Ventilatoren, nasse Wickel und viel trinken Krankenhäuser und Seniorenheime in Bonn stellen sich auf Hitze ein

Bonn · Am Donnerstag soll es wieder deutlich wärmer werden. Kliniken und Betreuungsheime ergreifen während der Hitzeperiode besondere Maßnahmen für Patienten, Bewohner und Personal.

 Eine Krankenpflegerin reicht einem Patienten ein Glas Wasser. Bei Hitze ist es wichtig, dass der Körper nicht austrocknet.

Eine Krankenpflegerin reicht einem Patienten ein Glas Wasser. Bei Hitze ist es wichtig, dass der Körper nicht austrocknet.

Foto: picture alliance/dpa

Die Abkühlung in den vergangenen Tagen auf Temperaturen deutlich unter 30 Grad Celsius hat viele Menschen nach den Hundstagen mit Hitze bis knapp unter 40 Grad aufatmen lassen. Gleichwohl bedeutet das noch lange nicht das Ende des Sommers. Schon diesem Donnerstag soll das Thermometer wieder bis zu 31 Grad anzeigen. Und gerade in Krankenhäusern und Seniorenheimen bedeutet das, dass der Alltag noch lange nicht zurückkehren kann. Denn dort, wo Menschen in der Regel nicht so mobil sind, bisweilen das Bett nicht verlassen können, muss man bei Hitze besondere Aufmerksamkeit walten lassen.

Das betrifft nicht nur Patienten. Die Geschäftsführung des Johanniterkrankenhauses habe das Mineralwasser, das eigentlich für die Patienten bereitgestellt wird, auch für die Mitarbeiter freigegeben, berichtet Andreas Jacobs, Professor für Neurologie und Leiter der Gerontologie der Klinik. Denn viel trinken ist das erste Gebot. „Es kommen mehr Menschen zu uns in die Aufnahme, die zu Hause alleine leben. Die leiden oft an Exsikkose.“ Sie haben zu wenig getrunken und zu viel Flüssigkeit verloren. Der Blutdruck sinke, man sei oft müde und die geistigen Eigenschaften würden ebenso wie die Nierenfunktion negativ beeinflusst, besonders bei älteren Generationen, bei denen diese ohnehin schon eingeschränkt sei.

Datum auf den Wasserflaschen

„Es ist wichtig, dass der Körper nicht zu sehr austrocknet“, so Jacobs. Darauf müsse man vor allem bei älteren Menschen achten. „Sie haben kein Durstgefühl mehr, und das Wasser schmeckt ihnen vielleicht nicht mehr so gut.“ Das weiß auch das Personal in den Seniorenheimen. Jeden Tag würden etwa im Perthesheim Mitarbeiter auf den Zimmern Wasser nachstellen, sagte Leiterin Eleonore Rönn-Hövedesbrunken. „Wir schreiben morgens das Datum auf die Wasserflasche, und wenn sie abends nicht leer ist, versuchen wir die Bewohner zu animieren. Und wir haben Wasserspray ausgeteilt.“

„Wir haben uns erst große Sorgen gemacht“, so Rönn-Hövedesbrunken. „Aber die Senioren empfinden Hitze nicht so schlimm wie wir. Die frieren ja immer.“ In diesem Heim mit 40 Betten gibt es eine Wasserwanne zum Abkühlen, in die regelmäßig Eiswürfel nachgefüllt werden, das Mittagessen wurde mit Kaltschale statt Suppe, Salat statt Gemüse, selbstgemachten Smoothies und Eis am Nachmittag an die Temperaturen angepasst. Erstmals wurden Ventilatoren für Bewohner und Mitarbeiter angeschafft, die auf Fußhöhe kühlen.

Rettungsdienst ist ausgelastet

Solche Maßnahmen lassen sich in größeren Seniorenheimen wie dem Sebastian-Dani-Heim mit seinen 86 Betten nicht umsetzen. Bei sehr kranken Bewohnern führe man Trinkpläne und lege notfalls Infusionen, sagt Leiterin Angelika Dahmen. „Die älteren Generationen sind es nicht gewöhnt, viel zu trinken“, sagt sie. Man biete den Bewohnern Getränke an und Nahrung mit mehr Flüssigkeit. Gesundheitliche Folgen habe die Hitze in dem Seniorenheim der Caritas noch nicht verursacht, so Dahmen. Aufgefallen sei, dass Senioren, die einen Krankenhausaufenthalt benötigten, wieder zurückverlegt würden, damit man dort freie Betten habe.

Eine Zunahme hitzebedingter Internistischer oder Kreislauferkrankungen verzeichnen die Rettungsdienste in Bonn laut Frank Frenser von der Feuerwehr nicht. „Witterungsbedingt ist der Rettungsdienst gut ausgelastet, eine Überlastung ist nicht festzustellen.“ Die Kardiologie des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn ist aber dem Oberen Christoph Bremekamp zufolge seit einigen Wochen vermehrt mit Fällen von Herzinfarkt konfrontiert. Und in der allgemeinen inneren Medizin treffe man mehr Menschen an, die zu wenig getrunken haben – ältere wie jüngere.

Auch Mitarbeiter bekämen kostenfrei Mineralwasser. „Und als Dank geben wir auch mal ein Eis aus“, so Bremekamp. Patienten, die nicht aufstehen können, könne man nur kühle Waschungen und Laken statt Bettzeug bieten. Das alles sei nicht neu, aber durch die Beständigkeit der Hitze eine besondere Herausforderung.

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