Programm 2023 im Max Ernst Museum Von Dada bis digital

Bonn · Die neue Chefin des Brühler Max Ernst Museums, Madeleine Frey, präsentiert ihre Pläne und das Programm für 2023.

 Meister in der Wüste: Lee Miller fotografierte Max Ernst 1946 in  Sedona, Arizona. Das Foto wird in der Schau „Image. Max Ernst im Foto“ zu sehen sein. 

Meister in der Wüste: Lee Miller fotografierte Max Ernst 1946 in  Sedona, Arizona. Das Foto wird in der Schau „Image. Max Ernst im Foto“ zu sehen sein. 

Foto: Max Ernst Museum Brühl des LVR/Mirja Beck

Das Max Ernst Museum des LVR hat den Generationswechsel vollzogen: Im August verabschiedete sich Museumschef Achim Sommer in den Ruhestand. Im Oktober trat seine Nachfolgerin Madeleine Frey ihren Dienst in Brühl an. Am Freitag präsentierte sie ihr Jahresprogramm für 2023 und ihre ersten Pläne, wobei die groben Züge bis auf die Schau der Preisträger Mitte Mai noch aus der Ära Sommer stammen. Grundzüge ihres neuen Programms wird man erst 2024 mit einer Soloschau der Bildhauerin und Installationskünstlerin Nevin Aladag erkennen. Die zweite Schau des Jahres 2024 wird sich dem Bildhauer Alberto Giacometti widmen und fußt noch auf Plänen der Ära Sommer. 2025 präsentiert Frey dann ihr erstes Gesamtprogramm. „Vermehrt Zeitgenossen“ will sie zeigen und „Max Ernst auf heutige Debatten hin untersuchen“, was sehr spannend werden dürfte. Den Sockel, auf dem Max Ernst heute in Brühl steht, hat noch Chef-Biograf und -Deuter Werner Spies gemeißelt. Auch in der Ernst-Exegese deutet sich also offenbar ein Generationswechsel an.

Die 38-Jährige interessiert sich für den soziologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Hintergrund, vor dem ein Werk wie das des Brühlers Ernst steht. Da sie auch gerne patriarchale Strukturen durchleuchtet und immer wieder einen feministischen Ansatz durchblicken lässt, könnte das Bild von Max Ernst durchaus neue Facetten bekommen. Als Volkswirtschaftlerein – und Kunsthistorikerin – hat sie jedenfalls eine andere Perspektive als ihre Vorgänger. Die 1984 in Schweinfurt geborene Frey studierte von 2004 bis 2012 an den Universitäten Basel, Cambridge, Lugano und Freiburg im Breisgau die Fächer Volkswirtschaftslehre und Kunstgeschichte. 2016 übernahm sie die Leitung der Galerie Stadt Sindelfingen.

Max Ernst und die Fotografie

Ihr Brühler Programm 2023 startet mit „Image. Max Ernst im Foto“. Die Schau zeigt Fotos aus eigenem Bestand, darunter auch erstmalig eine Schenkung der Künstlerin Dorothea Tanning, der vierten Ehefrau von Max Ernst. Vertreten sind Foto-Stars wie Berenice Abbott, Henri Cartier-Bresson, Yousuf Karsh, Robert Lebeck, Lee Miller, Arnold Newman, Irving Penn, Edward Quinn und Man Ray. Es geht um die Figur Ernst als medialem Pop-Star, aber auch um das Bild des Künstlers schlechthin. Anlässlich der Schau wird das Museum seine Fotosammlung in einem Bestandskatalog präsentieren. 

Auf der großen Bühne des Hauptausstellungsraumes werden anschließend erstmals gemeinsam und ausführlich die neuen Preisträger des für Künstlerinnen reservierten Luise-Straus-Preises – die aktuelle Preisträgerin Heike Weber ist gerade im Bonner LVR-Landesmuseum zu sehen – und des Brühler Max Ernst Stipendiums präsentiert. Frey will mit diesem Format einen Akzent auf junge, noch nicht etablierte Kunst setzen. In Zukunft plant sie, einen neuen Ausstellungsraum im Rahmen der Dauerausstellung für junge Kunst einzurichten.

Globalisierung und Surrealismus

Unter dem Titel „Surreal Futures“ wird die dritte große Ausstellung des Jahres neue Tendenzen der digitalen Kunst und Medienkunst ausloten: „Unsere Zeit ist geprägt von den Auswirkungen der Globalisierung und der Digitalisierung, von der Klimakrise, der Auseinandersetzung mit kolonialen Strukturen und zunehmender Diversität“, liest man in Freys Ausstellungsvorschau. Interaktive Videos, Kunstwerke der Sparten Virtual und Augmented Reality, hybride Rauminstallationen, digitale Collagen und multimediale Performances sollen, so Frey, die nicht verebbende Aktualität des Surrealismus belegen.

Max Ernst, Dada und Surrealismus neu zu befragen, das soll in Zukunft  eine generalüberholte Dauerausstellung leisten. Seit der Eröffnung des Hauses sei da nichts verändert worden, so Frey. Ob sie den unter Sommer eingerichteten Strang spektakulärer und publikumsträchtiger Ausstellungen à la Tim Burton, David Lynch oder Christo und Jeanne-Claude fortsetzt, will Frey nicht ausschließen. Konkret geplant ist nichts. Die „historischen Linien des Hauses will sie weiter entwickeln“, sagte sie, die in Brühl ein tolles Team vorgefunden habe und es ausdrücklich schätzt, dass dieses Haus „ein gutes Museum, aber kein schwerfälliger Tanker“ sei. In Sindelfingen verabschiedete sie sich mit der Schau „What I like“, in der Besucher Lieblingsbilder bestimmen durften. Eine demokratische, multiperspektivische Ausstellung. So etwas kann sie sich auch für Brühl vorstellen.

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