Beatfestival in der Harmonie Bonner Musikerin teilte sich mit einem Star die Bühne

Endenich · Bea Tradt war ein Teenager, als sie in den 1960ern Bands wie die Rolling Stones entdeckte. Mit zwei Freundinnen gründete sie eine Band. Für einen Song standen sie auf der Bühne, auf der auch Wolfgang Niedecken auftrat, der später mit BAP berühmt wurde. Es war auch die Zeit der Beat-Battles, die Tradt nun wieder aufleben lässt.

 Bea Tradt spielte Schlagzeug in der Band The Secrets, die sie mit zwei Schulfreundinnen gegründet hatte.

Bea Tradt spielte Schlagzeug in der Band The Secrets, die sie mit zwei Schulfreundinnen gegründet hatte.

Foto: privat

Die Regeln waren ganz klar, als Bea Tradt und ihr Bruder in den 1960ern ihre erste Schallplatte bekamen. Die Single der Rolling Stones musste sich die Duisdorferin mit ihrem Bruder teilen. Er beanspruchte die A-Seite des Tonträgers für sich, seine Schwester durfte sie nicht hören. Sie bekam stattdessen die B-Seite mit dem Song „Play With Fire“. Kein Problem für sie, denn der Song sei ohnehin besser gewesen, sagt Tradt. So gut, dass sie die Platte spielte, bis die Rillen auf ihrer Seite hinüber waren.

Tradt wurde 1951 in Duisdorf geboren, ihr Bruder war zwei Jahre älter. Als Teenager entdeckten sie dann die Beatmusik, mit Bands wie den Stones oder den Beatles. Weil sie kein Geld für Platten hatten, fuhren sie in einen Plattenladen, um dort die Musik zu hören. „Dort gab es eine Theke, an der man sitzen konnte, um die Platten mit Kopfhörern zu hören“, erinnert sich Tradt. „Wir waren stundenlang dort.“

Im Schulunterricht Radio hören

Oder Tradt saß vor dem Radio, um mit ihrem Tonbandgerät die Songs aufzunehmen, die ihr gefielen. Da gab es allerdings eine Sache, die extrem nervig war. „Im Radio haben die Sprecher immer in die Songs reingequatscht“, sagt Tradt. Für die Schule hatte sie sich ein kleines Radio besorgt, wie viele ihrer Freundinnen. Damit hörten sie die Sendungen des British Forces Broadcasting Service, wenn sie samstags in den Unterricht mussten. „Das hatte nur einen Stöpsel, wenn man den Kopf auf den Tisch legte, war der nicht zu sehen“, sagt Tradt.

Nicht nur durch das Radio lernte sie neue Musik kennen. „Die Bravo war unsere Bibel“, sagt Tradt. Ende der 60er gab es außerdem den Beatclub. „Der Sprecher hat am Anfang der Sendung immer darauf hingewiesen, dass es eine Sendung ausschließlich für Jugendliche ist“, erinnert sich Tradt heute amüsiert. Bei den Eltern kam die Musik gar nicht gut an, die Tradt und ihr Bruder hörten. Die hatten einen Plattenschrank im Wohnzimmer, der aber Oper oder Klassik vorbehalten war.

Tradt wollte die Musik aber nicht nur hören, sondern selber machen. Mit zwei Freundinnen gründete sie während ihrer Schulzeit, sie besuchte das Helmholtz-Gymnasium, die Band The Secrets. Wer was spielen sollte, losten die drei aus. Tradt bekam das Schlagzeug. Das musste sie sich aber zuerst noch bauen – aus zwei mit Glitzerfolie verkleidete Omo-Waschmitteltrommeln und Deckeln von Marmeladeneimern als Becken.

Bea Tradt moderierte 2019 die Oldie Night in Vilich-Müldorf.

Bea Tradt moderierte 2019 die Oldie Night in Vilich-Müldorf.

Foto: Stefan Knopp

Größter Auftritt im Rheibacher Clubheim

Die Band spielte auf Klassenfeiern und hatte ihren größten Auftritt im Rheinbacher Clubheim. Dort traten The Troop auf, bei denen Wolfgang Niedecken sang, der später mit BAP berühmt wurde. In einer Pause durften Tradt und ihre Band auf die Bühne, um einen Song zu spielen.

Das war auch die Zeit, in der Tradt regelmäßig zu Beat-Battles ging, einem musikalischen Kräftemessen der lokalen Bands, die Namen trugen wie Concentric Movement oder Electric Sandwich. Mit einem gefälschten Schülerausweis ging es zu den Shows, die ein oder zwei Mark Eintritt kosteten. Die alten Zeiten wollen Tradt und ihre Mitstreiter nun noch einmal in der Harmonie aufleben lassen und haben einige der Bands von früher eingeladen. Tradt versichert, Konkurrenz spiele heute keine Rolle mehr.

Das Beatfestival findet am Freitag, 21. Oktober, in der Harmonie in Endenich statt. Los geht es um 19.30 Uhr. Mit dabei sind: The Strongs, Blow Up Reunion, Electric Sandwich, Rowi & Friends. Der Eintritt kostet 17 Euro. Die Bands spenden ihre Gage für einen guten Zweck.

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