Dreieinhalb Jahre Haft Jugendfußballtrainer im Raum Bonn missbrauchte 13-Jährigen

Bonn · Das Bonner Jugendschöffengericht hat einen 37-jährigen Ex-Trainer aus dem Raum Bonn wegen Kindesmissbrauchs in 50 Fällen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte hatte im Prozess gestanden, dass er einen 13-Jährigen von Frühsommer 2014 bis April 2015 regelmäßig missbrauchte.

Dreieinhalb Jahre Haft: Jugendfußballtrainer im Raum Bonn missbrauchte 13-Jährigen
Foto: dpa

Sein Fußballtrainer wohnte damals keine 300 Meter von ihm entfernt. „Der war einfach super nett“, erinnerte sich der 16-jährige Sven K. jetzt als Zeuge vor dem Bonner Amtsgericht. „Er hatte mir angeboten, bei den Hausaufgaben zu helfen.“ Damals war der Schüler und Jungkicker gerade mal 13 Jahre alt gewesen – und war, weil der alleinerziehende Vater viel unterwegs gewesen war, fast immer alleine. Also besuchte der Schüler seinen ehemaligen Fußballtrainer regelmäßig Zuhause, als es passierte: „Als er mich das erste Mal angefasst hat, war ich ganz perplex! Es dauerte auch nicht lange.“ Manchmal habe der Mann sich auch entschuldigt und versprochen, dass das nicht mehr passiert. Aber dann passierte es doch wieder. Fast ein Jahr lang.

Dafür ließ er den Jungen bei sich rauchen, schenkte ihm regelmäßig Zigaretten. Auch andere Präsente gab es, etwa eine Softair-Pistole. Sven K. hielt er in Schach, indem er ihm drohte, er werde dem Vater verraten, dass er raucht, falls er dem etwas von den Übergriffen erzählt.

Sven K. hätte es nie getan. Niemals auch den Fußballtrainer angezeigt, der ein „väterlicher Freund“ geworden war. „Er hing sehr an mir“, sagte der 16-Jährige als Zeuge. Aber ein gleichaltriger Freund von Sven, der bei einem Campingausflug in die Eifel selber Opfer eines Übergriffs durch den Angeklagten geworden war, hatte den Vorfall bei der Polizei angezeigt. Sven K.: „Ich fühle mich heute besser“, sagte er im Prozess. Obwohl er sicher ist, dass das „alles keine Spuren hinterlässt.“ Er habe die Dinge verarbeitet, beteuerte er.

Der Angeklagte hat sich bei dem 16-Jährigen im Prozess entschuldigt. Aber die Reue kam spät, auch die Einsicht, sich dem Kindesmissbrauch stellen zu müssen. Beim ersten Prozesstermin drückte er sich mit einem ungenauen ärztlichen Attest; beim zweiten Anlauf erschien er gar nicht erst im Gericht: Daraufhin wurde der 47-Jährige im April 2017 verhaftet und kam einen Monat in Untersuchungshaft.

„Sie haben Ihre besondere Vertrauensstellung ausgenutzt“, warf ihm die Schöffenrichterin jetzt im Urteil vor, „aber auch die schwierige Lebenssituation des Kindes.“ Schließlich auch habe er - weil er nicht zum Prozess erscheinen sei - Sven K. und seinen Kumpel wiederholt vergeblich auf ihre Aussage warten lassen. Das sei für die Jugendlichen zusätzlich sehr belastend gewesen.

Nach dem Schuldspruch kam der Ex-Trainer erst einmal wieder auf freien Fuß.

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