Ratskoalition will Radverkehr fördern Hermann-Wandersleb-Ring in Bonn bekommt Umweltspuren

Bonn · Auf dem Hermann-Wandersleb-Ring in Endenich sollen auf Ratsbeschluss jetzt Umweltspuren eingerichtet werden. Die Ratskoalition will damit den ÖPNV- und Radverkehr fördern. Die Opposition befürchtet ein Verkehrschaos.

 Künftig soll der Autoverkehr im Rahmen eines Versuchs nur noch einspurig auf dem Herrmann-Wandersleb-Ring rollen. Für Busse und Radfahrer ist dann die Außenspur reserviert.

Künftig soll der Autoverkehr im Rahmen eines Versuchs nur noch einspurig auf dem Herrmann-Wandersleb-Ring rollen. Für Busse und Radfahrer ist dann die Außenspur reserviert.

Foto: Meike Böschemeyer

 Die Umweltspuren auf dem Hermann-Wandersleb-Ring kommen: Der Rat beauftragte die Verwaltung in der Sitzung am Donnerstagabend, die Sonderspuren im Rahmen eines mindestens zehnmonatigen Verkehrsversuchs zwischen den Kreuzungsknoten „Auf dem Hügel/Frongasse“ und dem Knoten „Provinzialstraße/Rochusstraße“ einzurichten.

Den Beschluss fasste der Rat aufgrund einiger Änderungen in der Planung erneut mit den Stimmen der Ratskoalition sowie der Gruppe Rhein-Grün und der Einzelstadtverordneten Paula Erdmann (Die Partei) gegen CDU, FDP, Bürger Bund Bonn, AfD und den Einzelstadtverordneten Thomas Fahrenholtz (parteilos). Folgendes ist geplant: Auf der jeweils äußeren Spur des Wanderleb-Rings soll in beide Fahrtrichtungen ein Sonderfahrstreifen für Busse und Fahrräder ausgewiesen werden. Stadteinwärts wird, so die Planung, der Sonderfahrstreifen in Teilbereichen auf eine maximale Breite von 5,20 Metern kommen. Damit soll der Linienbusverkehr eine Möglichkeit zum Überholen des Radverkehrs innerhalb des Sonderfahrstreifens erhalten. Stadtauswärts ist nach derzeitigem Stand eine Sonderspur mit zeitlicher Einschränkung vorgesehen. Denn laut Verwaltung findet nachts lediglich ein stark reduzierter Busverkehr in diese Richtung statt. Das heißt, dass mit dem Einsatz des Nachtbusverkehrs die Spur auch für Autos frei sein wird.

Abbruch des Versuchs bleibt möglich

In ihrer Vorlage geht die Verwaltung allerdings auch auf die auch von der Ratsopposition thematisierte problematische Seite der Sonderspuren ein. Sie stellten „einen bedeutenden Eingriff in das Verkehrsnetz der Stadt dar“, heißt es unter anderem. Die Zuweisung eines eigenen Fahrstreifens für den Bus- und Radverkehr habe zur Folge, dass dem heute auf zwei Fahrstreifen stattfindenden übrigen Kfz-Verkehr lediglich ein Fahrstreifen erhalten bleibe. Verkehrserhebungen aus 2019 zeigten eine hohe Kfz-Belastung, aber auch einen relevanten Radverkehr. Zwischen dem Knotenpunkt Auf dem Hügel und der Effertzstraße verkehren nach einer Zählung der Stadt im Querschnitt – also in beide Richtungen –  täglich rund 26.000 Kraftfahrzeuge sowie 1400 Radfahrer. Der Testbetrieb soll deshalb intensiv begleitet werden. Sollte es durch den Versuch Beeinträchtigungen für den Linienbusverkehr geben, so könne die Verwaltung Alternativen prüfen. Ein Abbruch des Versuchs bleibe möglich.

Ohne Erfolg blieb der Versuch von Bert Moll (CDU), die Sonderspuren noch auf den letzten Metern zu verhindern. Anstatt mehr Klimaschutz erreiche man damit eher mehr Umweltverschmutzung, da der Autostau künftig bis nach Duisdorf reichen werde, warnte er. Obendrein starte der Versuch ausgerechnet in einer Zeit, in der der Ausweichverkehr von der nach der Flutkatastrophe gesperrten Autobahn 61 sowohl das Kreuz A565 und A555 als auch die Bonner Stadtstraßen zusätzlich belaste. Achim Schröder (FDP) fürchtet gar ein Riesenverkehrschaos im Bonner Westen. Die Umweltspuren seien „reine Schikane“ für die Autofahrer. „Die Sonderspuren sind nötig, damit der ÖPNV pünktlich sein kann. Sonst steigt niemand um“, konterte Gabi Mayer (SPD).      

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