Hochwasserschutz von Heppingen bis Lohrsdorf Neue Haltepunkte und Wege machen Platz für die Ahr

Bad Neuenahr-Ahrweiler · In Bad Neuenahr-Ahrweiler ist man sich großer Veränderungen durch den Wiederaufbau nach der Flut bewusst. Der Hauptausschuss entwickelt klare Vorstellungen zum Schutz von Heppingen bis Lohrsdorf. Auch die Ortsumgehung in Lohrsdorf soll nun nach alter Planung angepackt werden.

Die Beschlüsse des Hauptausschusses in Bad Neuenahr-Ahrweiler haben auch Auswirkungen auf die Verkehrsführung auf der Bundesstraße 266 bei Heppingen, die infolge der Flut massive Schäden davontrug.

Die Beschlüsse des Hauptausschusses in Bad Neuenahr-Ahrweiler haben auch Auswirkungen auf die Verkehrsführung auf der Bundesstraße 266 bei Heppingen, die infolge der Flut massive Schäden davontrug.

Foto: ahr-foto

Vor großen Veränderungen im Aufbau der Ahrregion nach der Flutkatastrophe steht nach Ansicht des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler der Bereich von Heppingen bis Lohrsdorf. Das Gremium beschloss in einer Sondersitzung als Vorbereitung für eine außerplanmäßige Stadtratssitzung am 31. Oktober eine Fülle von Maßnahmen, für die es eine ganze Reihe übergeordneter Stellen zu überzeugen gilt, welche Herren der jeweiligen Verfahren sind.

LBM tüftelt an provisorischer Auffahrt Richtung Bad Neuenahr

So soll zum künftig verbesserten Schutz von Heppingen, Heimersheim, Green, Ehlingen und Lohrsdorf die Bundesstraße 266 als Umgehungsstraße im Bereich des Heimersheimer Bahnhofs nur noch dreispurig ohne Standstreifen verlaufen. Die Rampe als Auffahrt in Richtung Bad Neuenahr und eine bislang nicht errichtete Rampe als Abfahrt nach Heimersheim aus Richtung Ehlingen sollen obsolet werden, diese Aufgabe könnte ein Kreisel besorgen, der durchaus auch zweispurig geführt werden kann und von dem die Streckenführung in Richtung Heppingen und Lohrsdorf als vorfahrtsberechtigte Straße erfolgt. Schon aktuell, wo der Landesbetrieb Mobilität (LBM) an einer provisorischen Herstellung der teilzerstörten Rampe der Auffahrt in Richtung Bad Neuenahr tüftelt, könne diese durch einen provisorischen Kreisverkehr ersetzt werden. Völlig abgekoppelt werden soll der Rad- und Fußverkehr, der die B266 als Vorfahrtsstraße nicht mehr kreuzt und lediglich die Kloster-Prüm-Straße als K44 queren muss. Radler und Fußgänger sollen dann über eine neue Brücke parallel zur bestehenden Ahrbrücke geführt werden, die Heimersheim und Green mit Lohrsdorf und Ehlingen auch für diese Verkehrsteilnehmer sicher verbindet.

Mehr Ausbreitungsraum für die Ahr bei Hochwasser soll auch auf deren Nordseite geschaffen werden. Dafür fordert man, den Bahnhaltepunkt Heimersheim weg vom ehemaligen Bahnhofsgebäude bis hin zum Ortseingang Lohrsdorf zu verlegen. Die Zuwegung ist bereits gegeben, Möglichkeiten für Parkraum sind vorhanden. Die Fußgängerbrücke auf Höhe des Heimersheimer Bahnhofs soll entsprechend nicht mehr aufgebaut werden. Ein zusätzlicher Bahnhaltepunkt soll demnach in Heppingen entstehen. Dann können die Gleise auf Höhe des Heimersheimer Bahnhofsgebäudes ohne mittleren Bahnsteig enger zueinander verlaufen. Selbst die Landskrone will man angehen und hier durch Rückbau von Weinbergflächen auf dem Bergrücken die L80 noch näher an den Berg rücken.

Unter der Autobahn 571 soll ein Durchlassbauwerk geschaffen werden

Für den Bereich weiter östlich empfiehlt der Ausschuss dem Stadtrat, den Wasserablauf aus der Ehlinger Senke zu ermöglichen, in dem ein Durchlassbauwerk unter der A571 geschaffen wird, dass gleichzeitig durchgängig für Fußgänger und Radfahrer sein soll. Dieses Maßnahmenpaket empfahl der Haupt- und Finanzausschuss dem Stadtrat zur Beschlussfassung einstimmig. Gegen zwei Stimmen aus den Reihen von Bündnis 90/Die Grünen sieht die Beschlussempfehlung zudem den Wunsch einer schnellen Umsetzung einer zweistreifigen Ahrquerung der B266 und damit den Bau der Ortsumgehung Lohrsdorf und der Anerkennung oder Kompensation der im Gebiet festgesetzten Ausgleichsflächen vor. Hier begrüßt das Gremium eine naturnahe Entwicklung des Ahrverlaufs im Bereich der Lohrsdorfer Auen.

Basis dieser Überlegungen ist eine entsprechende Ausarbeitung des Arbeitskreises Fluthilfe in Zusammenarbeit mit dem Ortsbeirat Heimersheim. Dort hatte sich eine von insgesamt vier Arbeitsgruppen unter der Leitung von Kurt Wolter und Cornelia Schlagwein mit Szenarien von B266, Brücken und dem Bahnhof beschäftigt. Robert Füllmann trug die anschauliche Präsentation vor, deren Tenor auch lautete, dass die „Leichtigkeit des Verkehrs“ keine vordringliche Rolle mehr spielen dürfe. Dafür brachte Füllmann das, was am 14. und 15. Juli 2021 passierte und für Tod und Verwüstung sorgte, noch einmal anschaulich mit Bildern und Videosequenzen in Erinnerung. Seinerzeit hatte sich die Ahr auf eine Breite von 800 Metern ausgedehnt, das Wasser in der Ehlinger Senke stand tagelang meterhoch und floss nicht ab. Die Leistungsfähigkeit des „Flaschenhalses“ am Heimersheimer Bahnhof hatte man auf einen Durchlauf von 380 Kubikmetern pro Sekunde berechnet, es kamen aber bis 1200 Kubikmeter mit der Folge großer Zerstörung zurück bis nach Heppingen. „Unsere Generation hat die einmalige Chance, aber auch die Pflicht, Fehler der Vergangenheit zu beseitigen, zumindest zu verkleinern“, so Füllmann. Ergänzt wurde die Ausarbeitung dann hinsichtlich der Ortsumgehung Lohrsdorf von Alfred Bach. Man möchte zurück zu alten Planungen mit direkter Anbindung an die A571 in Verbindung mit einer Neufestlegung der Naturschutzbereiche, die sich nach der Flut neu entwickeln müssen. „Es ist toll, dass der Heimersheimer Arbeitskreis eine Lösung für vier Dörfer gefunden hat, ohne dass jemand Nachteile davon hat“, wies der Heppinger Ortsvorsteher Klaus Kniel (CDU) am Ende der Debatte auf eine große Solidarität der östlichen Stadtteile der Kreisstadt an der Ahr hin.

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