Ehrenamt in Hardtberg Kleiderstube in Medinghoven unterstützt auch in Corona-Krise

Hardtberg-Medinghoven · Die Kleiderstube der Ökumenischen Flüchtlingshilfe öffnet wieder. Die Waren stehen längst nicht mehr im Zentrum der Arbeit.

 Mit Freude stellt Ursula Tubbensing die in Corona-Zeiten bestellten Kleidersendungen zusammen.

Mit Freude stellt Ursula Tubbensing die in Corona-Zeiten bestellten Kleidersendungen zusammen.

Foto: Stefan Hermes

Begegnungen wie diese machen Ursula Tubbesing glücklich: „Als eine fremde Frau zum ersten Mal ganz schüchtern unsere Kleiderstube betrat, ging sie erleichtert auf eine der Anwesenden zu. Bei ihr hatte sie an der Art und Weise, wie diese ihr Kopftuch gebunden hatte, erkannt, dass sie aus der gleichen Region Syriens stammte, wie sie selber“, erinnert sich die Leiterin der Kleiderstube der Ökumenischen Flüchtlingshilfe. Seit drei Jahren hat sie „den Hut in der Einrichtung auf“, wie es bei der Eröffnung Diakonin Heike Westphal formulierte.

Aus der Notwendigkeit, Geflüchteten Kleider für ihre Kinder zur Verfügung zu stellen, sei zwischenzeitlich ein Ort der Begegnung geworden, sagt Tubbesing. Wenn nach der Corona-Krise die Nachbarschaftswohnung der Diakonie im ersten Stock der Briandstraße 7 wieder jeden Mittwoch für rund zwei Stunden ihre Türen öffnet, warten bereits fünf Frauen auf die Mütter, die oft auch mit ihren kleinen Kindern die Kleiderstube aufsuchen.

„Wollten von Anfang an kein Kaufhaus sein“

Während sich dann meist zwei Frauen um die Kleiderwünsche der Mütter kümmern, die dort alles finden können, was ihre Kinder zum Anziehen in den verschiedenen Jahreszeiten benötigen, sind weitere Helferinnen in der Küche zugegen oder pflegen und sortieren neu hinzugekommene Kleidungsstücke ein. Tubbesing empfängt derweil die Besucherinnen, die inzwischen nicht nur der Kleider wegen die Wohnung in Medinghoven aufsuchen: „Immer mehr sind wir auch zu einem Begegnungscafé geworden“, freut sich Tubbesing, die der Evangelisch-methodistischen Gemeinde Bonns angehört. Ihr Engagement in der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Hardtberg (OeFH) hat sie im September 2017 mit anderen Frauen aus den katholischen und evangelischen Gemeinden des Stadtbezirks begonnen. Und damit die Wiederbelebung der schon einmal im Hardtberg existierenden Kleiderstube erreichen wollen.

„Von Anfang an wollten wir kein Kaufhaus sein“, so Tubbesing. Es sei der Initiative immer wichtig gewesen, auch ein Ort der Hilfe für die Sorgen und Nöte der Frauen zu sein, die sich weit entfernt von ihrer Heimat und Kultur zurechtfinden müssen. „Bei uns ist es immer sehr persönlich“, sagt sie.

Neben der Möglichkeit, kostenlos Kinderkleidung zu bekommen, seien die Frauen auch untereinander an den Schicksalen und Geschichten interessiert. Man höre sich zu. „Einige haben sich bei uns erst kennengelernt“, erzählt Tubbesing über die Entwicklung der vergangenen Jahre. „Männer kommen meist nur einmal zu uns“, sagt sie und schmunzelt. Sobald sie sich bei einem ersten Besuch ihrer Frauen in der Kleiderstube davon überzeugt hätten, dass dort keine Männer verkehrten, sei alles gut. Die Fotos, die Tubbesing auf einer Fotowand zeigt, dokumentieren die persönliche und zugewandte Atmosphäre in der Kleiderstube. Da sind fröhliche junge Frauen zu sehen, Kinder aller Hautfarben, die auf dem Schoß der Helferinnen sitzen und Mädchen, die gerade glücklich ihr neues „Lieblingskleid“ gefunden zu haben scheinen.

Auswahl ist groß

Die Auswahl auf den Kleiderstangen und in den Regalen der ehemaligen Küche der Nachbarschaftswohnung ist groß. Und obwohl Tubbesing im Bonner Zentrallager für Sachspenden immer wieder neue Kinderkleidung, Schuhe und auch Spiele für die Medinghovener Einrichtung zusammenstellen kann, seien weitere Zuwendungen hoch willkommen. „Wir können fast jede gut erhaltene Kinderkleidung gebrauchen“, sagt sie. Es könne nie zu viel sein. Wenn etwas – aus welchem Grund auch immer – übrig bleibt, versorgt die Kleiderstube damit die Rumänienhilfe „Helfende Hände“. „Uns ist wichtig, dass keine Kleidung weggeschmissen wird“, betont die Ehrenamtlerin und ergänzt, dass auch viele Mütter gut erhaltene Kleidung zurückbringen, wenn sie für ihre Kinder zu klein geworden ist.

Schon Anfang März habe man wegen der Corona-Pandemie die Kleiderstube schließen müssen, sagt Tubbesing. Man richte sich dabei nach den Vorgaben der Diakonie. Zwischenzeitlich melden die Mütter ihre Wünsche in einer Whatsapp-Gruppe an und können dann zu einem vereinbarten Zeitpunkt fertig gepackte Taschen auf der Straße vor der Nachbarschaftwohnung übernehmen. Oft ist auch ein kleines Geschenk für die Kinder darin zu finden.

Die Kinderkleiderstube der Ökumenischen Flüchtlingshilfe wird nach der Corona-Krise zu Schulzeiten wieder jeden Mittwoch von 9.30 bis 11 Uhr in der Briandstraße 7, erste Etage, geöffnet sein. Kleiderspenden werden nach Absprache jederzeit entgegengenommen. Kontakt und Information bei Ursula Tubbesing unter (0173) 8 00 21 81.

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