"Erzähle mir ein Bild"

Der Berliner Künstler Hannes Kater verbindet in der Reihe "Stars & Stripes" des Bonner Kunstvereins Raum und Zeichnung - und bietet dem Publikum ein attraktives Tauschgeschäft an

  Zeichen im Regal : Hannes Katers "Work in progress".

Zeichen im Regal : Hannes Katers "Work in progress".

Foto: Fischer

Bonn. Unsere Umwelt ist voller Bild-Zeichen: Piktogramme, Signets oder Verkehrszeichen erklären ohne die Verwendung von Schrift auf allgemein verständliche Weise, was erlaubt und was verboten ist. Auch der Berliner Künstler Hannes Kater bedient sich selbst entwickelter Zeichen, von ihm "Darsteller" genannt, die Emotionen, Handlungen oder Zustände bildhaft beschreiben.

Diese Zeichen sind jedoch - im Gegensatz zu den im öffentlichen Raum verwendeten Signets - in ihrem Inhalt nicht eindeutig und bilden diesen auch nicht ab. Eine Erdnuss (Peanuts) steht beispielsweise für Geld, aber auch für Profit orientiertes Denken.

Unter dem Titel "Vom wahren Zeichnen im falschen" zeigt Hannes Kater im Bonner Kunstverein nun ein "Work in progress", eine auf den vorgefundenen Raum bezogene Arbeit, die sich in der Anfangsphase der Ausstellung täglich weiter entwickelt und deren Stand auf einem Lageplan abzulesen ist.

Der Workshop-Charakter ist gewollt und steht in Korrespondenz mit der ebenfalls zurzeit im Kunstverein stattfindenden Sommerakademie der Wüstenrot Stiftung "ZukunftsWerkstattWohnbauen".

Während Kater im Eingangsbereich des Kunstvereins aus Styropor gefertigte und mit Zahnstochern befestigte Lampen installierte, ein Pappregal aufbaute, durch Projektoren Lichtveränderungen auslöst, seine Arbeitsmaterialen - ironisch kommentiert - zur Schau stellt und somit den Eindruck einer lebendigen Kunst-Werkstatt erweckt, hat er sich im Raum der Artothek auf das Wagnis einer Rahmung und damit eine konventionelle Präsentation seiner Zeichnungen eingelassen.

Der erste Blick auf Katers Arbeiten bleibt ohne Erhellung: Wie bei einer unübersichtlichen Gebrauchsanweisung werden Abläufe beschrieben, Pfeile gesetzt, Zusammenhänge angedeutet, Stichpunkte notiert, vereinzelt auch Worte und Zahlen eingefügt. Doch ohne Kenntnis der Vokabeln bleibt der Inhalt verschlüsselt. Doch Kater lässt den Betrachter hier nicht allein: Er bietet ihm eine Art "Lexikon", in dem die "Darsteller" ihre Bedeutung enthüllen.

"Es gibt keine vollständige Legende zu den Zeichen einer einzelnen Zeichnung", sagt Kater, der seine Bilder auf der sprachlichen Ebene mit Gedichten vergleicht. Sein Lineament wuchert übers Papier oder die Wand, überlagert sich in der Fülle der Zeichen oder schwebt reduziert auf wenige Linien in der Leere des Blattes.

Kater arbeitet mit Elementen aus Organigrammen, technischen Zeichnungen, bedient sich aber auch der surrealistischen Bildsprache. Der Künstler, erzählt auf seine Weise Geschichten, er kommentiert die Welt, die er in einem neuen System beschreibbar machen will: Gefühle, Sichtweisen, Zeitverläufe, Geschehen im Raum - Kater packt die ganze Komplexität, in der Mensch sich bewegt, in seine Zeichnungen.

Der "Zeichnungsgenerator", so nennt sich Kater selbst, bietet auf seiner Homepage www.hanneskater.de zudem jedem an seiner Arbeit Interessierten ein Tauschgeschäft an: "Erzähle mir ein Bild und ich zeichne Deine Erzählung nach".

Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22; bis 3. Oktober. Di-So 11-17, Do 11-19 Uhr

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