Foto-Ausstellung im Stadtmuseum Fotograf von Christo und Jeanne-Claude zeigt seine Werke in Siegburg

Siegburg · „Das Auge von Christo und Jeanne-Claude“ ist der Titel einer Ausstellung, die jetzt im Stadtmuseum in Siegburg läuft. Zu sehen sind Werke von Wolfgang Volz. Er war seit 1972 der persönliche Fotograf des Künstlerehepaares, das einst auch den Kölner Dom verhüllen wollte.

 Die Verhüllung des Kölner Doms gehört zu den nicht realisierten Projekten Christos. Die Grafik-Collage des Künstlers ist Teil der Ausstellung „Das Auge von Christo und Jeanne-Claude“ in Siegburg.

Die Verhüllung des Kölner Doms gehört zu den nicht realisierten Projekten Christos. Die Grafik-Collage des Künstlers ist Teil der Ausstellung „Das Auge von Christo und Jeanne-Claude“ in Siegburg.

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

Die Titel ihrer Kunst-Aktionen lassen bei Kunstliebhabern sofort spektakuläre Bilder vor dem inneren Auge entstehen: der verhüllte Reichstag, die Pariser Brücke „Pont Neuf“, die mit Gewebe umspannten Schweizer Bäume „Wrapped trees“ oder der verhüllte Pariser Triumphbogen. Die Faszination der Verpackung von Bauwerken hinter langen Stoffbahnen, das Verhüllen als künstlerischer Akt des Schützens und Neugierig-Machens und die Inszenierung dieser Verhüllungskunst im öffentlichen Raum – das hat das Künstler-Ehepaar Christo (1935-2020) und Jeanne-Claude (1935-2009) bis zuletzt beeindruckend beherrscht.

Christos letzte, über lange Jahre geplante Verhüllung des Arc de Triomphe im Herzen von Paris erlebte der Künstler nicht mehr. Die Verhüllung des Triumphbogens musste zunächst wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf Oktober 2021 verschoben werden. Dann wurde sie durch den Tod Christos zum posthumen Kunstakt, der von etwa sechs Millionen Kunstliebhabern besucht und bewundert wurde. Finanziert wurden Christos Kunstprojekte allesamt aus eigenen Mitteln, etwa dem Verkauf von Zeichnungen, Collagen und maßstabsgetreuen Modellen.

Ein enger Vertrauter des Paares

Christo und Jeanne-Claudes Namen stehen daher auch für ein einzigartiges, freies Kunstschaffen im öffentlichen Raum. Diese „Freiheit Christos“, die sich aus dem Entzug jeglicher Sponsorenfinanzierung und deren möglichem Einfluss ergibt, lobt Renate Gorecki vom Katholisch Sozialen Institut (KSI) auf dem Michaelsberg, während die Siegburger Museumsleiterin Gundula Caspary die „soziale Haltung“ Christos hervorhebt: „Seine öffentliche Kunst war immer jedem Betrachter zugängig.“

Gemeinsam mit der Düsseldorfer Galerie Till Breckner haben Caspary und Gorecki nun eine außergewöhnliche Schau der Kunst-Aktionen von Christo und Jeanne-Claude auf die Beine gestellt, die den Blick auf einen engen Vertrauten des Paares lenkt: Der Fotograf Wolfgang Volz steht im Zentrum der Ausstellungs-Kooperation. Seit 1972 war Volz – ursprünglich Pressefotograf – der persönliche Fotograf der meisten Kunst-Aktionen des Ehepaares. Während die Verhüllungen nur wenige Tage oder Wochen dauerten und im öffentlichen Raum zu bestaunen waren, sind Volz‘ Fotografien bleibende Zeugnisse. Sie zeigen eigene Perspektiven und Möglichkeiten der Begegnung mit der Kunst Christos.

Elf Projekte stehen im Fokus

„Das Auge von Christo und Jeanne-Claude“ ist nun der Titel einer Ausstellung, die sich elf von 24 realisierten und durch Volz fotografisch dargestellten Projekten des Paares widmet. Mal in der Totale, mal aus nur wenigen Metern Entfernung, im frontalen Blick auf das Kunstwerk oder aus dem Seitenwinkel einer Seitenstraße – Volz dokumentiert nicht nur mit seiner Kamera, er deutet auch. Seine sowohl analogen als auch digitalen Fotografien bestechen durch ihre Schärfe und atmosphärische Lichtgebung.

Volz gibt Schärfe und Klarheit, wo sie mit dem bloßen Auge nicht gegeben wäre. Seine Bilder faszinieren mal durch die lichtvolle Begegnung mit der verborgenen Form hinter silbrigen Stoffbahnen, mal durch die dämmrige und beinahe mystische Stimmung der versteckten Konturen in der Abendsonne.

Verhüllungsplan des Kölner Doms bestand nur auf dem Papier

Neben den Fotografien Volz‘ werden im Stadtmuseum und auf dem KSI zudem einige nicht realisierte Pläne in Grafik-Collagen des Künstlers Christo zeigt. Dazu gehören etwa der Kölner Dom, dessen verhülltes Antlitz sowohl im Museum als auch im KSI gezeigt wird. „Ein Vortrag Christos bei uns in Siegburg und im Kölner Dom war bereits geplant“, sagt Gorecki, die den Tod des Künstlers bedauert. Christos Verhüllungsplan des Kölner Doms bestand nur auf dem Papier. Gespräche zur Umsetzung habe es nie gegeben.

Anders war das bei der nicht realisierten Verhüllung der „Ponte Sant-Angelo in Rom“, die an den Stadtvätern Roms scheiterte, welche die Verhüllung ihrer Brücke in Unkenntnis der Größe Christos schlichtweg ablehnten. Christo machte dann eine andere Brücke zum gefeierten Erfolg: das 1985 vollendete Projekt der Verhüllung der Pariser „Pont Neuf“. Als die Römer Stadtverwaltung dann doch bei Christo anfragte, lehnte dieser ab.

Ausstellung läuft bis zum 13. März

Diese und andere Geschichten aus dem Hause Christo werden bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 30. Januar, sicherlich erzählt werden. Volz, der bei vielen Projekten, wie etwa dem verhüllten Reichstag im Jahr 1995, als technischer Leiter fungierte, wird eigens zur Ausstellungseröffnung aus Stockholm anreisen. In Siegburg schlägt man nun den Bogen zurück – von der letzten Zusammenarbeit, dem posthum umgesetzten Projekt in Paris, bis zurück zum frühesten Volz-Bild, dem „Valley Curtain“ in Colorado (USA). Dieses Kunstwerk sollte nach 28 Monaten der Planung nur 28 Stunden bestehen. Ein sich mit Tempo 100 nähernder Sturm bewog den Künstler zum vorzeitigen Rückbau. Was blieb, war das frühe Bild des jungen Fotografen Wolfgang Volz, das auch den Beginn einer lebenslangen Zusammenarbeit und Freundschaft markiert.

Gezeigt werden die Fotografien von Wolfgang Volz und die Collagen Christos bis zum 13. März im Siegburger Stadtmuseum. Die Karten zur Vernissage sind vergriffen. Das Interview, das Renate Gorecki, künstlerische Leiterin des KSI, mit dem Künstler Wolfgang Volz bei der Vernissage führen will, kann in der kommenden Woche über die Homepage des Stadtmuseums abgerufen werden.

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