Angebote für junge Menschen im Kreis Ahrweiler Jugendkulturtage: Toleranz verleiht Flügel

KREIS AHRWEILER. · Die Jugendkulturtage im Kreis Ahrweiler laufen vielfach digital ab. Die Fahrt in einen Freizeit-Park steht auf der Kippe. Die Teilnahme an einem Tag gegen Homophobie und Trans-Feindlichkeit geht indes auf den Wunsch der Jugendlichen zurück.

 Sara Wessel und Annette Gies von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler (im Hintergrund, von links) mit Victoria Menzen an der „Flügel-Selfie-Station“.

Sara Wessel und Annette Gies von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler (im Hintergrund, von links) mit Victoria Menzen an der „Flügel-Selfie-Station“.

Foto: Martin Gausmann

KREIS AHRWEILER. Sie packen. Aber nicht, weil sie verreisen wollen, versteht sich. Zwischen Kartons bestücken vorneweg die 18-jährige Katharina Johanna Selonke und die hauptamtliche Mitarbeiterin Jutta Knieps des Altenahrer Büros für Jugendarbeit neben „Beauty-Free-Boxen“ mit Kokosöl, grobem Salz, Lavendelblüten und Bienenwachs und mit eigens ausgewählten und zu einem Heft gefügten Rezepten. „Für Badesalz, Lippenbalsam, Gesichtsmaske oder auch einem selbstgemachten Snack, einem Fruchtleder“, erklärt Praktikantin Selonke. „Bei anderen Zutaten wie Kaffeepulver oder Zucker fürs Kaffeepeeling gehen wir davon aus, dass sie die Empfängerinnen zu Hause haben.“ Ausgeliefert wurden die Beauty-Free-Boxen an Jugendliche ab zwölf Jahren, damit diese sich mit eigens hergestellten Produkten einen wahrhaft schönen Tag machen können. Wie die „Kult-Kartons to go“ mit Kult-Getränken und -Süßigkeiten sowie Bastelanleitungen und Beschäftigungsvorschlägen wie Wolkenbilder-Fotografieren ist die Aktion Teil der diesjährigen Jugendkulturtage, die zum ersten Mal coronakonform auf Abstand und vielfach digital Erlebnisse bescheren, aber nicht nur, und auch Neues entsteht von, für und mit Jugendlichen.

„Wir planen vorsichtig, um Angebote auch mit wenigen Leuten auf Abstand durchführen zu können“, sagt der Altenahrer Jugendpfleger Werner Söller. Sein Ziel: Jugendliche trotz und gerade in der Pandemie zu motivieren, aktiv zu sein - und das nicht nur mit digitalen Angeboten, weil sie nicht zuletzt wegen des Distanzunterrichts eh schon oft vorm Computer säßen.

Eine sechsstündige Erlebnistour im Wald mit Mittagspause am Lagerfeuer, den die Offene Kinder- und Jugendarbeit (Okuja) der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler geplant hat, kann wohl wie geplant abgehalten werden, sagt Sara Wessel. Anders als beim Titel zu vermuten, sollte auch die Aktion „#Instagirls“ eigentlich als Wochenend-Aktion in Präsenz ablaufen. Nun werden sich 13- bis 20-Jährige aber doch online mit einer Medienpädagogin befassen, was Schönheit ist und welchen Einfluss die sozialen Medien darauf haben. Die Erstellung eines Kochbuchs mit Lebensmitteln, die gängigerweise im „Fairteiler“-Kühlschrank der Foodsaver am Okuja-Standort zu finden sind, und die Upcycling-Nähwerkstatt sind indes in die Sommerferien verschoben. Eine ähnliche Nähaktion soll laut Aileen Buschmann auch in Remagen nun voraussichtlich im August „auf jeden Fall“ stattfinden, auch weil diese innerhalb eines „Fair Fashion Workshops“ zu den Jugendkulturtagen von sieben 13- bis 17-Jährigen bei Online-Treffen vorbereitet wurde, nicht jeder zu Hause eine Nähmaschine hat und dazu unter anderem auch eine filmische Dokumentation gehören soll. „Die Jugendlichen sind immer noch vorsichtig, was persönliche Begegnungen angeht“, sagt Buschmann. Statt in Präsentform werden daher auch etwa das „Escape Room“-Abenteuer oder die „Art Night“ des Jugendbahnhofs Remagen teils dank vorab zu den Teilnehmenden nach Hause gelieferten Materials nun ebenfalls online abgehalten.

Noch unklar ist, ob eine Fahrt in einen Freizeitpark noch innerhalb des Jugendkulturtage-Zeitraums erfolgen kann. Sie ist – wie in anderen Jahren etwa ein Konzert für die Jugend -ein Gemeinschaftsvorhaben verschiedener Städte und Gemeinden im Kreis. Genauso wie die Aktion „Corona und du!“ von Altenahr, Adenau, dem Brohltal und der Grafschaft, die von Samstag, 1. Mai auf Samstag, 29. Mai, verlegt wurde, weil es dann laut Söller die Inzidenzen hoffentlich hergeben. Jugendliche ab 14 Jahren können dabei in Altenburg, ihre Eindrücke und Gefühle während der Pandemie unter professioneller Anleitung in Bildern, Songs und Videos ausdrücken. Anmeldungen dazu sind wegen der Verschiebung aktuell noch möglich. Genauso wie für weitere Projekte im Mai und Juni wie die „Steinbildhauerei on tour“, Graffiti-Workshop, Lan-Party und weitere Angebote des Altenahrer Jugendbüros. „Wir üben das Ganze seit einem Jahr, machen viel draußen, bewerben Aktion nach Aktion, gucken immer von einer Sache zur nächsten, entwickeln Ideen, sagen ab oder planen spontan um“, sagt Söller.

Manchmal entstehen auf Anregung und mit Beteiligung der Bevölkerung respektive der Jugend auch neue Aktionen, was zum Konzept der Jugendkulturtage dazu gehört. So das Stadtteilprojekt in Heppingen. Nachdem Anwohner über zu schnell fahrende Fahrzeuge im Neubaugebiet geklagt haben, erhalten Familien von der Okuja „Kunsttüten“ zur Gestaltung von Hinweisschildern, die die Okuja dann anbringt. Auf Wunsch von Jugendlichen nimmt die Okuja zudem am „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*Feindlichkeit“ (Idahobit) teil. Dazu können an der „Selfie-Station“ mit Holzflügeln im Garten an der Okuja noch Fotos gemacht oder auch sonstige Statements und Beiträge zu Akzeptanz und Vielfalt eingereicht werden, die am 17. Mai online gestellt werden.

Die Jugend-Kulturtage

"Jugend, Kunst. Kultur. Vielfältig erleben"

Die Jugend-Kulturtage Kreis Ahrweiler fanden früher alle zwei Jahre unter der Ägide des Kreises statt. Mittlerweile werden sie alle drei Jahre organisiert von der AG „Offene Jugendarbeit“, unter der sich die Jugendpfleger zusammentun, um zwischen Oster- und Pfingstferien Extra-Angebote für Kinder und Jugendliche zu machen. Für dieses Jahr vorgesehen waren mehr als 50 Veranstaltungen unter dem Motto „Jugend. Kunst. Kultur. Vielfältig erleben“ vom 16. April bis zum 6. Juni. Ansprechpartner sind die Jugendbüros in den jeweiligen Kommunen, die die Umsetzung auch finanzieren. Teils sind die Teilnehmenden an den Kosten beteiligt. Junge Leute können kreisweit mitmachen und auch eigene Vorschläge machen und Ideen umsetzen.

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