Burn-out und Demenz Patientenkolloquium zu Volkskrankheiten in Uniklinik

Venusberg · Burn-out und Demenz sind weit verbreitete und viel diskutierte Krankheitsbilder, die viele Menschen hierzulande beschäftigen - egal ob sie selbst oder Angehörige und Freunde davon betroffen sind.

 Professor Frank Jessen informiert beim Patientenkolloquium über die Krankheit Demenz und ihre Varianten wie Alzheimer.

Professor Frank Jessen informiert beim Patientenkolloquium über die Krankheit Demenz und ihre Varianten wie Alzheimer.

Foto: Horst Müller

Beim Patientenkolloquium der Uniklinik ging es am Donnerstagabend in zwei Veranstaltungen um die beiden Volkskrankheiten: über das Burn-out-Syndrom am Arbeitsplatz und die Früherkennung bei Demenzerkrankungen.

Der Begriff "Burn-out", übersetzt "ausgebrannt", spiegelt das Gefühl der Patienten wider, die aufgrund von Überlastung insbesondere am Arbeitsplatz unter körperlicher und seelischer Erschöpfung leiden. "Eine Studie des Robert-Koch-Instituts belegt, das insbesondere Aufsichts- und Führungskräfte, Menschen in der Gesundheitskrankenpflege, Rettungsdienstmitarbeiter und Geburtshelfer betroffen sind", so Wolfgang Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die Symptome seien vielfältig. Der Betroffene könne schlecht abschalten und verleugne die eigenen Bedürfnisse. Weitere Erschöpfungszeichen seien Magen-Darm-Infekte, Konzentrationsstörungen oder auch Herzrasen. "Eine Optimierung des Arbeitsplatzes hilft, oder es hilft nach Dienstende nicht mehr telefonisch erreichbar zu sein." Für die Behandlung sei es wichtig, Stress zu reduzieren und sich bewusst zu entscheiden. Hinzu komme eine konsequente Therapie mit Medikamenten und begleitender Psychotherapie, erklärte Maier.

Frank Jessen, stellvertretender Direktor am gleichen Institut, berichtete über moderne Methoden zur Früherkennung einer Demenzerkrankung. "Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, um so besser lässt sich der Verlauf verzögern", so Jessen. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag auf der Alzheimer-Krankheit. Sie ist die häufigste Form dieses Krankheitsbildes. "Dies belegt auch eine Studie, die an tausend Personen, die an Demenz starben, durchgeführt wurde. Es zeigte sich, das rund 43 Prozent an Alzheimer erkrankt waren", erklärte der Mediziner. Bildgebende Verfahren der Nuklearmedizin könnten heutzutage Ablagerungen im Gehirn nachweisen, auch die Nervenwasseruntersuchung sei eine weitere anerkannte Methode.

"Es kann allerdings 20 Jahre dauern, bis das Krankheitsbild bemerkt wird", meinte Jessen. Dabei seien drei Stufen des Verlaufs beobachtbar: Zunächst die kognitive Gesundheit, die leichte Gedächtnisstörung (MCI) und letztendlich die Demenz. "Studien konnten allerdings nicht belegen, dass eine MCI unweigerlich in die Demenz führt", betonte Jessen. Merkmale seien beispielsweise das Vergessen von Gesprächsinhalten und dies bereits nach Stunden. Oder dass Dinge einer Person nicht mehr einfielen, obwohl man diese daran erinnert habe. Man könne die Vorhersage durch biometrische Tests verbessern und den Verlauf durch Medikamente verzögern. "Auch ein gutes soziales Netzwerk ist förderlich. Aber die Krankheit ist nicht heilbar", so der Mediziner.

Nach den Vorträgen folgte eine Diskussionsrunde mit dem Publikum. Es kam die Frage nach einem möglichen Auslöser von aluminiumverpackten Lebensmitteln für eine Demenzerkrankung auf. "Studien belegen, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass diese ursächlich ist", sagte Jessen. Maier hingegen antwortete lächelnd: "Was nicht belegt ist, ist dennoch nicht ausgeschlossen."

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