25 Am Buschhof in Oberkassel liegt etwas versteckt hinter der Häuserfront. Aber das Clownsgesicht auf der Garage kündigt es bereits an. Hier geht es zur Circusschule Corelli. Empfangen wird der Gast vom Direktor. Mit Hanspeter Kurzhals über Pfadfinder, Projekte und Pädagogik.

Die Kombination aus Zirkus und Pädagogik fasziniert ihn: Hanspeter Kurzhals.

Die Kombination aus Zirkus und Pädagogik fasziniert ihn: Hanspeter Kurzhals.

Foto: Max Malsch

Die Circusschule Corelli haben Sie vor 32 Jahren gegründet - wie kam es dazu?
Hanspeter Kurzhals: Als Student habe ich einen kleinen Wanderzirkus auf einer Wiese in Küdinghoven entdeckt. Ich war neugierig und fragte, wann die nächste Vorstellung sei. Ich habe dann dort Fotos gemacht und die Zirkusleute baten mich, ihnen die Bilder zu zeigen. Damals mussten Bilder ja noch im Labor entwickelt werden und so saß ich drei Tage später bei der Zirkusfamilie mit ihren neun Kindern im Wohnwagen. Wir haben uns angefreundet, ich habe noch heute Kontakt zu ihnen.

Wie ging es weiter?
Kurzhals: Ich bin dem Wanderzirkus an den Wochenenden nachgefahren. So habe ich als junger Mensch aus bürgerlichem Haus ein ganz anderes Leben kennengelernt. Das war sehr spannend. Die Familie merkte eines Tages, dass die letzten vier Kinder noch nicht getauft waren. Das wurde nachgeholt und ich war plötzlich Patenonkel. Ich habe dann selbst einen kleinen Wohnwagen gekauft und an den Wochenenden dort übernachtet. Darauf schrieb ich ?Zirkusschule' und habe mit den Kindern lesen und schreiben geübt.

Sind Sie auch im Zirkus aufgetreten?
Kurzhals: Ja, ich hatte eine Illusionsnummer. Dabei habe ich die fünf Jahre alte Jeany in eine Kiste gesetzt und - Abrakadabra - wieder heraus kam ein Löwenbaby.

Wie kamen Sie auf die Idee zur Zirkusschule?
Kurzhals: Ich war vom Zirkusfieber infiziert. Gemeinsam mit einer Freundin leitete ich damals eine Pfadfindergruppe. Und wir hatten die Idee, mit den Pfadfindern statt eines Zeltlagers ein Zirkusprojekt zu machen. Mit einer alten Zugmaschine und einem umgebauten Bauwagen fuhren wir in den Sommerferien als kleiner Wanderzirkus durch ganz kleine Dörfer im Westerwald.

Und was war mit Ihrem Studium?
Kurzhals: Ich habe auf Lehramt studiert. Es war die Zeit der 70er Jahre, als wir Pädagogen auf der Suche nach neuen (pädagogischen) Konzepten waren. Ich reiste nach Spanien, in die Schweiz und die Niederlande und habe mich dort bei Jugendzirkussen umgeschaut. Die Kombination Zirkus und Pädagogik hat mich fasziniert. Und so war es fast eine logische Konsequenz, dass ich Anfang der 80er Jahre die Circusschule Corelli gegründet habe.

Was lernen die Kinder bei Ihnen?
Kurzhals: Wir wollen keine Profis ausbilden, sondern eine Freizeitaktivität für Kinder und Jugendliche anbieten. Dabei steht auch nicht der Leistungsgedanke im Mittelpunkt sondern Originalität, Kreativität und die Gemeinschaft. Die Kinder, die zu uns in die Circusschule kommen, sollen sich ausprobieren können und ihre Grenzen erfahren.

Welche Philosophie haben Sie als Zirkusschuldirektor?
Kurzhals: Mich interessiert das Thema Zirkus in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wegen seiner Vielfältigkeit. Zirkus verbindet musische und sportliche Tätigkeiten. Wir arbeiten integrativ, das heißt, alle Kinder können mitmachen und jeder findet seinen Fähigkeiten entsprechend, seinen Platz. Dabei gibt es oft auch einen entscheidenden Impuls für die Berufswahl. So hatten wir einen Jungen, der sich für Technik interessiert hat, Zirkus braucht ja auch Licht und Ton. Er ist heute Elektriker-Meister.

Sind denn Schüler auch Artisten geworden?
Kurzhals: Einen ganz prominenten Ex-Schüler haben wir, den Clown und Jongleur Cito Pilini. Sonst ist aber niemand dauerhaft beim Zirkus gelandet. Denn durch unsere Arbeit und die Besuche in anderen Zirkuswelten bekommen die Kinder einen sehr realistischen Eindruck vom Leben dort, so dass sie die ganz unromantische Entscheidung gegen ein Berufsleben im Zirkus fällen.

Welche Nummern sieht der Direktor denn im Zirkus am liebsten?
Kurzhals: Clowns, Akrobaten und Jongleure. Ich schätze den Kleinkunstcharakter in unserem Circus. Wir sind ganz nah dran an den Fertigkeiten, am Publikum und am Leben.

Circusschule Corelli

Die Circusschule Corelli ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung einer sinnvollen Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche. Dabei geht es um die Förderung jugendlicher Persönlichkeit, Entwicklung gemeinschaftsförderlicher Kompetenzen, Ausbildung kultureller Fertigkeiten und Sensibilitäten, Integration benachteiligter Kinder und Jugendlicher.

In der Circusschule lernen sie artistische Fertigkeiten wie Jonglieren, Balancieren, Akrobatik, Zaubern, Clownerie. Sie erarbeiten gemeinsam Zirkusprogramme, die sie dann aufführen. Die nächsten Vorstellungen finden am 22. und 23. März in der Jupp-Gassen-Halle statt. Weitere Informationen gibt es auf www.corelli.de.

Zur Person

Hanspeter Kurzhals wurde am 28. Juni 1952 in Bonn geboren. Er studierte in Bonn Mathematik, Philosophie und Erziehungswissenschaften und lebt und arbeitet in Oberkassel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort