Ausstellung in der Rheinaue Bad Godesberger Künstler will Werke verschenken

Bonn · Der Godesberger Künstler Michael Thomas plant eine Ausstellung in den Rheinauen mit dem Titel „Stolen Art“. Wem eines seiner Werke gefällt, der kann es kostenlos mitnehmen oder Geld für einen guten Zweck spenden. Bislang hält sich die Stadt mit einer Genehmigung bedeckt.

 In seinem Atelier lässt sich Michael Thomas inspirieren, was er aus einem ausrangierten Gas-Container, einem alten Brieföffner und mehreren Kugellagern machen kann.

In seinem Atelier lässt sich Michael Thomas inspirieren, was er aus einem ausrangierten Gas-Container, einem alten Brieföffner und mehreren Kugellagern machen kann.

Foto: Thomas Kölsch

Kunst muss gesehen werden, um Kunst zu sein, davon ist Michael Thomas überzeugt. Seit 35 Jahren erschafft der Godesberger abstrakte Gemälde aus Wachs oder Skulpturen aus Metall und anderen Materialien. „Sobald ich irgendeinen Gegenstand wahrnehme, überlege ich im Hinterkopf, ob ich damit nicht irgendwie arbeiten kann“, erklärt er. „Selbst wenn ich mir ein Brot mit Erdnussbutter und Marmelade mache, versuche ich, das als kreativen Akt zu zelebrieren. Das steckt einfach in mir drin.“

Diesen besonderen Blick will Thomas gerne mit anderen teilen, doch verkaufen kann er nur wenige Werke. Andererseits kann Kunst nicht in einem Kellerraum wirken, und so würde der 51-Jährige im Sommer gerne eine ganz besondere Ausstellung unter dem Titel „Stolen Art" .in den Rheinauen realisieren: eine Ausstellung, in der Besucher Bilder einfach mitnehmen können, wenn sie ihnen gefallen – kostenlos. Jetzt hofft er auf eine Genehmigung der Stadt – und auf Künstler, die sich ihm anschließen.

Werke, die keiner sieht

„Ich bin der Meinung, dass sich jeder Mensch Kunst leisten können sollte“, führt Thomas aus. „Schauen Sie sich nur an, welche Unmengen an Drucken verkauft werden, weil das für viele die einzige Möglichkeit ist, sich Kunst ins Haus zu holen. Gleichzeitig sehe ich mein Lager mit rund 60 Werken, die im Dunkeln ein trauriges Dasein fristen. Das muss doch nicht sein.“ Also lieber Kunst verschenken? „Natürlich hätte ich nichts dagegen, meine Arbeiten zu verkaufen, aber ich stelle sie ja nicht in erster Linie her, um damit Geld zu verdienen, sondern um mich auszudrücken und andere damit zu berühren. Mein Anliegen ist es, die Kunst zu den Menschen zu bringen, und nicht in den Keller.“

Er habe im vergangenen Sommer immer mal wieder ein Werk vor das Haus gestellt,  „und immer hat es irgendjemand mitgenommen, wahrscheinlich weil es irgendetwas in ihm ausgelöst hat“, erzählt Thomas. „Das würde ich gerne in größerem Stil im Amphitheater unterhalb des Rosengartens umsetzen.“

Andere Künstler wollen mitmachen

Fünf andere Bonner Künstler hätten schon Interesse an der Aktion bekundet, weitere seien willkommen. „Ich würde diese Ausstellung außerdem mit einem Spendenaufruf koppeln“, ergänzt Thomas. „Jeder, der sich ein Bild mitnimmt, kann einen beliebigen Betrag auf ein Konto einzahlen. Der gesamte Erlös geht dann an einen guten Zweck.“ Noch fehlt allerdings Planungssicherheit. „Ich habe schon vor Wochen das Kulturamt angeschrieben, das mich ans Grünflächenamt verwiesen hat, und seitdem warte ich auf eine Antwort, ob ich diese Aktion überhaupt realisieren darf“, beklagt Michael Thomas. Eine Anfrage des General-Anzeigers beim Presseamt der Stadt Bonn blieb bislang ebenso unbeantwortet.

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