Prozessbeginn in Bonn Rentner soll seine Ehefrau zu Tode geschlagen haben

Bonn · Rund ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod seiner Ehefrau steht ein 71-Jähriger in Bonn nun wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, seine Frau mehrfach auf Kopf, Schulter und Arm geschlagen zu haben.

 Der Angeklagte mit Rechtsanwalt Petersohn.

Der Angeklagte mit Rechtsanwalt Petersohn.

Foto: Peter Kölschbach

Zu Anfang scheint es die große Liebe gewesen zu sein. Um seine neue Partnerin kirchlich heiraten zu können, ließ ein katholischer Heimleiter aus Köln Ende der 1990er Jahre sogar seine erste, 1971 geschlossene Ehe annullieren. Im Juli des vergangenen Jahres verstarb die zweite Ehefrau dann an den Folgen einer Hirnblutung und bereits wenige Tage später stand gegen ihn der Vorwurf eines möglichen Gewaltdelikts im Raum. Seit Dienstagmorgen steht der Rentner nun wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor der 4. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht.

Im Zeitraum zwischen „15 Uhr am 4., und 8 Uhr morgens am 5. Juli 2020“ soll der Mann seine zu diesem Zeitpunkt 67-jährige Ehefrau mindestens dreimal derart mit der Faust geschlagen haben, dass sie diverse Hämatome an der gesamten linken Körperseite davontrug. An den Folgen eines Schlags auf den Kopf soll die Frau dann schließlich verstorben sein.

Zu Beginn der Verhandlung am Dienstag war die Aufregung zunächst groß, als sich der Angeklagte auch eine halbe Stunde nach dem angesetzten Prozessbeginn nicht im Gerichtssaal blicken ließ. Nach einem Anruf des Verteidigers bei seinem Mandanten war allerdings schnell klar, dass der im Umgang mit seinem Navigationsgerät offenbar nicht ganz sattelfeste  Rentner sich schlichtweg verfahren hatte.

So begann der Prozess mit einer Stunde Verspätung und direkt nach der Verlesung der knappen Anklageschrift beantragte die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens: Die Anklage sei unwirksam, weil sie den Tatvorwurf nicht hinreichend präzisiere. So heiße es global, der Angeklagte sei nach dem Konsum einer halben Flasche Korn aggressiv geworden. „Wann konkret, wie und wo wird nicht ausgeführt“, bemängelte der Anwalt.

Dementsprechend äußerte sich der Rentner am ersten Verhandlungstag auch nicht zu den Tatvorwürfen, sondern beließ es bei einem Rückblick auf sein bisheriges Leben. „Der Tod meiner Frau hat mich vollkommen aus der Bahn geworfen“, sagte der 71-Jährige, während er sichtlich mit den Tränen kämpfen musste. Möglicherweise leidet der Mann unter einer depressiven Erkrankung.

Was genau in der Todesnacht geschah bleibt vorerst unklar: In seinem Beweisantrag will der Anwalt des Rentners rechtsmedizinisch klären lassen, ob die Verletzungen tatsächlich von Schlägen herrühren oder ob sie nicht durch mehrfache Stürze der hoch alkoholisierten Frau verursacht wurden. Offenbar hatte die Verstorbene vor ihrem Tod nicht nur größere Mengen Alkohol, sondern auch Antidepressiva zu sich genommen.

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