Umgestaltung des Stiftsplatzes Bonner Geschäftsleute klagen über fehlende Beteiligung

Bonn · Einzelhandelsverband und Geschäftsinhaber kritisieren, dass die Stadt sie nicht zum Umbaubeschluss am Stiftsplatz informiert hat. Ladenbetreiber bangen um ihre Kundschaft, wenn die Parkplätze wegfallen.

 Auf dem Stiftsplatz drängen sich die Autos. Viele der Parkplätze sollen mit dem geplanten Umbau wegfallen.

Auf dem Stiftsplatz drängen sich die Autos. Viele der Parkplätze sollen mit dem geplanten Umbau wegfallen.

Foto: Stefan Knopp

„Grundsätzlich hat Bonn es sicher dringend nötig, verschönert zu werden“, meint Jürgen Siemonsmeier. Wenn er als Geschäftsführer der MVZ Rheinzahn Zahnklinik aus dem Fenster blickt, sieht er einen vermüllten Grünstreifen in der Mitte der Welschnonnenstraße. Gleich um die Ecke ist der Stiftsplatz, eines der Projekte zur Stadtverschönerung: Wie berichtet, hat die Stadt den Umbau zur Grünfläche mit Mobilstation und Fahrradparkhaus beschlossen, ein großer Teil der rund 70 Parkplätze soll wegfallen.

„Ich habe davon durch den General-Anzeiger erfahren“, sagt er. Und dann durch den Anruf des Einzelhandelsverbandes Bonn Rhein-Sieg Euskirchen, der nachfragte, ob vor der Beschlussfassung irgendwer die Anlieger mit einbezogen habe. Das war nicht der Fall, und der Verband kritisiert dieses Vorgehen der Stadt Bonn, die als Begründung für das Tempo Fristen zur Beantragung von Landesfördermitteln anführte. Die Zahnklinik mit ihren 15 00 bis 20 000 Patienten im Jahr, die teils auch mehrfach kämen, sei auf nahe Parkplätze angewiesen, erklärt Siemonsmeier. Ohne die Fläche auf dem Stiftsplatz müssten die Patienten relativ weite Wege zurücklegen. „Man sollte schon im Zusammenspiel mit den Anrainern eine Lösung finden“, sagt er.

Kundschaft hat sich an Auto-Erreichbarkeit gewöhnt

Dem schließen sich die meisten Geschäftsleute am Stiftsplatz an. Während der Friseurfachmarkt Burgrath nicht auf Parkmöglichkeiten dort angewiesen ist – das Geschäft verfügt über einen Kundenparkplatz hinter dem Haus –, möchte nebenan Friseurmeister Uwe Gawol, seit 47 Jahren am Platz, nicht darauf verzichten. Gut die Hälfte seiner Kunden aus dem ganzen Stadtgebiet komme mit dem Auto.

„Das sind oft Frauen und ältere Menschen, die fahren ungerne in Parkhäuser, sondern bevorzugen offene Parkplätze.“ Auch ökonomisch hält er den Wegfall von kostenpflichtigen Parkplätzen für „völlig widersinnig“. Der Stadt würden jährlich geschätzt 350 000 bis 400 000 Euro an Einnahmen entgehen, stattdessen würde sie 900 000 Euro und mehr für den Umbau ausgeben.

Und dann das Argument, das auch andere Geschäftsleute mit Blick auf eine Begrünung maßgeblich umtreibt: „Ich befürchte, dass das ein Treffpunkt für Alkoholiker und Drogenabhängige wird.“ Das sei jetzt schon am Brunnen problematisch. Die Drogenszene sei im Sommer schon bedenklich aktiv, sagt auch Marc Düppenbecker, Mitarbeiter im Fahrradladen Cycles. „Das wird dann wohl noch mehr werden.“ Dass Parkplätze wegfallen, findet er nicht so dramatisch. „Es sollen ja mehr Fahrradparkplätze kommen.“

Furcht vor ausbleibender Kundschaft im Erotikshop

Sabine Reschke verlässt abends gegen 20.15 Uhr ihr Geschäft, da ist es um diese Jahreszeit schon dunkel. Sie betreibt einen Erotikshop am Stiftsplatz, und für sie als Frau, sagt sie, ist die Vorstellung, dass sich dann dort noch mehr „Obdachlose und Drogenabhängige“ auf der Grünfläche aufhalten, keine schöne Perspektive. Und sie fragt sich, ob ihre Kundschaft noch kommt, wenn sie nicht mehr mit dem Auto vorfahren kann. „Die wollen ungesehen hier anhalten, springen rein und fahren dann wieder“, erklärt sie. Auch sie wurde im Vorfeld nicht von der Stadt informiert, sondern erfuhr aus dem Radio vom Umbau.

Der sei ja kein neues Projekt, sondern Teil des schon 2013 beschlossenen „Masterplans Innere Stadt Bonn“, darauf weist der Kirchenvorstand der Gemeinde Sankt Petrus hin. Der begrüßt die Idee, auch weil die wenigsten Kirchgänger mit dem Auto kommen.

Die Geschäftsleute könnten ihr Anliegen ja in den geplanten Werkstattgesprächen anbringen, an denen die Gemeinde aktiv mitwirken möchte. Man könne den Leuten ja entgegen kommen, zum Beispiel, indem sie Parkgutscheine verteilen. Zum Thema Drogen- und Alkoholkonsum schließt sich der Kirchenvorstand der Ansicht von Jürgen Siemonsmeier an: „Das sollte nicht der alleinige Grund sein, nirgendwo Grünflächen zu schaffen.“

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