Einrichtung wird durch Neubau erweitert Politik hinterfragt Baumfällungen an der Duisdorfer Rochusschule

Duisdorf · Für den Anbau der Rochusschule müssen 26 Bäume gefällt werden. Ob das bei zwei davon wirklich notwendig ist und ob genug Bäume als Ausgleich gepflanzt werden, will die Hardtberger CDU-Fraktion wissen. Die Einschätzung der Stadt teilt ein Experte nur bedingt.

Da standen die Bäume noch: Das Foto von 2020 zeigt die Rochusschule vor dem Beginn der Bauarbeiten.

Da standen die Bäume noch: Das Foto von 2020 zeigt die Rochusschule vor dem Beginn der Bauarbeiten.

Foto: Matthias Kehrein

Dass die 26 Bäume für den neuen Anbau der Rochusschule weichen müssen, ist beschlossene Sache. Warum aber zwei Linden gefällt werden, darauf habe sich seine Fraktion keinen Reim machen können, berichtet Bert Moll, der für die CDU in der Bezirksvertretung Hardtberg sitzt. Deshalb stellten die Politiker eine große Anfrage, in der sie unter anderem wissen wollten, was der Grund für die Fällung ist, ob die Bäume geschützt sind (siehe „Baumschutzsatzung“) und wie die Fällungen kompensiert werden.

Die beiden Bäume, um die es geht, stehen auf einer Fläche, die an den Alten Friedhof angrenzt. Sie zählen zu den 21 zu fällenden Pflanzen, die unter die Baumschutzsatzung fallen. Dass sie für den Anbau der Schule gefällt werden sollen, hatte die Bezirksvertretung Hardtberg im August 2020 einstimmig beschlossen. Darauf verweist auch die Verwaltung in ihrer Stellungnahme zur Anfrage der CDU.

Darin erläutert sie auch noch mal die Gründe: Weil die Schule und Teile des Schulhofes unter Denkmalschutz stehen, kann das Gebäude nicht aufgestockt werden. Daher wird die Schule durch einen Neubau erweitert. Dafür ist es laut Verwaltung notwendig, eine Starkstromtrasse zu verlegen. Um die geplante Maßnahme umzusetzen, seien die Fällungen also erforderlich. Dass es keine andere Option gebe, habe die Verwaltung schon damals glaubhaft versichert, erinnert sich Jutta Brodhäcker (Grüne). Ihre Fraktion habe schließlich schweren Herzens zugestimmt.

26 neue Bäume als Ersatz

Die Verwaltung geht in ihrer Stellungnahme auch auf die Ersatzpflanzungen ein: Jeweils 13 neue Bäume will sie auf dem Grundstück und im Stadtbezirk pflanzen. Auch darum geht es in der Anfrage der CDU, in der es heißt: „Teilt die Verwaltung die Einschätzung, dass der Verlust von zwei älteren Bäumen mit der Anpflanzung von zwei neuen Bäumen nicht ausreichend kompensiert wird?“

Die Antwort der Stadt: „Es liegt auf der Hand, dass große Bäume eine höhere Funktion für den Arten- und Biotopschutz, das Stadtbild und das Stadtklima haben als kleine Bäume.“ Eine genaue Berechnung der Unterschiede sei nicht möglich. Es bleibe also immer bei groben Abschätzungen.

Das sieht Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station, etwas anders. Eine Berechnung sei schon möglich, zum Beispiel über die Fläche der Blätter. Bäume im Verhältnis eins zu eins zu ersetzen, sei eine „Krücke“, sagt Chmela. „Ob die sinnvoll und ausreichend ist, darüber lässt sich streiten.“

In der Stellungnahme der Stadt heißt es außerdem: „Eine doppelte Anzahl von Bäumen bedeutet mittelfristig keineswegs eine doppelte Funktion für den Arten- und Biotopschutz, das Stadtbild und das Stadtklima.“ Wenn etwa die Kronen von Bäumen ineinander wachsen und die Bäume sich gegenseitig bedrängen, reduziere sich das Kronenvolumen der einzelnen Bäume.

„Was bedeutet mittelfristig?“, fragt Chmela. Wenn es darum gehe, einen Ausgleich für die klimatische Funktion eines alten, großen Baumes zu schaffen, gebe es im Grunde zwei Optionen: Mehrere kleine zu pflanzen, die sofort die gleiche Menge an Kohlendioxid binden und an Sauerstoff freisetzen – oder einen Baum und dann Jahrzehnte zu warten.

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