"Ich habe Lehrgeld bezahlt"

Von den Schwierigkeiten, als Nicht-EU-Bürger in Deutschland eine Firma zu gründen, berichtet Muharrem Yaman

Bonn. (js) Der Türke Muharrem Yaman betreibt seit 1996 eine Bäckerei in Bonn. "Ich habe viel Lehrgeld bezahlt", sagt Yaman rückblickend.

Als Jugendlicher zu den Eltern nach Bonn gekommen, arbeitete Yaman ohne richtige Ausbildung zunächst bei einem Gebäudereiniger. Sein Berufswunsch, Schlosser oder Feinmechaniker zu werden, ging wegen mangelnder Deutschkenntnisse nicht in Erfüllung. Als er wegen Arbeitsplatzabbaus bei seinem letzten Arbeitgeber ausscheiden musste, griff er die Idee seiner Brüder auf, im familieneigenen Haus in Bonn eine Bäckerei aufzumachen. Doch obwohl Yaman schon seit seinem 15. Lebensjahr in Deutschland lebt, kam er mit der Gründung einer eigenen Existenz nur schwer zurecht.

Rund ein halbes Jahr hätten allein die Formalitäten in Anspruch genommen, berichtet Yaman: Ein Nachweis für das "Öffentliche Interesse" an der Bäckerei über ein Gutachten bei der IHK, ein Führungszeugnis, ein Gesundheitszeugnis, eine geänderte Aufenthaltsgenehmigung und vieles mehr waren beizubrigen. Da er keine Bäckerausbildung hatte, musste Yaman auch noch eine GmbH gründen und einen Bäckermeister einstellen.

Yaman: "Der war vorher arbeitslos. Dass ich deshalb einen Lohnkostenzuschuss erhalten kann, wusste ich nicht." Die Einstellung eines Bäckers aus der Türkei sei vom Arbeitsamt abgelehnt worden. Auch andere Förderungen wie etwa das Überbrückungsgeld seien ihm entgangen. "Ich wurde hin- und hergeschoben zwischen Ämtern und IHK", sagt Yaman. "Ohne die Hilfe von Freunden und Bekannten beim Ausfüllen der Formulare hätte ich es nicht geschafft." Der bei ihm angestellte deutsche Bäckermeister habe zwischenzeitlich auch den Sprung in die Selbstständigkeit versucht. Yaman: "Angesichts der Schwierigkeiten hat er aber aufgegeben."

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