Telekom verhüllt Penck-Bild Eine neue Zeit in der Bonner Zentrale

Bonn · Telekom verhängt ein Wandbild von A.R. Penck – um Platz zu machen für eine Installation von Refik Anadol.

Der Künstler A.R. Penck 1995 vor seinem gerade vollendeten Wandgemälde in der Bonner Telekom-Zentrale.

Der Künstler A.R. Penck 1995 vor seinem gerade vollendeten Wandgemälde in der Bonner Telekom-Zentrale.

Foto: Peter Wierny

Alarmruf von Peter Wierny, Bonner Galerist, der seit den 1990er Jahren eng mit dem Maler A.R. Peck (1939-2017) zusammenarbeitete: Pencks riesiges Wandgemälde in der Bonner Telekom-Zentrale werde überdeckt! Ein gerade aufgenommenes Foto zeigt, wie Arbeiter ein neues Wandgemälde oder etwas Ähnliches anstelle des riesigen Penck-Gemäldes im Rondell, im Seitenflügel der Zentrale installieren, das der Künstler 1995 in einer Nacht an die Wand malte, wie Wierny erzählt. Das Gemälde schmückte die 1995 gerade unter Telekom-Chef Ron Sommer eröffnete Telekom-Zentale an der B 9.

Von der Güte der Penck-Ma­lerei war GA-Kritiker Andreas Denk übrigens nicht überzeugt. Damals schrieb er: „In der zentralen Halle und im Gartenhof hat Mario Merz zwei Iglus aus Glas bzw. aus Stein gesetzt, die Innen und Außen miteinander verbinden. Markus Lüpertz ist mit einer Skulptur, A.R. Penck mit einem allerdings mäßigen Wandgemälde vertreten. Im Garten wird Daniel Burens Arbeit am besten erkennbar, der die strengen Pfeilerreihen des Baus umlaufend mit einer zunehmenden Folge weißer Streifen gegliedert hat und so einen Hinweis auf die Grundrisskonzeption des Baus gibt ...“

Zeitlich begrenzte Archivierung

 Penck verhüllt: Neuinstallation des Anadol-Werks. 

Penck verhüllt: Neuinstallation des Anadol-Werks. 

Foto: Privat

Ein Anruf bei der Telekom löste nun das Rätsel. Laut Unternehmenssprecher René Bresgen ist das Gemälde des prominenten DDR-Künstlers Penck „nur quasi auf Zeit archiviert“. Man hat das Werk mit dem Titel „communication, translation, mainstation, aviation…“ zeitlich begrenzt mit einem leichten Stoff zugehängt, weil in dem Raum eine Installation des Künstlers Refik Anadol mit dem Titel „Machine Hallucinations – Satellite Simulations: B“ aus dem Jahr 2021 eingerichtet werde, erklärte Bresgen. Ab Januar 2023 soll Anadols Arbeit für alle Interessierten frei zugänglich sein, heißt es.

Es wird ein neuer Auftritt der ambitionierten „Art Collection Telekom“, die inzwischen Werke von mehr als 70 Künstlern aus Ost- und Südosteuropa versammelt und immer wieder in Ausstellungen präsentiert. Anadol (geboren 1985 in Istanbul) ist ein international wirkender Medienkünstler und Regisseur, der Künstliche Intelligenz und Quantum Computing zur Ko-Kreation einsetzt. Er lebt und arbeitet in Los Angeles, Kalifornien, wo das „Refik Anadol Studio“ seit 2014 seinen derzeitigen Hauptsitz hat. Das „dynamische AI Data Painting“ in der Arbeit „Machine Hallucina­tions“ nutze „maschinelles Lernen, um Satellitendatenarchive in Pigmente umzuwandeln“, heißt es. Man darf gespannt sein.

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